Karlsbad in der Tschechischen Republik

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Karlsbad in der Tschechischen Republik
Ein weltbekannter Kurort

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Als der böhmische König und römische Kaiser Karl IV. Karlsbad gründete, ahnte er sicher nicht, dass die Kurstadt einmal weltberühmt wird. In den folgenden sechs Jahrhunderten blühte die Stadt auf oder sie verfiel, das war davon abhängig, ob Krieg oder Pestepidemien in Europa wüteten oder ob Frieden herrschte.

Den Gipfel seines Ruhmes erreichte Karlsbad in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und am Anfang des 20. Jahrhunderts. In jener Zeit gewann die Stadt auch den überwiegenden Teil ihrer bewundernswerten Architektur, die bis in unsere Zeit mit der Schönheit der umliegenden Natur in Einklang ist.

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Der 1. Weltkrieg wurde dann leider zum ersten Kettenglied der unglücklichen Ereignisse, die für eine lange Zeit die Entwicklung der Stadt verhinderte. Erst das Jahr 1989 schuf Bedingungen für die Rückkehr der Weltberühmtheit Karlsbads. Außer der Schönheit und reichen Historie beruht der "Weltruf" Karlsbads vor allem auf die eigenartigen Mineralquellen. Der berühmte Sprudel wurde schon von den Dichtern in den vergangenen Jahrhunderten besungen. Viele Kranke blickten zu ihm auf und hofften, ihre verlorene Gesundheit wieder zu finden. Für manche von ihnen war es die letzte Hoffnung. Das Lob der Patienten, denen die Karlsbader Mineralquellen ihre Gesundheit zurückgaben, verbreitete den Ruhm und guten Ruf Karlsbads in der ganzen Welt.

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Das Badewesen in Karlsbad
Seit der Gründung der Stadt bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts bestand die Karlsbader Kur fast ausschließlich aus einer einzigen Behandlungsmethode, nämlich aus vielen Bädern, für die sich der passende Name "Hautfresser" einbürgerte. In einigen Fällen badeten die Patienten zehn oder sogar noch mehr Stunden jeden Tag. Diese langen Bäder führten dazu, dass die Oberhaut schmerzhaft aufsprang.

Damit erreichte man das Ziel der damaligen humoralen Therapie, man glaubte, dass das Wasser schädliche Keime aus dem Körper ausschwemmt. Danach begann sich in Karlsbad langsam die Trinkkur durchzusetzen. Dennoch blieben die Bäder die meist genutzte Behandlungsmethode bis zum Ende des 16. Jahrhunderts.

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Erst ab dem Jahr 1620 wurde allmählich die Trinkkur bevorzugt. Die Beliebtheit der Trinkkur führt zu gesundheitlich problematischen Extremen, denn um das Jahr 1750 trank man täglich fünfzig bis siebzig Becher Mineralswasser. Es ist aber zu bemerken, dass diese Menge nur einige Tage ungefähr in der Mitte des Aufenthaltes getrunken wurde, am Anfang und am Ende der Kur trank man eine kleinere Menge. Diese Heilmethode die ungefähr 150 Jahre benutzt wurde, nannte man "pyramidale Kur".

Der Dreißigjährige Krieg störte die Entwicklung Karlsbads. Die unruhigen Zeiten machten sich vor allem im Rückgang an Besuchern bemerkbar. Die Besucherzahl begann erst im letzten Drittel des 17. Jahrhunderts durch den Zustrom der reichen Besucher wieder zu steigen. Sie kamen vor allem vom sächsischen Hof, später auch vom polnischen und russischen Hof. Die Besucherzahl in Karlsbad am Ende des 17. Jahrhunderts schätzt man auf 10.000. Die beiden Kuraufenthalte des russischen Zaren Peter des Grossen in den Jahren 1711 und 1712 brachten der Stadt viel Publizität.

