Der 14. Februar ist der Tag der Liebenden

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Die Geschichte des Valentinstages

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Ein Blumengruß zum Valentinstag
Foto: Archiv © Ulrich Göpfert

Für die Blumenhändler ist der 14. Februar ein guter Tag, denn alljährlich beschert der "Valentinstag“ den Floristen den fünffachen Umsatz eines normalen Verkaufstages. Doch darum geht es angeblich gar nicht, sondern um einen uralten Brauch, zurückgehend auf einen freundlichen, frommen Mann namens Valentin, der vorbeigehenden Mädchen mit Rosen aus seinem Garten beschenkt haben soll. Oder so ähnlich....

Wahrscheinlich handelt es sich um den Bischof Valentinus von Terni, der zwischen 268 und 270 in Rom den Märtyrertod erlitten hat. Was der spätere Heilige allerdings mit Blumen oder gar mit Verliebten zu tun gehabt haben soll, ist völlig ungewiss.

Das der 14. Februar zu einem Feiertag wurde, dem der Grund zum Feiern abhandenkam, lag daran, dass das Weihnachtsfest verschoben wurde. Ursprünglich wurde die Geburt Christi nämlich am 6. Januar gefeiert, und so ist es noch heute in der Ostkirche. Als dann aber im 4. Jahrhundert Papst Liberius das Weihnachtsfest, die Feier der Geburt Jesu, auf den 25. Dezember verlegte, rutschte auch Maria Lichtmess auf einen früheren Termin, den 2. Februar. "Maria Lichtmess“ war aus dem Feiertag "Mariä Reinigung“ hervorgegangen, an dem die frühen Christen der rituellen Reinigung der Mutter Gottes nach der Geburt Jesu gedachten. 40 Tage nach der Niederkunft sollte nach jüdischem Brauch diese Reinigung vollzogen werden, und so wanderte Lichtmess zwangsläufig mit dem Weihnachtsfest und ließ den 14. Februar verwaist.

Der Tag war für den heiligen Valentin frei geworden. Doch selbst wenn der Märtyrer schon seit dem 4. Jahrhundert kultisch verehrt wurde, so war er doch ein vergleichsweise blasser Heiliger, über den nur wenig bekannt war. Es bot sich also geradezu an, die Geschichte des Heiligen fantasievoll auszuschmücken.

Maria Lichtmess wurde liturgisch mit der Ankunft des Bräutigams Jesus Christus zur himmlischen Hochzeit beendet. Vielleicht war dies der ursprüngliche Grund, warum der "Bräutigam“ am 14. Februar und damit auch am heiligen Valentin kleben blieb. In jedem Fall bekam er auf diese Weise plötzlich ein neues, schärferes Profil: Obskure volkstümliche Quellen berichten, der sanfte Valentin habe Blumen an junge Menschen verschenkt, und er soll Liebende heimlich getraut haben – gegen den Willen der Obrigkeit, denn damals konnte längst nicht jeder heiraten, wen er wollte.

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Foto: Archiv © Ulrich Göpfert

Historisch belegt ist allerdings keine einzige dieser Behauptungen. Während der Heilige selbst allmählich wieder in Vergessenheit geriet, entwickelten sich verschiedene weltliche Valentinsbräuche, die sich seit dem Ende des 14. Jahrhunderts, zunächst in England, Frankreich und Belgien durchsetzten.

Zunächst wurde der 14. Februar zum "Tag der offenen Herzen“ erkoren. In England war dies angeblich das Datum, an dem sich die Vögel paarten. Das geht zumindest aus einer Gedichtzeile hervor: "Am Valentinstag kehrt das Licht zurück und jeder Vogel wählt sich einen anderen
Gefährten“. Was den Vögeln recht ist, ist den Menschen nur billig. So scheint man gedacht zu haben, denn jetzt wurde der Valentinstag allgemein zum "Tag der Verliebten“ erklärt.

Im 17. Jahrhundert entwickelte sich dann daraus ein regelrechtes Gesellschaftsspiel
Am Abend des 13. Februar pflegten sich junge Damen und Herren zu versammeln und die Namen aller Anwesenden auf kunstvoll gestaltete Kärtchen zu schreiben, die man einrollte und nach Geschlechtern getrennt in Schachteln legte. Daraus zog sich dann jeder seinen "Valentin“ oder seine "Valtentine“ – Paare zumindest für den 14. Februar, nicht selten aber auch für ein ganzes Leben.

Bei jungen Mädchen war es ein beliebter Brauch, sich vor dem Schlafengehen Lorbeerblätter an alle vier Kissenzipfel zu heften, um in der Nacht vom Zukünftigen zu träumen. Oder sie schrieben die Namen ihrer Verehrer auf Zettelchen, die zusammengeknüllt und mit Lehm eingerollt wurden. War dieser getrocknet, warf man die kleinen Kügelchen ins Wasser und wartete darauf, welcher Zettel sich zuerst aus der Lehmschicht befreite und an die Wasseroberfläche stieg: Er trug den Namen des (hoffentlich) Richtigen.

Im 19. Jahrhundert begann man, Valentinsgrüße zu verschicken. Gedruckte oder selbst gemalte Karten mit Spitzenrand, Rosen und Herzen, die mitunter mit eigenen Gedichten versehen waren, kamen mit der Post – ein Brauch, der sich schon bald größter Beliebtheit erfreute. Am 13. Februar 1880 benötigte allein die Londoner Post 400 zusätzliche Arbeitskräfte, um einen Million Karten rechtzeitig zu verschicken!

Die wohl berühmteste Valentinskarte ist derzeit noch unter Verschluss. Die nämlich soll Queen Victoria lange nach dem Tod ihres überaus geliebten Albert an ihren Vertrauten John Brown geschrieben haben – in rein platonischer Absicht, versteht sich! Vielleicht wird sie einmal im Londoner Victoria und Albert Museum zu besichtigen sein, dass eine ganze Kollektion schöner historischer "Valentines“ besitzt.

Dass auch die Vereinigten Staaten den Valentinstag nur allzu gern übernahmen, ist nicht weiter erstaunlich, hatten sie doch vergleichsweise wenige nationale Feiertage. Im "Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ wurde der Todestag des längst in Vergessenheit geratenen Heiligen schließlich völlig kommerzialisiert.

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Foto: Archiv © Ulrich Göpfert

Nach Mitteleuropa kam der Valentinstag erst spät
Pfiffige Geschäftsleute machten sich nach dem Zweiten Weltkrieg den angeblichen Brauch des Heiligen zunutze, Verliebten Blumen zu schenken. Eine FLEUROP-Kommission, "Propaganda für die Blume“, verbreitete die "schöne Tradition“. 1947 begannen Werbefeldzüge für das Blumenschenken in Frankreich und Belgien, 1948 in der Schweiz. 1950 schließlich in Deutschland und Österreich. Handzettel wurden verteilt, auf denen für den Valentinstag geworben wurde; den Versandaufträgen fügte man Prospekte bei, um die Empfänger über den Sinn des Blumengeschenks aufzuklären. Die Kampagne wurde ein voller Erfolg. Der Heilige, den kaum jemand kannte, war bald in aller Munde.

Angesichts der Geschäftemacherei in seinem Namen würde sich Valentin vermutlich im Grabe umdrehen – wenn man nur wüsste, in welchem: Reliquien des Heiligen ruhen seit dem 14. Jahrhundert in Kiedrich im Rheingau, doch auch in der Kirche St. Michael im schwäbischen Krumbach liegt "der heilige Valentin“ zur allgemeinen Betrachtung in einem gläsernen Sarg.....