Die Nixe

Die Nixe am Triebischloch
Sage aus dem Thüringer Land

  
Ein Blick auf die Ortschaft Theuern

2009 © Ulrich Göpfert

Zwischen Theuern und Grümpen am Oberlauf der Itz, im Thüringischen gelegen, kommt aus einer Felswand ein starker Brunnen aus einem Loch, so stark, dass das Wasser gleich eine Mühle treiben kann. Seit alter Zeit heißt diese Felsöffnung Triebischloch, warum, weiß niemand zu sagen. Unsere Vorfahren aber wissen davon eine grausige Geschichte zu erzählen:

Vor undenklicher Zeit konnte man jeden Abend bei Vollmond eine weiß gekleidete Jungfrau sehen, die ihre Wäsche am Brunnen wusch. Zart und rein klang ihre Stimme, wenn sie die feine Seide durch die Finger gleiten ließ und dabei Lieder sang. Beim Klopfen der Wäsche aber donnerte ihr wildes Geschrei weit über den Talgrund hinweg. Das hörte sich an wie Waffengeklirr und Kampfgetümmel. Niemand wagte sich des Nachts an diese Stelle.

Eines Tages kam ein fremder Bursche in das Dorf. Er lachte über solch dumme Geschichten und erbot sich bald, beim nächsten Vollmond zum Brunnen hinabzugehen und mit der Nixe zu singen. Und richtig, beim nächsten Vollmond kam er an und rief, es sei nun die richtige Zeit, das Geheimnis der Nixe zu entschleiern. Trotz aller Warnungen stieg er talwärts, dem zarten Gesang entgegen.

Nach geraumer Zeit glaubten die Burschen und Mädchen die beiden miteinander reden zu hören. Plötzlich ertönte ein schrilles Lachen und dann ein Krachen, dass man meinte, Himmel und Erde würden auseinander brechen. Die Burschen und Mädchen stoben auseinander, rannten heim und verriegelten die Kammern. Am nächsten Tag fand man den fremden Burschen erschlagen neben dem Loch und unweit davon den Wäscheschläger der Nixe liegen.

Seit dieser Zeit ist die Nixe verschwunden.

Quellenhinweis: Andreas Stubenrauch

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