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Von grundlegender Bedeutung für die Modernisierung des Karlsbader Badewesens war das Lebenswerk von David Bechers (1725-1792). Er führte die erste, wirklich wissenschaftliche chemischen Analyse des Karlsbader Mineralwassers durch. Auf seinem Anlass begann man im Jahre 1764 das Sprudelsalz zu erzeugen und später auch zu exportieren. Er setzte neue, fortgeschrittene Heilmethoden durch, die man bis zum heutigen Tag benutzt und als komplexe Badebehandlung bezeichnet. Er verschrieb Mineralwasser aus den Quellen, die bis zu jener Zeit nicht benutzt worden waren. Er empfahl kleinere Mengen Mineralwasser zu trinken und betonte die Bedeutung der Bäder im Sprudelwasser.

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In Zusammenhang mit der Entwicklung des Badewesens wurden eine Reihe von gesellschaftlichen Bauten und verschiedene Badeeinrichtungen gebaut. Das Mühlbad, das erste öffentliche Badehaus wurde im Jahre 1711 gebaut. Der Aufschwung Karlsbads wurde in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, am 23. Mai 1759 durch ein katastrophales Feuer unterbrochen. Bei diesem Brand wurden 224 Häuser vernichtet. Danach erfolgte der Wiederaufbau. Immer mehr Leute kamen in die Stadt.

Mit der steigenden Besucherzahl wurden die Bürger Karlsbads reich. Es wurde noch mehr gebaut und die Stadt immer schöner. Die Bauarbeiten wurden u. a. aus dem Ertrag der so genannten Kurtaxe finanziert, die im Jahr 1795 eingeführt wurde. Zum beliebtesten gesellschaftlichen Zentrum der Kurgäste wurde am Ende des 18. Jahrhunderts der "Böhmische Saal", der im Jahr 1775 von Johann Georg Pupp gekauft wurde. Damit legte Pupp den Grund des größten Karlsbader Restaurants und Hotels.

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Schon um das Jahr 1870 wurde die Hauptsaison in der Kurstadt erweitert. In den früheren Zeiten begann sie am 15. Juni und endete am 15. September, nach dem Jahr 1860 dauerte sie von 1. Mai bis zum 30. September. Eine Kur war damals gewöhnlich vier Wochen lang.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde in Karlsbad viel gebaut. Das heutige architektonische Aussehen der Stadt, das den Stempel des Jugendstils und Historismus trägt, stammt aus dem letzten Drittel dieses Jahrhunderts. Zu jener Zeit wurden z. B. die Mühlbrunnenkolonnade, Sprudelkolonnade, das Theater und das Kaiserbad gebaut.

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Die Änderung des Lebensstils um das Jahr 1900 brachte nach Karlsbad, vor allem unter dem Einfluss der Patienten aus Übersee und England, eine neue Art der Unterhaltung - nämlich Sport. Und so bekam die Stadt neue Tennisplätze, einen Golfplatz und eine Rennbahn. Kurz vor Ausbruch des 1. Weltkrieges erreichte die Besucherzahl ihren Höhepunkt. Der Weltkrieg traf Karlsbad an seiner empfindlichsten Stelle. Er unterbrach den Zustrom der Kurgäste und legte das Leben in der ganzen Stadt lahm. Auch in Folge des zweiten Weltkriegs wurde der Betrieb der Bäder sehr beschränkt.

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Nach dem Jahr 1945 entwickelte sich die Badebehandlung in anderen Grundsätzen. Die Mineralquellen und Badeeinrichtungen wurden verstaatlicht. Bis zum Jahr 1948 überwogen in der Struktur der Kurgäste Selbstzahler -  so wie vor dem Krieg. Nach dem Jahr 1948 entstand der volkseigene Betrieb Tschechoslowakische Bäder und Mineralquellen. Der übernahm alle Badeeinrichtungen einschließlich Sanatorien, Hotels und Pensionen.

Am Beginn des Jahre 1990 begannen die Staatlichen Bäder Karlsbad, der indirekte Nachfolger der Tschechoslowakischen Bäder und Mineralquellen, privatisiert zu werden. An Stelle des jahrelangen Monopols treten neue Aktiengesellschaften und private Besitzer an.

