Weinbau im Coburger Land

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An den Südhängen der "Coburger Berge“ wurde früher Wein angebaut

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Foto: Archiv © Ulrich Göpfert

Die älteste Nachricht vom Weinbau im Coburger Land stammt aus dem Jahre 1186. Wie die Chronik berichtet, konnte in diesem Jahr bereits im August die Weinlese stattfinden. Heute sucht man Weinberganlagen vergebens im Coburger Land wie sie im unteren Maintal, im Neckar-, Rhein- und Moseltal zu finden sind. Nur hin und wieder kleidet ein Weinstock die Wände eines Hauses und schmückt die kahle Fläche mit frischem Grün oder im Herbst mit dem bunten Weinlaub.

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Foto: Archiv © Ulrich Göpfert

In früheren Zeiten war das anders. Fast an allen Südhängen der "Coburger Berge“ wurde Wein angebaut. Einige dieser Höhen nennt man heute noch "Weinberg“. So in den Orten Mönchröden, Gestungshausen, Oberlauter, Oberfüllbach und Frohnlach. Aus alten Schriften wissen wir, dass auch bei Bad Rodach, Weidach, Weitramsdorf, Ahorn, Neuses bei Coburg, Oberwohlsbach, Seidmannsdorf, Lützelbuch, Grub am Forst, Roth am Forst, Zeickhorn und vor allem an den Hängen rings um die Stadt Coburg Wein angebaut wurde.

Wein ist eingefangener Sonnenschein
Wein braucht viel Sonne und Wärme. Vor vielen hundert Jahren war es in unserer Gegend etwas wärmer als heute und der Wein, der bei uns angebaut wurde, konnte als gut bezeichnet werden. Später wurde es kälter und dementsprechend der Wein herb, so herb, dass ihn niemand mehr trinken wollte. Früher konnte der Wein gut ausreifen. Wie die Chronik sagt, wurde im Jahre 1186 die Weinlese schon im August abgehalten. Aus diesem Jahr stammt die älteste Nachricht vom Weinbau im Coburger Land. Ab dieser Zeit finden sich immer wieder Nachrichten von guten Weinjahren. Nach dem Jahr 1600 klagen die Weingärtner oftmals, dass der Wein in der Blüte erfror oder kurz vor der Ernte durch Schneefall und Herbstfröste vernichtet wurde.

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Foto: Archiv © Ulrich Göpfert

1783 berichtete ein Reisender: "In den Bergen um Coburg wächst zwar Wein, aber von sehr geringer Güte und Menge, so dass er als Wein oder Essig nicht in den Handel gelangen kann. Er wird für einen geringen Tischtrunk gehalten“. Ab dem Jahr 1800 wird kaum noch Wein angebaut, und heute sind alle Weinberge bei uns verschwunden. Der Weinbau brachte den Weingärtnern viel Arbeit. Zeitig im Frühjahr wurde der Boden mit der Hacke gelockert und mit Mist gedüngt. Dann mussten die Weinpfähle gesteckt werden. An diesen Pfählen wurden die Triebe festgebunden. Im Laufe des Sommers machte das aufkommende Unkraut viel Sorge und Arbeit. Jedes Gewitter drohte mit Regenstürzen. Wie oft eilte der Weinbauer dann mit Schaufel und Korb zum Garten, um die Wasserrinnen zu öffnen und die abgeschwemmte Erde wieder an ihren Platz zu bringen. Nahte die Ernte, waren auch die Diebe da und ständig mussten die Weinberge durch Wachen in der Nacht begangen werden.

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Foto: Archiv © Ulrich Göpfert

Endlich kam im Oktober der Tag der Ernte
Die Weinlese war auch in früheren Zeiten ein Fest. Am frühen Morgen des Tages der Weinlese geht alles in den Weinberg. Der Weinbauer hat die große Kufe auf dem Wagen geladen und fährt sie in den Weinberg. Alle anderen Hausbewohner haben kleinere Gefäße bei sich: Eimer, Schüsseln und Butten. Dann regen sich die Hände. Die reifen Trauben werden von den Stöcken geschnitten und in die Geschirre geworfen. Dabei wandert manche Beere in den Mund: "die schönsten ins Kröpfchen, die anderen ins Töpfchen“. Allerlei Scherzworte gehen von Mund zu Mund. Im Nu ist der Mittag da und die Mutter hat das Mahl gebracht oder im Weinberg einen "kalten Mittag“ zubereitet.

