Die bäuerliche Waldarbeit in früheren Jahren

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Die bäuerliche Waldarbeit in früheren Jahren
Eine alte Bauernregel besagt: Bauholz, das am 7. Januar oder am 25. Januar geschlagen wird, hält bis zum "Jüngsten Tag"

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Foto: © Ulrich Göpfert

Zu den größeren Bauernanwesen gehörte früher auch Waldbesitz
Wenn es die Zeit im Jahreslauf, vor allem in den Wintermonaten, und das Wetter erlaubten, ging der Bauer mit seinen Knechten in den Wald zur Holzarbeit


Gerade in unserer fränkischen Heimat benötigte man viel Holz für den Fachwerkbau. Dieses Holz musste nach Weihnachten eingeschlagen werden, denn ein alter Spruch besagt: "Wer sein Holz nach Weihnachten fällt, dessen Gebäude zehnfach hält." Gingen die Bauern mit ihren Helfern damals mit Äxten bewaffnet in den Wald um Bäume zu fällen, so denken wir heute, dass es eine fast unlösbare Aufgabe war. Eine revolutionäre Entwicklung stellte dann die Erfindung der Waldsäge und in der neueren Zeit die Motorsäge dar.

Unsere Vorfahren entfernten die Bäume mitsamt dem Wurzelstock. Entweder sägte man den Stamm um und grub dann später die Stöcke aus oder es wurde der Baum samt dem Stock umgegraben. Letzteres ging wesentlich leichter, weil der Baum im Fallen einen Teil des Stockes mit herausriss. Stöcke ohne Stamm ausgraben war eine große Schinderei; hing der Stock manchmal noch an einer kleinen Wurzel, so war er trotzdem nicht herauszubringen.

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Repro: Ulrich Göpfert

Auch das später geübte Spalten der Stöcke, "Stöcke klieben" genannt, konnte man nur bei Kälte verrichten, weil der Schweiß bei dieser Arbeit nur so herunterlief. Manchmal sprengten unsere Großväter die Stöcke mit Schwarzpulver. Damals gab es das Pulver noch im dörflichen Kramladen zu kaufen. Zuerst bohrte man mit dem Handbohrer ein Loch in den Stock, streute etwas Pulver hinein und legte eine Zündschnur dazu. Das Loch verstopfte man oben mit Lehm, zündete die etwa 20 cm lange Zündschnur an und lief eilig zirka 50 Meter weg. Schon tat es einen großen Knall und der Stock flog, wenn man Glück hatte, in mehreren Teilen auseinander.

Bauernweisheit und Aberglauben
Eine alte Bauernweisheit sagt aus, dass die Stöcke dreimal warm machen, zuerst beim Graben, dann beim "Klieben" und schließlich beim Heizen. Wollte ein Bauer ein großes Stück Holz um machen, sei es für Bauholz oder zum Gelderlös, so gab es ärmere Leute im Dorf, die dies für Äste und Stöcke als Entgelt besorgten. War ein Baum gefällt, so blieben am Stock bürstenartige Holzstorzeln stehen. Sie mussten nach dem Fällen gleich mit der Axt entfernt werden, weil sich nach dem Aberglauben die bösen Geister daran festhalten konnten, die dann dem Holzfäller Schaden zufügen würden.

Für den Holzeinschlag gab es vielerlei Bauernregeln, die von unseren Vorfahren beachtet wurden

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Repro: Ulrich Göpfert

Das Holzrücken
Die langen Baumstämme wurden mit Pferden an den Waldweg gezogen (dies wird teilweise noch heute praktiziert, man nennt diesen Vorgang "Holzrücken") und dort mit Hilfe schräg angelegter Hölzer auf den Wagen gerollt. Oft ließ man das Hochziehen der Bäume von einem Pferd ausführen. Zum Befördern des Holzes benützte man den besonders zugerichteten Mistwagen mit der nach hinten hinausragenden "Langwied" (langes Rundholz, das Vorder- und Hintergestell eines großen Leiterwagens verbindet), wobei dieses ein Mann beim Fahren lenken musste.

Mit einer Handsäge wurde das Holz für Öfen und Herde ungefähr 30 cm lang gesägt, gespalten und zum Trocknen auf Holzstöße geschichtet. Für die Backöfen brauchte man einen Meter lange Holzscheite. Zum Heizen der Küche und Stube wurde früher nur Holz verwendet. Ein Holzvorrat war bei den Waldbesitzern immer im Garten aufgebaut. In einer Zeit, wo auch das Heizen billig sein musste, wurden von den Mägden und der Bäuerin aus den bei der Holzarbeit angefallenen Ästen und Zweigen "Reisigbündel" gefertigt. Mit der Handhacke wurden sie auf Holzstöcken klein gehackt und gebündelt. Bei diesen winterlichen Arbeiten im Freien bekam man sehr leicht kalte Füße.

Die im Freien getrockneten Reisigbündel wurden in einem Schuppen gelagert, bis man sie zum Heizen brauchte. Die armen Leute des Dorfes gingen mit langen Reißhaken in die Wälder und rissen die dürren Äste von den Bäumen, denn dieses Kleinholz hatte enorme Heizkraft. Auch klaubten sie die Zapfen der Nadelbäume, am liebsten Tannenzapfen, und trugen sie in einer Tasche zum Heizen nach Hause.

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Foto: © Ulrich Göpfert

Das Waldstreuhauen
Eine bäuerliche Arbeit war früher auch das Waldstreuhauen. Zu dieser Zeit gab es noch keinen Handelsdünger. Da man das Stroh auch zum Verfüttern brauchte, reichte es zur Einstreu nicht aus. Da musste der Wald helfen. Wenn es die Zeit erlaubte, kratzte man in den mageren Föhrenwäldern die am Boden liegenden Waldnadeln zusammen und hackte auch die am Boden gewachsenen Grasbüschel heraus.

In den dichteren Fichtenwäldern schob man mit einem eisernen Rechen die am Boden liegende Streu zu einem Haufen. Für die Wälder war das zwar Humusraub, doch die Streu, im Stall genutzt, wurde nachher als Mist in die Äcker eingepflügt und brachte wieder landwirtschaftlichen Nutzen. Das Waldstreumachen und Heimfahren mit dem zugerichteten Leiterwagen geschah zumeist bei schönem Wetter. In einem Streuschuppen wurde die Streu gelagert, bis sie gebraucht wurde.

Quellenhinweis: G. Schwarz