Hüben und drüben

Unter unserem Himmel
Hüben und drüben 
Geschichten von der Zonengrenze
Sonntag, 09. Juni 2013, 19:00 Uhr im Bayerischen Fernsehen

Ein Film von Annette Hopfenmüller
Redaktion: Frida Buck

Für junge Leute ist der "Eiserne Vorhang" schon Geschichte, die man in der Schule lernt. Dabei ist es noch gar nicht so lange her, dass er Deutschland in zwei scharf getrennte Welten teilte, und die Erinnerungen an diese Zeit sind noch sehr lebendig.

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Filmautorin Annette Hopfenmüller und Landrat Michael Busch
(Landkreis Coburg) anlässlich der Vorstellung ihres Filmes:
„Bratwurst, Dätsch und g’schnittne Hosn“ im Landratsamt Coburg

Foto: 2013 © Ulrich Göpfert

Filmautorin Annette Hopfenmüller war in Oberfranken und Thüringen unterwegs, um Menschen kennenzulernen, die diesseits und jenseits des "Todesstreifens" lebten: Minenfeldern, Stacheldrahtzäunen und Wachtürmen trennten sie von Nachbarn, Verwandten und Freunden und ließen ihre Heimat zu kultur- und strukturschwachen Zonenrandgebieten verkommen.

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Helene Hofmann und ihr Sohn Günther kommen aus Görsdorf im Landkreis Sonneberg und erzählen im oberfränkischen Dialekt von ihren Erlebnissen in diesem von der Grenze umschlossenen Dorf.
Foto: 2013 © BR

Nicht die großen politischen Geschichten werden erzählt, sondern die aus dem alltäglichen Leben "am Ende der Welt". Sie sind nicht nur traurig oder beklemmend,  zum Teil sind sie auch amüsant oder verblüffend.

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Görsdorf lag im 500-Meter-Sperrgebiet der DDR, direkt eingekesselt von der Grenze. Es gab eine Ausgangssperre, Görsdorf war auch innerhalb der DDR isoliert.
Foto:  2013 © BR

So brachte die nächtliche Ausgangssperre in Görsdorf, das im DDR-Sperrgebiet lag, so manches Abenteuer mit sich, an das man sich bis heute mit Vergnügen erinnert. Auch für die früheren Grenzsoldaten war der Dienst nicht nur mit unguten Gefühlen verbunden, sie haben sich auch menschlich wahrgenommen und mittlerweile haben sie sich als "Kollegen" aus Ost und West an einem Stammtisch vereint.

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Norbert Wacker, Wirt aus Gauerstadt, war durch die Grenze von seiner Verwandtschaft getrennt.
Foto:  2013 © BR

Dass der Gastwirt Norbert Wacker aus dem Landkreis Coburg an der Beerdigung seiner Tante Hulda "drüben" in Ummerstadt nur mit dem Fernglas teilnehmen konnte, macht ihn allerdings heute noch traurig.

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Dieter Ludloff
Foto: 2013 © BR

Genau wie die Erinnerungen des 85-jährigen Dieter Ludloff an sein Heimatdorf Billmuthausen, das der Grenze im Weg war und dem Erdboden gleich gemacht wurde.

In Annette Hopfenmüllers Film werden aber nicht nur Erinnerungen lebendig. Sie will auch wissen, ob "in den Köpfen" noch eine Grenze besteht oder zusammengewachsen ist, was zusammen gehört.

Annette Hopfenmüller im Portrait
Das Wiederentdecken der eigenen Heimat

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Annette Hopfenmüller mit ihren Eltern anlässlich der Vorstellung ihres Filmes:
„Bratwurst, Dätsch und g’schnittne Hosn“ im Landratsamt Coburg
Foto: 2013 © Ulrich Göpfert

Aufgewachsen ist Annette Hopfenmüller in einem Dorf nahe der oberfränkischen Vestestadt Coburg. Seit 1978 lebt und arbeitet sie in München. Ihren Beruf als Dolmetscherin für Englisch, Französisch und Spanisch hat sie aber nur kurz ausgeübt. Zu Beginn der achtziger Jahre arbeitet sie als Kabarettistin („Revuekabarett Blackout“) und als Musikerin (Bass) in Wien, Berlin und München. Später übernimmt sie die Redaktion und Moderation von Musiksendungen in Radio und Fernsehen ("Pop nach Acht" auf Radio Bayern 3, die Rockmusiksendung „Hard’n Heavy“ auf Tele 5 und „Rocklife“ im WDR).

Seit 1991 konzentriert sich Annette Hopfenmüller hauptsächlich auf die Arbeit hinter der Kamera. Anfangs produziert sie Kulturbeiträge für ZDF, WDR, BR, 3sat und ARTE u.a. für "Aspekte Kulturmagazin", „ZDF-MoMa“ und „Capriccio“. Ihren ersten Dokumentarfilm dreht sie 1996 am Münchner Residenztheater: In „Wie kommt der Mond ins Theater?“ wirft sie einen sensiblen Blick hinter die Kulissen des Bayerischen Staatsschauspiels. Große Bühnenwelten bleiben lange ihr Lieblings-Metier; sie dreht Filmportraits von Montserrat Caballé, August Everding, Andreas Kriegenburg oder Leander Haußmann sowie Reportagen über Oper, Schauspiel und Ballett.

Inzwischen hat die Filmemacherin über 50 Dokumentarfilme realisiert. In der vierteiligen ARD-Reihe "Alpenrock" (2002) arbeitet sie mit der Crème der Mundartmusik wie Wolfgang Ambros, Hubert von Goisern, Rainhard Fendrich, Georg Danzer, Konstantin Wecker, der Biermösl Blosn, der Spider Murphy Gang und vielen anderen.

Auch in "Unter unserem Himmel" fließt zunächst Annette Hopfenmüllers Faszination für Musik und Bühne ein (z.B. in "Neue Kleider für Pique Dame" über das Kostümwesen der Bayerischen Staatsoper). Und sie portraitiert faszinierende Handwerker wie Österreichs letzten Faschingsschneider ("Der Narrenschneider von Wien").

Ein großes Thema ist für Annette Hopfenmüller auch das Volksschauspiel geworden. In „Talentschmiede fürs Volksschauspiel“ wird die Nachwuchsfrage im sogenannten „bayerischen Fach“ gestellt. Sie erstellt Filmportraits von u.a. Walter Sedlmayr, Christa Berndl, Hans Clarin, Max Grießer, Erich Hallhuber, Willy Harlander, Fritz Straßner, Karl Obermayer und dem Regisseur Franz Xaver Bogner.

Und irgendwann hat Annette Hopfenmüller dann auch das filmische Potential ihrer alten Heimat entdeckt! Mittlerweile hat sie sich intensiv im ober- und unterfränkischen Umfeld umgesehen. So entstanden Filme wie „Am Polstermöbelhighway 303“, „Im Itzgrund“, „Bratwurst, Dätsch und g’schnittne Hosn“ oder „Unternehmen Märchenschloss“, für das Annette Hopfenmüller im Jahr 2011 mit dem Oberfränkischen Medienpreis ausgezeichnet wurde.

Quelle: BR.de - Bayerisches Fernsehen -  Unter unserem Himmel

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