Die Lauschaer Farbglashütte

Drucken

Die Lauschaer Farbglashütte
„Die Wahrheit hat mit dem Glas die Blasen gemeinsam“ – Dieser Ausspruch stammt von Elias Greiner Vetter Sohn dem Gründer der Farbglashütte


Farbglashütte in Lauscha

2005 © Ulrich Göpfert

Lauscha/Thüringen
Das Thüringer Städtchen Lauscha steht seit über 400 Jahren im Zeichen des Glases. Am vergangenen Sonntag stattete ich der dortigen Farbglashütte einen Besuch ab und brachte davon interessante Details und zahlreiche Fotos mit.

02.jpg
Die alte "Seppenhütte“

2005 © Repro: Ulrich Göpfert

Im Jahre 1597 wurde die Stadt Lauscha und die erste Glashütte in der Stadt durch Hans Greiner und Christoff Müller gegründet. Diese Glashütte stand auf dem heutigen "Hüttenplatz“. Über 400 Jahre stehen für die stetig gewachsene Tradition, Erfahrung, Qualität und technologische Entwicklung in denen die Menschen die Geschichte der Stadt Lauscha beeinflussten und der Glasherstellung ihren Stempel aufdrückten.

Im Jahre 1589 ließen sich Hans Greiner und Christoff Müller im Territorium des Grafen von Pappenheim nieder und errichteten dort im so genannten "Marktiegel“ eine Glashütte, deren Standort aufgrund eines günstigeren Privilegs kurze Zeit später etwa 100 Meter südlicher ins Lauschatal, dem heutigen "Hüttenplatz“, verlegt wurde. Am 10. Januar erteilte Johann Casimir, Herzog von Sachsen-Coburg, den beiden Glasmeistern die Konzession zum Betreiben der Glashütte.

1820 wird durch Elias Greiner-Vetter-Sohn, die Farbglashütte an ihrem heutigen Standort erbaut und 1853, nach Erhalt der Lizenz, in Betrieb genommen. Zunächst wurde mit 4 Häfen an einem Hafenofen gearbeitet, 1910 kam ein zweiter Ofen mit weiteren Häfen hinzu. Die ersten Produkte waren handgefertigte Farbglasröhren und –stäbe. Durch einen Brand 1894 trat an die Stelle der alten "Seppenhütte“, wie die Farbglashütte auch genannt wird, ein Massivbau, dessen Öfen nicht mehr mit Holz, sondern vollständig mit Kohle geheizt wurden, ein großer Fortschritt zur damaligen Zeit.

Bis 1972 wurde die Hütte von den Nachfahren des Gründers weitergeführt. Außer Glasröhren und Glasstäben wurden weitere Produkte wie Glasmurmeln, Vasen, Glaslampen, Briefbeschwerer, etc. mundgeblasen oder handgefertigt. 1972 ging die Hütte in Volkseigentum über. Aufgrund der Verschlissenheit der Bausubstanz und der technologischen Grundausrüstung wurde eine Rekonstruktion dringend notwendig. So konnte im Oktober 1979 am alten Standort die neue Hütte in Betrieb genommen.

Produziert wurden in dieser Zeit neben dem Standardprogramm des Wirtschaftsglases und der Farbröhren und –stäbe zum Beispiel auch Lüster, die sogar bei der Filmgesellschaft der DDR Verwendung fanden. Im Zuge der grundlegenden Veränderungen in Deutschland wurde die Farbglashütte 1990 zunächst von der Treuhand übernommen, die sich um die Privatisierung des Unternehmens bemühte. Allerdings konnte der erste neue Eigentümer, der 1993 die Hütte übernahm, nicht den Fortbestand des Unternehmens sichern und so musste im März 1995 Konkurs angemeldet werden.

Seit dem 1. Juli 1995 gehört die Farbglashütte zu einem Firmenverbund mit Sitz in Hildesheim. Dank entsprechender Investitionen, Abriss-, Um- und Neubauarbeiten konnten der Fortbestand der Hütte gesichert und ein neuer, exklusiver Verkaufsladen sowie ein Restaurant eröffnet werden. Neben dem Verkauf eigener Produkte gibt der neue Verkaufsladen vor allem Glasbläsern aus Lauscha und Umgebung die Möglichkeit, ihre Arbeiten aus dem Glas der Farbglashütte präsentieren zu können.


Glasbläserin bei der Arbeit

2005 © Ulrich Göpfert

Noch heute setzt die Farbglashütte Lauscha die Tradition der Glasherstellung fort, die vor 400 Jahren begann. Handarbeit und exklusive Glaserzeugnisse stehen für die Qualität der Produktion und die Erfahrung und das Engagement der ca. 45 Mitarbeiter inklusive Auszubildenden. Flexibilität, Know How sowie das Angebot von über 180 verschiedenen Glasfarben ermöglichen der Farbglashütte, mit Sonderanfertigungen ganz speziell auf besondere Kundenwünsche einzugehen. Der Beruf des Glasmachers ist zwar mit schwerer körperlicher Arbeit verbunden, stellt jedoch ein Handwerk dar, das täglich neue Möglichkeiten der Gestaltung und Entfaltung durch die Arbeit mit dem Material Glas bietet.


2005 © Ulrich Göpfert

Herzstück einer jeden Glashütte und damit auch des Besucherrundgangs in der Farbglashütte Lauscha, bleibt der glühende Ofen. Von einer Tribüne herab können die Gäste das virtuose Kunsthandwerk der Glasmacher beobachten.


2005 © Ulrich Göpfert

Sie sehen und hören, wie das 1300° - 1500° Grad heiße Glas aus dem Ofen genommen wird und daraus virtuos und in berauschender Farbenvielfalt Becher, Gläser, Teller, Schalen, Vasen und vieles mehr entstehen. Auf der Besuchertribüne lädt die Ausstellung "150 Jahre Farbglashütte" zu einem Überblick über die Geschichte der Farbglashütte ein.


2005 © Ulrich Göpfert

Und - einmalig in Deutschland - werden vor dem Publikum aus Glas bis zu 90 m lange Stäbe und Röhren gezogen, die unter anderem in vielen Ateliers des Städtchens anschließend weiterverarbeitet werden


2005 © Ulrich Göpfert

Die Qualität der Erzeugnisse wissen auch die Kunden der Farbglashütte zu schätzen. Die Erzeugnisse werden vor allem nach Europa, aber auch nach Übersee und Asien geliefert.

09.JPG
11.JPG
2005 © Ulrich Göpfert

Den Abschluss des Rundganges bildet der Fabrik- und Glasverkauf auf drei Etagen. Ob Christbaumkugeln - die ja bekanntlich in Lauscha ihren Ursprung haben - Glasprodukte für den alltäglichen Gebrauch wie Gläser, Teller und Tischdekorationen, Glasfiguren oder Glasmurmeln - die Auswahl ist riesengroß.

Weitere Informationen:
Farbglashütte Lauscha GmbH
Straße des Friedens 46
98724 Lauscha
Telefon: (03 67 02) 2 81-0
Telefax: (03 67 02) 2 03 40

Die Farbglashütte ist von Montag bis Freitag von 9-18 Uhr, Samstag und Sonntag von 10-17 Uhr geöffnet.
Der Eintritt kostet 2,50 Euro pro Person.

Quellenhinweis: Farbglashütte Lauscha, Thüringen Tourismus GmbH, Erfurt