Teufelhammer

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„Teufelhammer“
Ein geschichtsträchtiger Ort

Ein Beitrag von Ulrich Göpfert

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Teufelhammer 1950
Foto: © Familie Burkhardt

An der Nahtstelle zwischen Oberfranken und der Oberpfalz liegt, in der Großgemeinde Speichersdorf im Landkreis Bayreuth, der Weiler Teufelhammer (Gemeinde Wirbenz)  im Osten des Gemeindegebietes. Ein eher unscheinbarer Ortsteil meint man auf den ersten Blick. Doch dieser Eindruck täuscht, denn der Hof von Gertraud und Oskar Burkhardt ist ein geschichtsträchtiger Ort von dem es viel zu erzählen und auf dem es noch einiges zu entdecken gibt.  

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Teufelhammer 1903
Foto: © Familie Burkhardt

Oskar Burkhardt berichtete mir aus der Geschichte von „Teufelhammer“:

1334   wird erstmals von einem Hammer bei Wirbenz berichtet

1387   Gründung einer Einigung von 74 Hämmern in der Oberpfalz.
          Im Verzeichnis der  64 Besitzer findet sich der Name Herman Grünhofer mit
          dem Hammer zu Wirbenitz.

1398   im Landbuch A als Hammer benannt

1460   Hutter Hammermeister

1491   Peter von der Grün

1536   Teuffel  (Besitzer)
          Aus dieser Zeit stammt der Name Teufelhammer, zusammengesetzt aus
          dem Besitzernamen Teufel und dem Hammerwerk.

1565   Steinsdorfer (Mühle)

1697   Schönl (Pächter)

1713   Schuldtin Anna Barbara (Müllerin)

1764   Hösl (1819 befinden sich auch Hösl auf dem Mühlhof bei Kastl)

1785   Johann Orttung (Beruf: Metzger und Müllermeister) aus Neustadt am Kulm
          heiratet Elisabeth Barbara Hösl aus Teufelhammer (Wohnort Teufelhammer).

1822   Johann Orttung Müllermeister und Bauer, heiratet Anna Margaretha Künath 
         
aus Goldkronach

 1843  Johann Orttung Mühlenanwesenbesitzer und Bauer heiratet Anna
          Margaretha Barbara Schreyer aus Guttenthau

 1878  Johann Orttung Müllermeister und Bauer heiratet Eva Barbara Vogl aus
          Guttenthau

 1900  Johann Konrad Burkhardt  von der Buschmühle bei Brüderes heiratet Anna
          Maria Margaretha Orttung aus Teufelhammer (Wohnort Teufelhammer).

             Margarete Burkhardt geb.14.03.1874 in der Buschmühle gest. Juli 1960 in
             Einberg bei Coburg. Schwester von Konrad Burkhardt heiratet einen
             Hartmann aus Scharthammer. Die Kinder: Heinrich, Erich, Christian,
             Johann, Hans, Babette.

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Besuch in Teufelhammer
v.l.n.r.: Ernst Burkhardt, Gabriele Göpfert, Elfriede Bätz und Karoline Burkhardt
Foto: © Ulrich Göpfert

                 Johanns Tochter Elfriede heiratet Karl Bätz aus Dörfles-Esbach.
             Ulrich Göpfert ist mit der Tochter Gabriele von Elfriede und Karl Bätz
             verheiratet. Die verwandtschaftlichen Beziehungen mit den Burkhardt`s
             in Teufelhammer werden noch heute gepflegt.

1911     Bau eines neuen Sägewerks an gleicher Stelle.

            In der Zeit als Mühle und Sägewerk gemeinsam betrieben wurden ist zu
            erwähnen, dass es damals drei Wasserräder gab. Vor dem 1. Weltkrieg
            wurde bereits Strom produziert (65 Volt Gleichstrom) und in Batterien
            gespeichert, dafür gab es extra einen Batterieraum. Dieser Strom wurde
            auch an die Nachbarn abgegeben, wobei auf einem Anwesen 2 bis 3
            Glühbirnen vorhanden waren. Auch 110 Volt für Elektromotoren wurde im
            eigenen Anwesen erzeugt, bis zum Anschluss ans öffentliche Stromnetz
            1944.

