Vom "Pfeffern und Neujahrwünschen"

Ein Brauch der früher im Coburger Land zu "Neujahr" gepflegt wurde

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Lustig ging`s zu beim "Pfeffern", wie das Bild der "Pfeffergesellschaft" zeigt.
Zu sehen ist u. a. der "Pfefferer" mit der Gerte aus Birkenreisern, und das Frala mit dem Beckenkorb, zur Aufnahme des "gepfefferten Ertrages". Anzunehmen ist außerdem, dass alle Beteiligten in Anbetracht der Außentemperatur auch einiges an "alkoholischem Pfeffergut" bereits verinnerlicht haben.
Repro: © Archiv Ulrich Göpfert

In der Zeit zwischen dem Stephanstag (26. Dezember) und dem Dreikönigstag (6. Januar), besonders aber am Tag der "Unschuldigen Kindlein" (28. Dezember), der auch der "Pfefferleinstag" genannt wird, und am Neujahrstag (1. Januar) wurde und wird auch heute noch in manchen Orten ein Brauch ausgeübt, der als "Pfeffern", bezeichnet wird. Mit einem grünen Zweig oder einer im Wuchs stehenden Rute wird jeweils das andere Geschlecht berührt.

In den 1950iger Jahren wurde dieser Brauch noch in Dörfles-Esbach ausgeübt
Am Neujahrstag wurden die Eltern, Großeltern, Onkeln und Tanten von uns Kindern "gepfeffert". Meine Göpfert`s-Urgroßmutter lebte zur damaligen Zeit noch, und sie legte großen Wert darauf, dass sämtliche Enkel und Urenkel diesen Brauch auch an ihr vollzogen. Sie war damals bereits über 80 Jahre alt und hatte aus ihrer Jugendzeit noch besonders "markante Pfeffersprüche" im Gedächtnis, die bei uns immer für große Erheiterung sorgten. Die besonders "schlimmen" haben wir uns Kinder natürlich alle gemerkt.

Der Brauch des Schlagens mit der Rute hat eine lange Tradition
Wie aus der Chronik dazu zu lesen ist wurde von der Obrigkeit geboten: "Zum Pfeffern soll ein Nachbar dem anderen seine Kinder zuschicken dürfen, aber keine ungezogene Jugend von Buben und Mägdlein soll sich dazu schlagen und den Leuten haufenweise in die Häuser fallen".  Im 18. Jahrhundert scheint sich der "Pfefferleins- oder auch Fitzeltag" weiterhin großer Beliebtheit zu erfreuen, wie der Chronist 1795 schreibt: "Der unschuldige Kindleinstag" wird an manchen Orten auch der Pfefferleins- oder Fitzeltag genannt.

Es ist Brauch, dass die Eltern von den Kindern "gepfeffert" werden
Die Ruthen werden von solchen Gewächsen gebunden, welche um diese Jahreszeit noch grün sind, oder es werden auch nur einzelne Zweige von Buchsbaum, Rosmarin, Lorbeer, Pomeranzen etc. genommen und damit gepfeffert, welches gemeinlich auf die Hände geschieht. So spricht man dazu: "Schmeckt der Pfeffer gut? Gesalzen oder geschmalzen?"  Man gibt hierauf den Kindern einen sogenannten "Pfefferlohn“ an Geld und Esswaren. "Pfeffernüsse kann das Schlagen mit der Rute bedeuten.

"Pfeffer, Pfeffer, juckt die Haut, dass fei für mich a Gschenk rausschaut." Gebt ihr a tüchtigs, lob ichs recht, gebt ihr a lumperts, gehts euch schlecht!"  Die Arten der Gerten oder Ruten sind verschieden. Es können Zweige vom Christbaum sein, nämlich Fichten- oder Tannenzweige, diese sind meist geschmückt mit Lametta oder roten Seidenschleifen, es können aromatische und wohlriechende Stengel von Salbei-, oder Rosmarinstaude, es können auch einfach oder zusammengebundene Ginster-, Weiden- oder Haselruten sein. Oft waren es auch Myrten-, Buchs- Preiselbeer- oder Immergrünzweiglein. Aus dem Inhalt mancher "Pfeffersprüche“ kann man schließen, welcher Art die Pfeffergerte war.

