Lang anhaltende Regenfälle führen vielerorts zum Tod der Jungvögel – Erhalt der Feuchtwiesen dient auch Hochwasserschutz
Weißstorch-Nest
Foto: 2013 © LBV/T. Wurschy
Hilpoltstein
Nach ersten Meldungen ist das lang
anhaltende Regenwetter der vergangenen Tage an vielen Weißstorch-Nestern in
Bayern für teilweise starke Verluste bei den Storch-Küken verantwortlich. Der Landesbund
für Vogelschutz in Bayern (LBV) rechnet regional sogar mit einem
Ausfall von über 70 Prozent. Der Ausgleich dieser Verluste in den nächsten
Jahren ist für die Störche nur möglich, wenn mehr Feuchtwiesen erhalten
bleiben. Diese fallen jedoch zunehmend dem Flächenfraß zum Opfer, der auch für
die Zunahme an Hochwasserkatastrophen mit verantwortlich ist.
„Aus allen Teilen Bayerns erreichen uns Verlustmeldungen,“ so Oda Wieding, Weißstorchexpertin des LBV. Der Dauerregen scheint vor allem die Storchenküken getroffen zu haben, die im Alter von drei bis vier Wochen schon relativ weit entwickelt waren. Hier hatten die Storcheneltern sehr zeitig mit der Brut begonnen. „Mit dem Nestzustand hat das in aller Regel wenig zu tun, Storchennester sind keine Badewannen, sondern meist sogar in der Mitte etwas erhöht ausgepolstert“, erklärt Wieding. „Doch bei solch massivem Dauerregen wie am letzten Wochenende ist alles nass“, so die LBV-Storchenexpertin weiter. Aktuell ist daher regional mit über 70 Prozent Ausfall zu rechnen. Manche Webcam lieferte dabei dramatische Bilder.
Jungstörche
gehen bei starkem Regenwetter vor allem an Nahrungsmangel zugrunde,
da
die Altstörche mit nassem, schwerem Gefieder nur ungern zur Nahrungssuche
fliegen. Dies ist fatal, wenn sie gerade in der Hauptwachstumsphase der Jungen
zu wenig Beute finden. Wenn die Küken aufgrund ihrer Größe nicht mehr von den
Altstörchen abgeschirmt werden können, werden sie nass und kühlen aus. Das
Wasser dringt dann durch das Dunengefieder, da die Deckfedern noch nicht ausgebildet
sind. Dies trifft zum Beispiel auf die Verluste der Weißstorchküken in Neuhaus
an der Pegnitz (Mittelfranken) und in Weilheim (Oberbayern) zu.
In
Mitteleuropa kommen derartige Regenereignisse immer wieder vor
Der Weißstorch ist zwar daran angepasst und kann Verluste durch guten
Bruterfolg in den folgenden Jahren wieder ausgleichen. Das ist jedoch nur
möglich, wenn genug feuchte Wiesen zur Verfügung stehen, die nicht durch neue
Siedlungs- und Gewerbegebiete gerade in Flussauen überbaut werden.
Diese Flächenversieglung ist auch Schuld an der Schnelligkeit, mit der in den letzten Jahren Hochwasserereignisse eintreten. Die Wasserrückhaltung an den kleinen Bächen und den Feuchtwiesen fehlt und wird durch immer mehr Landschaftsverbrauch in den Flusstälern verschärft. Schwerpunkt des LBV-Weißstorchschutzes ist deshalb auch die Erhaltung und Wiederanlage der Feuchtwiesen.
„Aber
es erreichen uns auch erfreuliche Nachrichten,“ so Wieding
Storchenpaare
mit spätem Brutbeginn haben Glück. Sie sitzen teilweise noch auf den Eiern oder
auf kleinen Küken und können diese meist problemlos warm halten. Dies gilt zum
Beispiel für die drei neuen Nestern in Uehlfeld (Mittelfranken) oder in Diedorf
(Schwaben).
Die endgültigen Zahlen zum Bruterfolg
werden erst im Herbst feststehen
Jetzt konkrete Ausfall-Prognosen aufzustellen ist verfrüht. Manche
Storchenpaare haben auch gar nicht gebrütet bzw. nur 1-2 Eier gelegt oder ihre
Brut verloren. Nicht jedes Storchenpaar ohne Junge hat daher seine Brut durch
den Starkregen verloren.
Unter www.lbv.de finden Sie die bayerische Weißstorch-Verbreitungskarte mit aktuellen Informationen zu den einzelnen Nestern.