Ca. 1920  Betriebsaufgabe der Mühle

1936     das Wasserrad wird durch eine Turbine ersetzt

1992     Aufgabe  des Sägewerks

1995     Einstieg in die Stromproduktion mit Einspeisung ins Stromnetz. (erste
            Energieerzeugungsstätte für erneuerbare Energien in der Gemeinde
            Speichersdorf)

 Irgendwann gab es in Teufelhammer auch eine Leinölproduktion.
Im Grundbuch befindet sich noch heute der Eintrag
 „Sägmühl, Mahlmühl und Leinstampfgerechtigkeit.

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Teufelhammer 1944
Foto: © Familie Burkhardt

Geborgenheit in der Großfamilie
Oskar Burkhardt bewohnt zusammen mit seiner Frau Gertraude, den Eltern und seinen beiden Kindern einen der beiden Höfe in dem kleinen Weiler Teufelhammer.

Sein Vater Ernst Burkhardt, der vor 86 Jahren in dem Ort bei Wirbenz zur Welt kam und hier bei bester Gesundheit seinen Lebensabend verbringt, war in der Landwirtschaft groß geworden und übernahm als ältester Sohn den Hof und das dazu gehörende Sägewerk von seinem Vater Georg. 1959 heiratete er seine Karoline, die ihm zwei Buben und ein Mädchen schenkte.

Als Siebzehnjähriger musste er zur Wehrmacht und nach Frankreich in die Normandie. 1944 geriet er in amerikanische Gefangenschaft. 1946 durfte er gesund in die Heimat zurückkehren. In jungen Jahren ging er mit seinen Brüdern gerne auf die Jagd. Jetzt genießt er seinen Lebensabend in der Geborgenheit der Großfamilie.

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Teufelhammer – Wasserfall um 1944
Foto: © Familie Burkhardt

In Teufelhammer nutzt man seit jeher die Wasserkraft
Wie mir Oskar Burkhardt bei meinem letzten Besuch in Teufelhammer berichtete, wird bereits seit einigen Hundert Jahren die Wasserkraft des Mühlbaches genutzt. Zunächst, um über die Drehbewegung des Mühlrads mit einem großen Hammer Eisen zu schmieden, später um mit der Kraft des Wassers Getreide zu mahlen. Das Erz aus dem nahen Fichtelgebirge wurde damals in vielen Hammerwerken der Umgebung weiterverarbeitet. Ausreichend Holz gab es in den umliegenden dichten Wäldern. Nach dem Niedergang der Hammerwerke in der Region hat man sich neu orientiert und die Wasserkraft für eine  Getreidemühle genutzt. Später auch  für ein Sägewerk. Nachdem die Getreideverarbeitung nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden konnte, stiegen die Vorfahren Burkhardts, die seit mehr als 250 Jahren auf dem Hof nachweisbar sind, in die Stromproduktion ein ca.1912, „weit bevor in den umliegenden, weitaus größeren Ortschaften die erste Glühbirne brannte“, berichtete Oskar Burkhardt stolz. Zu jener Zeit sei man bereits froh gewesen, überhaupt elektrisches Licht zu haben. Die überschüssige Energie wurde an die Nachbarn abgegeben und in großen Batterien gespeichert. Daneben betrieben die Burhardts viele Jahre ein kleines Sägewerk, ebenfalls mit Wasserkraft.

Das Sägewerk steht auch heute noch
Es beherbergt noch immer einen Generator zur Stromproduktion mit einer Maximalleistung von 6,7 Kilowatt. Genug Strom für die Eigenversorgung des Hofes. Darüber hinaus speist Burkhardt als Energiewirt in das öffentliche Stromnetz ein. Und das bereits, weit bevor es so etwas wie das Erneuerbare-Energie-Gesetz und die Diskussion um Einspeisevergütungen gab.

Burkhardt spricht sich dafür aus, die alten Wasserrechte wieder zu nutzen
Im „Erneuerbare-Energien-Portal Energymap.info“ taucht das Anwesen Teufelhammer 1 gar als erste Erzeugerstätte für erneuerbare Energien in der Gemeinde Speichersdorf auf. Mehr als 250 solcher Anlagen, zumeist in Form von Photovaltaikanlagen, sind seither hinzugekommen, jedoch kein einziges Wasserkraftwerk. Dabei gäbe es zahlreiche Plätze an Bächen und Flüssen, an denen umweltfreundliche Energie erzeugt werden könnte, weiß Oskar Burkhardt und spricht sich dafür aus, die alten Wasserrechte wieder zu nutzen. So wie das in Teufelhammer schon seit mehreren Hundert Jahren erfolgreich praktiziert wird.


