Rund um das Frankenlied

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Eine Hymne in sechs Strophen
Liedtext: Joseph Victor von Scheffel

Die meisten Franken kennen die Melodie und den Text: "Wohl auf, die Luft geht frisch und rein..." Dabei ist die Entstehungsgeschichte dieser inoffiziellen Hymne der Franken ein wenig merkwürdig. Gedichtet hat sie nämlich ein Badener und es sollte eher ein Wanderlied werden als ein Loblied.

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Staffelberg – Der Berg der Franken
Foto: Archiv © Ulrich Göpfert

Bayern-Autor Robert Schurz schildert die Entstehungsgeschichte des Frankenlieds und führt in die idyllische fränkische Schweiz, auf den Staffelberg - einen der heiligen fränkischen Berge - und ins ehrwürdige Kloster Banz. Dort hielt sich im Sommer 1859 mehrere Wochen lang Joseph Victor von Scheffel auf. Der Schriftsteller erwanderte sich die fränkische Region. Seine Eindrücke inspirierten ihn zum mehrstrophigen Frankenlied.

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Basilika Vierzehnheiligen – gegenüber von Kloster Banz
Foto: Archiv © Ulrich Göpfert

Scheffel lebt munter weiter
Auch wenn Scheffel bereits am 9. April 1886 gestorben ist - die Franken ehren und schätzen den Dichter ihrer Nationalhymne immer noch. Valeri, valera - Scheffel lebt munter weiter. Ein Beleg für die Beliebtheit der fränkischen Hymne sind die Parodien und Weiterdichtungen. So zum Beispiel die antibayerische Zusatzstrophe, die Gerd Backert gedichtet hat: "O heil’ger Veit von Staffelstein, beschütze deine Franken, und jag’ die Bayern aus dem Land! Wir wollen’s ewig danken..."

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Kloster Banz
Foto: Archiv © Ulrich Göpfert

Liedtext des Frankenliedes
(Text: Joseph Victor von Scheffel)


1. Strophe

Wohlauf, die Luft geht frisch und rein,

wer lange sitzt, muss rosten.

Den allerschönsten Sonnenschein

lässt uns der Himmel kosten.

Jetzt reicht mir Stab und Ordenskleid

der fahrenden Scholaren.

Ich will zur schönen Sommerszeit

ins Land der Franken fahren,

valeri, valera, valeri, valera,

ins Land der Franken fahren!

 

2. Strophe

Der Wald steht grün, die Jagd geht gut,

schwer ist das Korn geraten.

Sie können auf des Maines Flut

die Schiffe kaum verladen.

Bald hebt sich auch das Herbsten an,

die Kelter harrt des Weines.

Der Winzer Schutzherr Kilian

beschert uns etwas Feines,

valeri, valera, valeri, valera,

beschert uns etwas Feines.

3. Strophe

Wallfahrer ziehen durch das Tal

mit fliegenden Standarten.

Hell grüßt ihr doppelter Choral

den weiten Gottesgarten.

Wie gerne wär' ich mitgewallt,

ihr Pfarr' wollt mich nicht haben!

So muss ich seitwärts durch den Wald

als räudig Schäflein traben,

valeri, valera, valeri, valera,

als räudig Schäflein traben.

 

4. Strophe

Zum heil'gen Veit von Staffelstein

komm ich empor gestiegen,

und seh' die Lande um den Main

zu meinen Füßen liegen.

Von Bamberg bis zum Grabfeldgau

umrahmen Berg und Hügel

die breite stromdurchglänzte Au.

Ich wollt', mir wüchsen Flügel,

valeri, valera, valeri, valera,

ich wollt', mir wüchsen Flügel.

5. Strophe

Einsiedelmann ist nicht zu Haus',

dieweil es Zeit zu mähen.

Ich seh' ihn an der Halde drauß'

bei einer Schnitt'rin stehen.

Verfahr'ner Schüler Stoßgebet

heißt: Herr, gib uns zu trinken!

Doch wer bei schöner Schnitt'rin steht,

dem mag man lange winken,

valeri, valera, valeri, valera,

dem mag man lange winken.

 

6. Strophe

Einsiedel, das war missgetan,

dass du dich hubst von hinnen!

Es liegt, ich seh's dem Keller an,

ein guter Jahrgang drinnen.

Hoiho, die Pforten brech' ich ein

und trinke, was ich finde.

Du heil'ger Veit von Staffelstein

verzeih mir Durst und Sünde,

valeri, valera, valeri, valera,

verzeih mir Durst und Sünde!

                                                                                                   Quelle: BR.de – Franken