Der Pfarrer von Rottenbach

Es war zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges, da ritt der Herzog von Coburg
an einem Sonntagmorgen in das Lautertal zur Jagd

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Die Kirche von Rottenbach
Foto: © Archiv Ulrich Göpfert

Wie er mit seinem Gefolge im Wald vor Rottenbach dahin zog, war es gerade um die Stunde, wo die Glocken des Kirchleins hätten zum Gottesdienst läuten müssen. Aber nichts war weit und breit zu hören.

Als die Jäger aus dem Wald herauskamen, siehe, da arbeiteten die Landleute emsig auf dem Feld. Erstaunt rief der Herzog einen der Bauern an, warum sie den Feiertag nicht heiligen. "Ach, gnädiger Herr", gab der zitternd zur Antwort, "wir sind arme Bauersleute, und übel bestellt ist es mit unserer Nahrung in dieser Kriegsnot. Wir wollten diesmal des Sonntags nicht pflegen mit unseres Pfarrherrn Erlaubnis. Ihm geht es nicht besser als uns. Er brennt Kohlen im Wald, weil er sonst mit Weib und Kindern hungern muß".

Da ritt der Herzog ins Dorf und befahl dem alten Küster, die Glocken zu läuten.

Draußen im Wald stand der Pfarrer bei seinem Meilerhaufen und hörte das Läuten. Da erschrak er und wusste nicht, was es bedeuten sollte. Eilends ging er hinab ins Dorf, da stand der Herzog vor der Kirche. Der Pfarrer schämt sich seines rußigen Kleides. Der Herzog aber befahl ihm, sogleich in die Kirche zu gehen und zu predigen. Nur den Talar durfte er über sein rußgeschwärztes Gewand ziehen. So stieg der Pfarrer auf die Kanzel, kniete nieder und schickte ein Gebet zu Gott.

Da kam ihm der Mut wieder, und er predigte so ergreifend von der großen Not des Dorfes, dass es den Herzog rührte. Nach dem Gottesdienst rief er den Pfarrer zu sich und rückte ihm ein paar harte Taler in die rußigen Hände, dazu verhieß er ihm den "Zehnten" von Wiesenfeld.

Quellenhinweis: Hermann Knorr

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