Noch einige Anmerkungen zu den alten Fotodokumenten

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Dienstbotenbuch 1
Foto: Foto: © Familie Burkhardt

Im Mai 2009 bekam 0skar Burkhardt Besuch einer jungen Frau aus Indianapolis, die auf der Suche nach dem Ort war, von dem der Eintrag in das Dienstbotenbuch eines Vorfahren stammt…

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Dienstbotenbuch 2
Foto: Foto: © Familie Burkhardt

… Wolfgang Mann aus Seidwitz geht daraus hervor, war vom 4. Februar 1839 bis 4. März 1840 als Dienstbote in Teufelhammer, unterzeichnet von Margarete Orttung. Dies war der einzige Eintrag, danach ist Wolfgang Mann nach Amerika ausgewandert...

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Frau Kelsey Elizabeth Mann
Foto: Foto: © Familie Burkhardt

die junge Frau (sie trägt heute noch den Namen Mann) lebte damals in Hof und unterrichtete Englisch. Da sie als einzige in ihrer Verwandtschaft etwas mit Deutschland zu tun hat, bekam sie von ihrem Großvater dieses Büchlein.

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Taufeintrag - Auszug aus den Wirbenzer Kirchenbüchern
Foto: Foto: © Familie Burkhardt

Dieses Repro zeigt eine Abschrift eines Taufeintrages in Wirbenzer Kirchenbüchern. Dort findet sich an letzter Stelle der Taufzeugen eine Anna Barbara Schuldtin Müller auf dem Teufelhammer.

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Titelseite Kemnather Heimatjahrbuch 1950
Foto: Foto: © Familie Burkhardt

Und zum guten Schluss: „Die Sage von Teufelhammer“

Der Müller aus dem Hammerwerk „Teufelhammer“ bei Wirbenz arbeitete in seiner Mühle, als ihn dabei der Teufel überraschte.

Dieser begehrte die schöne Müllerin für sich selbst zu haben. Damit war der Müller natürlich nicht einverstanden und verwehrte dem Teufel sein Ansinnen. Ganz aufgeregt vor Wut und Enttäuschung schlug der Teufel mit seinem Schwanz hin und her. Der Müller sah, dass er dabei ständig den Schraubstock auf der Werkbank streifte. Blitzschnell, ehe der Teufel recht zur Besinnung kam, drehte der listige Müller den Schraubstock zu und klemmte dabei den Schwanz des Teufels ein.

„Au, au!“, wimmerte der Teufel vor Schmerz. „Mach wieder auf!“

„Nicht, bevor du mir versprochen hast, meine Frau in Ruhe zu lassen!“, entgegnete der Müller. Der Teufel versprach`s bei allem, was ihm heilig war, denn er hatte solche Schmerzen. Der Müller ließ ihn wieder frei und der Teufel machte sich in Windeseile aus dem Staub.

Nach einiger Zeit ging das Müllerspaar vom Kirchgang in Wirbenz hinunter zu seinem Anwesen. Da entdeckte der Müller in der Ferne den Teufel, weil er ihnen beiden auf der Straße entgegenkam. Seiner Frau befahl der Mann: „Los, Frau, bücke dich und schlage dir deine Röcke über den Kopf!“ Da die Frauen damals noch keine Unterwäsche trugen, konnte man den nackten Hintern der Müllerin sehen.

Der Müller lehnte sich nun gemütlich an einen Baum, bis der Teufel bei ihnen angekommen war. Als dieser aber das Hinterteil der Müllerin sah, erinnerte er sich plötzlich an den Schraubstock und an seine Schmerzen. Er konnte ja das Gesicht der Müllerin nicht sehen. Voller Schreck nahm er Reißaus und ließ die Müllerleute von da an in Ruhe.

Der schlaue Müller und seine Frau aber lachten sich ins Fäustchen.

Quellenhinweis: Oskar Burkhardt, Teufelhammer