350. Geburtstag Dr. Johann Andreas Eisenbarth

Drucken

350. Geburtstag Dr. Johann Andreas Eisenbarth
Verspottet und verehrt

"Ich bin der Doktor Eisenbarth", das Spottlied haben viele im Ohr
Vor 350 Jahren wurde Johann Andreas Eisenbarth in der Oberpfalz geboren. Als Wanderchirurg zog er übers Land. Doch war er tatsächlich ein Kurpfuscher?

Ihn gab es wirklich: Johann Andreas Eisenbarth,
1663 in Oberviechtach in der Oberpfalz geboren. Keine Legende, sondern ein ganz realer Wanderchirurg der Barockzeit.

00001.jpg
Eisenbarth Festspiel Oberviechtach
Die Oberviechtacher halten schon seit vielen Jahren
die Erinnerung an Eisenbarth mit Theaterinszenierungen wach
Foto: 2013 © BR

Doch mit dem Kurpfuscher des Spottliedes hat er wenig gemein
Die Stadt Oberviechtach ist stolz auf ihren berühmten Sohn, seit vielen Jahren schon hält sie die Erinnerung mit eigenen Theaterinszenierungen frisch.

Johann Andreas Eisenbarth war als Wanderchirurg in halb Europa unterwegs. Er operierte auf Jahrmärkten. Dort ließ er sich in Flugblättern und Zeitungsannoncen ankündigen. Die Chirurgie galt damals als Handwerksberuf, den man in langen Jahren erlernte. So auch Eisenbarth. Er war also kein studierter Arzt. In Preußen erhielt er vom König das Privileg, dort praktizieren zu dürfen, wurde gar königlich preußischer Hofrat und Hofokkulist.

000002.jpg
Johann Andreas Eisenbarth
Prof. Marion Ruisinger vom Medizinhistorischen Museum
erläutert die Prozedur des Starstiches
Foto: 2013 BR

Seine besondere Spezialität war der Starstich
Mit einer Nadel verschob der Arzt die kranke Linse des Patienten, so dass dieser wieder einen Teil seiner Sehkraft zurückerlangte. Als junger Mann hat Lorenz Heister, der später selbst ein bekannter Arzt werden sollte, Eisenbarth beobachtet. Er beschreibt Eisenbarth als berühmten Arzt, der in Frankfurt Operationen durchführt, die sich dort sonst keiner zutraut.

Die Kranken wurden damals bei vollem Bewusstsein operiert; denn der Chirurg wollte einen wachen Patienten vor sich haben, so dass er sich sicher sein kann, dass der Patient noch lebt.

"Er soll jung sein, eine ruhige Hand haben, darf nicht zittern, muss scharfe Augen haben, muss rechts- und linkshändig sein, aber ganz besonders wichtig war, dass er dieser Situation gewachsen war, der Operation, bei der der Patient laut schrie. Und deswegen muss er unerschrocken sein, und wo es nötig, unbarmherzig."

Prof. Marion Ruisinger vom Deutschen Medizinhistorischen Museum Ingolstadt zitiert aus einem historischen Lehrbuch der Chirurgie. Darin wird beschrieben, welche Voraussetzungen ein Chirurg zur damaligen Zeit mitbringen musste.

Johann Andreas Eisenbarth war ein ehrenwerter Arzt
Dass er in Verruf gekommen ist, liegt an dem Spottlied. Es stammt vermutlich von Göttinger Studenten und ist um 1800 entstanden. Sie machen sich darin über die nicht ehrenhaften Wanderchirurgen lustig. Doch mit dem historischen Eisenbarth hat das nichts zu tun.

Mehr zu Johann Andreas Eisenbarth und zum Thema Medizingeschichte
erfahren Sie unter:

- Dr. Eisenbarth- und Stadtmuseum Oberviechtach (www.oberviechtach.de)

- Eisenbarth-Festspiel in Oberviechtach (www.oberviechtach.de)

- Deutsches Medizinhistorisches Museum (www.ingolstadt.de )

Quellenhinweis: BR.de - Bayerisches Fernsehen - Abendschau, der Süden - Oberviechtach

Einen größeren Beitrag über Dr. Andreas Eisenbarth können Sie auf meiner Internetseiten unter:
Archiv - Sagen und Erzählungen: " Ich bin der Dr. Eisenbarth"
lesen!