Zum Vesper dürfen zumindest Bratwürste nicht fehlen
Der Weinbauer fährt die gefüllte Kufe nach Hause und entleert sie in die Kelter. Bis zum Abend ist der Weinberg geleert und fröhlich kehrt die Gesellschaft auf dem letzten Wagen, der mit Weinlaub geschmückt ist, nach Hause zurück. Wenn der Ertrag groß und die Trauben gut ausgereift sind, da wurde auch in Kauf genommen, dass während der Lese der "Zehnter“ seinen Anteil für die "Herrschaft“ weggenommen hatte. War aber die Ernte schlecht ausgefallen und die Mühen des Jahres wenig belohnt, hatte die Herrschaft ein Einsehen und erließ die "Steuer“.

Im Jahre 1679 wurden allein im Stadtgebiet Coburg 1300 Eimer Wein gebaut; nach heutigem Maß über 800 Hektoliter. Dies war eine ansehnliche Menge, zumal man bedenken muß, dass im Dreißigjährigen Krieg viele Weingärten verödeten. Es ist deshalb davon auszugehen, dass der Ertrag vor dieser Zeit wesentlich höher war. Der Verbrauch an Wein war zu damaliger Zeit sehr groß. Man trank fast ausschließlich Wein. Für die Weinbauer war er Haustrunk. Das übrige Volk traf sich in den Weinschänken, man trank und war fröhlich.

"Wein macht lustig“, sagt ein altes Sprichwort und viele Volkslieder singen dem Wein ein Loblied. Fast alle Sonntage ging der Bürger zum Frühschoppen. Sehr zeitig, vielleicht um 6 Uhr schon, denn um 8 Uhr begann der Gottesdienst und den durfte man nicht versäumen. Abends nach getaner Arbeit tat ein Becher auch gut. Wehe aber, wenn die Becher zu oft geleert und die Fröhlichkeit das erlaubte Maß überschritt – dann kamen die Stadtknechte. Mit ihnen war nicht zu spaßen.

Bei festlichen Anlässen wurden oft Unmengen an Wein verzapft
Vom 5. bis 12. Januar 1576 wurde in Coburg ein Landtag abgehalten, zu dem 50 thüringische und 60 fränkische Ritter und 11 städtische Abgeordnete mit zahlreicher Dienerschaft und 380 Pferden eingeritten waren. Diese Gäste mussten sechs Tage lang auf Kosten des Landes verpflegt werden. Sie tranken "nur“ 216 Eimer Wein (138 Hektoliter). Dem Gast setzte man Wein vor. Fürstliche Gäste wurden stets mit Wein beschenkt. Für sie hatte der Rat der Stadt "Frankenwein“ oder "Rheinfall“ oder gar einen "Südwein“ auf Lager. Wer es sich leisten konnte bezog Wein aus Königsberg oder Nassach. Der war etwas "lieblicher“ als der Einheimische. Nicht zu Unrecht hieß der Weg von Nassach nach Coburg in früheren Zeiten "Weinstraße“. Alle Klöster hatten dort "Lehengüter“. Die Mönche schätzten einen lieblichen Tropfen. Ansehnliche Weinvorräte lagen in ihren Kellern. Der Reichtum einer Familie wurde oft nach dem "Weinlager“ bemessen.

Der Nachlass des Herzogs Johann Ernst betrug im Jahre 1553 an Wein 6000 Eimer
Weinpanscher wurden mit hohen Strafen belegt. Wer alten mit neuem Wein vermischte, "in der Meinung, den neuen Wein gleich dem alten zu verkaufen und anzuwenden“, wurde mit 100 Gulden "verlustig“ gemacht. Um die große Menge Wein aus eigenen Weinbergen und den Zehntwein zu verkaufen, erließ die "Herrschaft“ eine Verordnung, wonach der herrschaftliche Wein als "Bannwein“ in den Ortschaften so lange ausgeschenkt werden musste, bis er zu Ende war. Erst dann durften die Weinbauern den eigenen Wein anbieten. Im Erbbuch vom Jahre 1516 heißt es in den Dörfern: "sie zahlen Beth und trinken Bannwein“. Dieser lästige Zwang wurde später aufgehoben und in eine Geldsteuer umgewandelt.

In den letzten Jahren der Coburger Weinbauzeit versuchte man den herben Geschmack des Weines durch Zusatz von Kräutern, Gewürz und Honig zu lindern, konnte aber nicht erreichen, dass diese "Versatzweine“ Freunde im Volk fanden. Nun trat an Stelle des Weines das Bier im Coburger Land. In den Gaststätten wird fast nur noch Bier getrunken. Natürlich gibt es nach wie vor noch Weinliebhaber, die sich am Franken-, Rhein- und Moselwein und sonstigen Weinlagen nach wie vor erfreuen. Auch haben in der heutigen Zeit ausländische Weine bei uns Einzug gehalten, so z. B. Weine aus Südafrika. Ich selbst bin ein überzeugter Frankenweinkenner und –trinker. Als Diabetiker bevorzuge ich natürlich den "trockenen Wein“.

Quellenhinweis: Andreas Stubenrauch