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Die Kurstadt ist wieder für die ganze Welt geöffnet und bemüht sich, ihren ehemaligen Ruf und die Prosperität wieder schnell zu gewinnen. Das Aussehen der Stadt und die Ausstattung der Kurhäuser, Restaurants und Geschäfte werden jedes Jahr besser. Auch das Angebot der kulturellen Veranstaltungen für ausländische Besucher wird erweitert. Nach Karlsbad kommen Patienten aus allen Kontinenten man kann also mit Fug und Recht sagen, das Karlsbad zu den internationalsten Bäder der Welt gehört. Die Zahl der ausländischen Besucher steigt, zurzeit ist sie höher als die Zahl der Besucher aus dem Inland. Viele Gäste, besonders aus den deutschsprachigen Ländern, besuchen einige Sanatorien sogar zweimal im Jahr. 

 

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Zum Abschluss meines Beitrages möchte ich Ihnen noch ein paar besondere "Karlsbader Spezialitäten" empfehlen:

Kräuterlikör Becherovka
Der Karlsbader Kräuterlikör Becherovka wird auch als die dreizehnte Heilquelle bezeichnet. Die Erzeugung dieses weltbekannten bittersüßen Likörs begann im Jahr 1807. Das Rezept des Magenelixiers bereitete schon im Jahr 1805 der englischen Arzt Frobrig für seinen Freund, den Apotheker Josef Becher, vor. Im Jahre 1841 übernahm den Betrieb der Sohn des Apothekers Johann, der das goldige Getränk in den weltbekannten flachen Flaschen abzufüllen begann. Der Likör wurde aus Weingeist, Karlsbader Mineralswasser, ungefähr 20 Sorten Kräuter und Gewürze, Weindestillat und Zucker erzeugt. Die genaue Rezeptur ist selbstverständlich ein Geheimnis.

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Karlsbader Oblaten
Obwohl die Karlsbader Oblaten eine der typischen Spezialitäten der Kurstadt sind, weiß man von ihren Anfängen nicht viel. Den allerersten Beleg für die Oblatenerzeugung stellen Backzangen dar. Die Älteste von ihnen stammt ungefähr aus dem zweiten Drittel des 18. Jahrhunderts. Zu jener Zeit wurden die Oblaten auf verschiedene Weisen verziert, doch im Durchmesser hatten sie nur ungefähr 13 cm. Für die Patienten, die oft strenge Diäten einhalten mussten, stellten die leichtverdaulichen Oblaten eine Abwechslung ihrer Speisekarte dar.

Die erste Erwähnung über die Karlsbader Oblaten befindet sich im Stadtführer durch Karlsbad, wo es wörtlich heißt: "Oblaten -Verschiedene Bürgerweiber backen sie und lassen sie als denn zum Verkauf herumtragen, oder nehmen diese Mühe selbst über sich."  Sehr beliebt sind die Oblaten am Ende des 19. Jahrhunderts. Zu jener Zeit stieg die Zahl der Oblaten-Bäckereien stieg sprunghaft an. Bis heute nimmt die "Karlsbader-Oblate" eine vordere Stelle unter den Karlsbader Spezialitäten und Souvenirs ein.

Versteinerte Rosen
Jeder Besucher bewundert ein typisches Karlsbader Souvenir: " die versteinerten Rosen. " Und mit Recht denn ihre Erzeugung ist ja vom Grundphänomen der Stadt, vom Sprudelwasser abhängig. Das Sprudelwasser ist eigentlich eine natürliche chemische Lösung. Wenn es zur Oberfläche steigt, verändern sich physikalisch-chemische Bedingungen und das Ergebnis ist die Entstehung des Sinters.

Auf demselben Prinzip werden auch diese Souvenirs "versteinert". Unter der Dusche mit Sprudelwasser hängt man auf eine spezielle Weise imprägniert Pergamentrosen und während einiger Tage bildet sich eine Kruste des "Karlsbader Sinters". Auf dieselbe Weise können Vasen und verschiedene andere Gegenstände versteinert werden.

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Den Flair dieses weltbekannten Kurortes kann man zwar versuchen so gut wie möglich zu beschreiben, doch ist es angeraten bei einem Besuch die Eindrücke selbst zu erleben. Eines kann ich Ihnen versichern, einem Besuch oder Kuraufenthalt in dieser bezaubernden Stadt wird mit Sicherheit eine Mehrzahl folgen.

Alle Fotos: 2010 © Ulrich Göpfert