    "Pfeffer, Pfeffer Sträußchen, ich komm zu dir ins Häuschen, gib mir nur ein Plätzle schön; dann will ich wieder weitergehen." (Weitramsdorf, Weidach)

    "Da komm ich hergetreten, mit meiner Pfeffergerte mit meinem Rosmarinstengel, will pfeffern wie ein Engel, will pfeffern keusch und rein, du sollst mein lieber Engel sein." (Effelder)

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Die wichtigsten "Pfeffer-Utensilien" - Grüner Zweig und Branntwein
Foto: © Ulrich Göpfert

Weitere noch heute bekannte „Pfeffersprüche" sind:

    "Pfeffer, Pfeffer heuer, der Branntwein ist teuer, schenkt mir noch ein Schnäpschen ein, dann will ich zufrieden sein." (Dörfles, Frohnlach, Thann, Oeslau, Weißenbrunn v. W., Einberg, Schottenstein)

    "Ich bin ein kleiner König, gebt mir nicht zu wenig, lasst mich nicht zu lange stehn, denn ich muss noch weitergehen." (Dörfles, Mönchröden, Tiefenlauter, Effelder, Frohnlach, Einberg, Neershof, Oeslau, Stöppach, Neida, Lahm)

Lebkuchen waren fast überall, wo der Brauch bekannt war, der Lohn für das Rutenschlagen
Im Coburger Land werden im Volksmund noch heute die Lebkuchen "Pfefferkuchen" genannt. Hier gibt es auch noch zur Weihnachtszeit ein plätzchenartiges Gebäck, das den Namen "Pfeffernüsse"  trägt. So taucht folglich auch in vielen Sprüchen der "Lebkuchen oder Pfefferkuchen" auf. "Ho, ho, ho, das Neue Jahr is do. Gebt me Äpfel und Pfeffernüsse, sonst krieg ich kalta Füß".

Immer wurde auch Geld gefordert
In vielen Reimen werden Geldstücke oder -scheine genannt, die in unserer Währung nicht mehr bekannt sind. Auch daraus kann man folgern, welch lange Tradition dieser Heischebrauch hat. In etlichen Sprüchen wird der "Taler" gefordert. Der Taler war im Deutschen Reich die Geldeinheit von 1566 bis zur Einführung der Mark 1876. Seit 1907 ist er als gesetzmäßiges Zahlungsmittel verschwunden, doch bezeichnete man die Silbermünzen von 3-Reichsmark in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts noch als "Taler".

In manchen Pfeffersprüchen kam der "Groschen" vor
Diese ehemalige deutsche Silbermünze war seit dem 16. Jahrhundert die wichtigste Unterteilung des Talers, sie wurde später zur Scheidemünze und hatte den Wert von 1/24 Taler. Der Silbergroschen im 19. Jahrhundert war 1/30 Taler, etwa 12 Pfennig wert. Bis zur Währungsumstellung auf Euro und Cent, wurde ein Zehnpfennigstück im Coburg Land als "Groschen" bezeichnet.

    "Da komm ich her geschossen gebt ma gleich an Groschn fei ja, fei ja, sonst haab ich no!" (Frohnlach, Einberg)

    "Ich pfeffer mein Herr Nachber, wenn ich ner pfeffer, na lacht er. Mei Nachber ist a guter Mo` gibt me an guten Pfefferloh`." (Neuses, Weißenbrunn v. W.)

    Der folgende Vers wurde wahrscheinlich von Kindern beim Pfeffern aufgesagt, denn es wird ein Stück Zucker verlangt. Er gibt Einblick in die Notzeit und Armut vieler Familien in früherer Zeit:

    "Ich bin a kläne Bugge, gaab me a Stückla Zucker, wickls nei Papier dös ichs net verlier!" (Großwalbur)

Mit dem humorvollen Sprüchlein, dass wohl von Buben wie auch von Mädchen vorgetragen wurde, schließen wir den Reigen der Pfeffersprüche:

"Pfeffer, Pfeffer Neujohr, der Vater steckt im Ofenrohr, die Mutter in Schlappen, no wolln me weitertappen." (Rodach)

Quellenhinweis: Elisabeth Radunz

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