Das Prinz Albert-Denkmal auf dem Marktplatz in Coburg wurde am
26. August 1865 im Beisein von Queen Victoria eingeweiht.
Der Coburger Prinz Albert, Gemahl der englischen Königin Victoria,
war eine geachtete Persönlichkeit in der europäischen Politik
Foto: Archiv © Ulrich Göpfert
Beim alljährlichen Schützenauszug zum Coburger Vogelschießen wird die Traditionsfahne vom Rathaus abgeholt. Dabei versammeln sich die Schützen auf dem Marktplatz in Coburg und umringen das Denkmal von Prinz Albert, wie hier auf dem Bild zu sehen ist.
Prinz Albert wurde als zweiter Sohn des damals regierenden Herzogs Ernst I. und Herzogin Luise, geborene Prinzessin von Sachsen-Gotha-Altenburg am 26. August 1819 auf Schloss Rosenau geboren. Sein um ein Jahr älterer Bruder Ernst und er wurden besonders in den modernen Sprachen und Naturwissenschaften durch den Konsistorialrat Christoph Florschütz unterwiesen. Im Jahre 1836 besuchten die beiden Prinzen die Verwandten an den Höfen in London, Paris und Brüssel. Hier in Brüssel regierte seit 1831 ihr Onkel Leopold als König der Belgier.
Ein Jahr später, 1837, wurde die erste Italienreise unternommen. Das Studium der Rechtswissenschaften, Geschichte und Literatur erfolgte in den Jahren 1837/38 in Bonn bei Moritz August von Bethmann-Hollweg, August Wilhelm Schlegel (dem Shakespeare-Übersetzer) und Ernst Moritz Arndt. Sein Onkel der König Leopold von Belgien und Christian Friedrich-Freiherr von Stockmar erörtern im Jahre 1838 erstmals die Heirat zwischen Queen Victoria und Prinz Albert. Eine zweite Reise nach Italien mit einem Empfang beim Papst wurde im Jahre 1839 durch Prinz Albert unternommen.
Am 10. Februar 1840 fand die Hochzeit mit seiner Cousine Queen Victoria von Großbritannien in London statt. Aus dieser Ehe gingen neun Kinder hervor, vier Söhne und fünf Töchter, wobei zu berücksichtigen ist, dass diese Ehe nur 21 Jahre dauerte, bis zum frühen Tod von Albert im Jahre 1861. Die älteste Tochter Victoria heiratet im Jahre 1858 den preußischen Kronprinzen Friedrich, der später deutscher Kaiser wird (1888). Sie sind die Eltern des deutschen Kaisers Wilhelm II.
Das vierte Kind und zweiter Sohn Alfred aus der Ehe von Prinz Albert und Königin Victoria wird 1893 Herzog in Coburg. Nach dessen Tod folgt im Jahre 1900 als letzter Coburger Herzog, Carl Eduard, Herzog von Albany, ein Enkel von Queen Victoria und des Prinzen Albert. Im August 1845 besucht die Queen Victoria zum ersten Mal mit ihrem Mann dessen Geburtsort die Rosenau und feierten hier seinen Geburtstag. Wie sie ihrem Tagebuch anvertraute: "Wäre ich nicht Königin von England, würde ich hier auf der Rosenau meinen Sitz nehmen“. Zeit ihres Lebens war sie von Schloss Rosenau und von Schloss Callenberg sehr angetan.
Im Jahre 1851 ging ein seit 1849 von Prinz Albert geplantes Projekt in Erfüllung, denn am 1. Mai konnte die erste Weltausstellung im Londoner Hydepark feierlich eröffnet werden. Diese Weltausstellung ist in erster Linie seinen Ideen und Entwürfen als Urheber zu verdanken.
Prinz Albert wurde durch seinen unverkennbaren Einfluss auf das Verhältnis England und Frankreich sowie Deutschland, zu einer geachteten Persönlichkeit in der europäischen Politik. Sein Rat war auch in der englischen Innenpolitik bei den Auseinandersetzungen der englischen Parteien und vor allem in sozialen Belangen sehr gefragt. Sein besonderes Interesse galt dem Bau von Arbeitersiedlungen in den Bergwerksgebieten von Mittelengland. Dafür engagierte er sich energisch, was ihm von den Arbeitern hoch angerechnet wurde. Sein Wissen und Einfluss brachte er auch beim Bau der Kanalisation der Stadt London ein. Auch als Komponist ist er hervorgetreten.
Aufnahme von der Einweihungsfeier am Marktplatz. Links die Tribüne mit den
Ehrengästen, rechts das noch im hellen Bronzeglanz strahlende Denkmal
Foto-Atelier Appeltshauser, Coburg, 26.08.1865
Überraschend im Alter von erst 42 Jahren stirbt der Prinzgemahl Albert am 14. Dezember 1861. Das gesamte englische Volk trauert um ihn und zollt ihm hohe Anerkennung, für all das, was er in der kurzen Zeit seines Wirkens für England geleistet hat. Sie gaben ihm den Ehrentitel: "Albert the Good“.
Zwei Jahre nach dem Tod des Prinzgemahls der Königin Victoria von England wird in seiner Coburger Heimat ein Komitee zur Errichtung eines Denkmals für Albert gebildet und öffentliche Sammlungen durchgeführt. Auch Queen Victoria sagt ihre Unterstützung zu, in dem sie die geplante Statue der Stadt Coburg zum Geschenk macht. Die Kosten für den Sockel des Denkmals werden von den Coburgern getragen. Die eiserne Umfriedung des Denkmals wurde von seinem Bruder Herzog Ernst II. gestiftet.
Am 11. August 1865 kommt die Königin Victoria mit ihren Kindern nach Coburg und nimmt Wohnung auf Schloss Rosenau. Das vom englischen Bildhauer William Theed geschaffene und in Nürnberg in Bronze gegossene Standbild wird am 15. August am Marktplatz aufgestellt. Das 3,18 m hohe Standbild zeigt Albert im Ornat des Ritters des Hosenbandordens. In der rechten Hand hält er den teilweise entrollten Plan mit der Aufrisszeichnung des Londoner Kristallpalastes der Weltausstellung von 1851 (die dem Wirken Alberts zu verdanken ist). Der Sockel des Standbildes hat eine Höhe von 3,64 m und ist aus Fichtelgebirgs-Syenit gefertigt.
Dieses Aquarell von Georg Thomas, das von Königin Victoria in Auftrag gegeben wurde, zeigt Königin Victoria bei der Kranzniederlegung vor der Statue des Prinzgemahls Albert in Coburg am 26. August 1865. Quellenangabe: Ansichten von Deutschland aus der ROYAL COLLECTION in Windsor Castle von Delia Millar
Die feierliche Enthüllung des Standbildes fand am 26. August 1865, dem 46. Geburtstag des Prinzen Albert, auf dem Markplatz in Coburg statt. Königin Victoria schrieb am 26.8.1865 dazu folgenden Eintrag in ihr * Tagebuch: "Dieser gesegnete Tag ist wieder angebrochen, doch er erweckt in mir nur traurige Erinnerungen. Um 3 Uhr fuhren wir mit 4 Wagen von der Rosenau in die Stadt, die Kinder folgten in Begleitung von 2 Hofdamen. Die Herren in Uniform und einige Postillione in Alberts Livree ritten zu beiden Seiten der Wagen. Ich war bemüht, an diesem Tage meinen ersten öffentlichen Auftretens seit dem schrecklichen Unglück, das mich befallen hat, alles zu tun, um dem Andenken meines Mannes Ehre zu erweisen. Ich kann nicht die ganze Feier beschreiben und beschränke mich auf die Schilderung meiner Eindrücke.
Beim Donner der Kanonen von der alten Veste und dem Geläut aller Glocken fuhren wir in die Stadt ein. An den Seiten der Straßen waren Truppen aufgezogen, Trommelwirbel und Hochrufe der Bevölkerung empfingen uns am Markt, dessen malerische Häuser mit Blumen und Girlanden geschmückt waren. Ich zitterte vor Ergriffenheit als ich aus dem Wagen stieg. Ernst und Alfred, beide in der schmucken Coburger Uniform, führten mich auf die Tribüne, wo bereits die ganze Familie versammelt war. Ich fühlte mich einsam und etwas verlegen in ihrer Mitte, konnte aber meine Ruhe bewahren. Der Anblick war bezaubernd, der schöne alte Marktplatz mit den herrlich dekorierten Häusern, alle Tribünen und Fenster mit Zuschauern dicht besetzt. Weißgekleidete Mädchen bildeten einen Halbkreis um das Denkmal. Der Oberbürgermeister hielt eine ergreifende Rede, ein Signal ertönte und in einer Sekunde fiel die Hülle der Statue ab, die nun in ihrer ganzen Schönheit sichtbar wurde. Erneuter Geschützdonner, Geläut, Trommelwirbel und Hochrufe - es war ein unbeschreiblicher Augenblick, den ich nie vergessen werde. Ach, hätte doch mein lieber Mann als ein Lebender diese Huldigung entgegennehmen können!
Die Mädchen legten Kränze am Denkmal nieder, dann stimmt die Menge den Choral "Eine feste Burg ist unser Gott“ an, den Albert so geliebt hatte. Ich dankte dem Bürgermeister und Ernst führte mich auf den Platz hinab, wo ich und die Prinzessinnen nun auch unsere Blumensträuße dem Denkmal darbrachten. Seit Vicki`s Hochzeit war meine Familie nicht mehr vollzählig versammelt gewesen – doch unser aller Haupt fehlte. Die Hitze war drückend, ich fühlte mich sehr müde und unbeschreiblich einsam als wir zur Rosenau zurückkehrten. Am Abend fuhren alle noch einmal in die Stadt. Ich blieb allein und erging mich unter einem wundervollen Sternenhimmel noch einige Zeit im Park“.
Das Prinz Albert-Denkmal auf dem Marktplatz in Coburg bei Nacht
Foto: Archiv © Ulrich Göpfert
* Das Original des Tagebuches der Königin existiert nicht mehr. Es wurde vernichtet, nachdem ihre Tochter Beatrice Auszüge davon angefertigt hatte, auf die sich inzwischen alle weiteren Autoren beziehen.