Theater Meiningen
PREMIERE: „WOYZECK“ VON GEORG BÜCHNER
Donnerstag, 13. Februar 2014, 20:00 UHR in den Kammerspielen
Alexander Beisel als Woyzeck
Foto: S. Stolz
Er steht ganz unten am Rande der Gesellschaft: Franz Woyzeck – Urbild der geschundenen und missbrauchten Kreatur, gedemütigt von einem Hauptmann, den er rasiert, um sich und seine Freundin Marie, mit der er ein Kind hat, durchzubringen, und medizinisch missbraucht von einer Frau Doktor, der er sich als Versuchsperson für wissenschaftliche Experimente zur Verfügung gestellt hat. Gehetzt, gequält und als Folge der medizinischen Tests in den Wahnsinn getrieben, begeht er am Ende einen Mord.
Wie wird ein unbescholtener und „guter“ Mensch, wie der Hauptmann nicht müde, Franz Woyzeck zu bestätigen, zum Mörder?
Woyzeck ist umgeben von Menschen, die ihn spüren lassen, dass er nicht zu ihnen gehört. Der Hauptmann, der ihn verhöhnt und desavouiert, die Frau Doktor, die nicht am Menschen Woyzeck interessiert ist, sondern allein am Ergebnis ihrer Forschungen, und dafür Woyzecks Gesundheit aufs Spiel setzt. Marie schließlich, die sich von einem Tambourmajor Ohrringe schenken lässt und mit ihm tanzen geht – und vielleicht noch mehr? „Woyzeck, hat er noch nicht ein Haar aus einem Bart in seiner Schüssel gefunden?“, höhnt der Hauptmann, „wenn er sich eilt um die Eck geht, so kann er vielleicht noch auf ein paar Lippen eins finden“, doch Woyzeck will und kann das nicht glauben: „Ich hab sonst nichts auf der Welt. Herr Hauptmann, wenn Sie Spaß machen –“ und will weg, weg aus dieser Welt, die ihn quält, aber er entkommt ihr nicht: denn die Bühne ist eine Arena, ein Zirkus vielleicht, ein Versuchslabor oder ein Hörsaal – kurzum: ein Raum jedenfalls, der für Franz Woyzeck keinen Ausgang hat. Und so sehen die Zuschauer vom Rand dieser Arena herab zu einem Menschen, der einen in diesem Raum ausharrt und während dieser Zeit schlicht niemals eine Chance hat, der immer weiter ins psychische Elend gestoßen wird, bis er am Ende seinen Verstand verliert: „Stich, stich die Woyzecke tot!“, flüstert ihm seine innere Stimme zu, und ja, wahrscheinlich ist das überhaupt die einzige Chance, diesem Wahnsinn ein Ende zu bereiten.
„Woyzeck“ ist die tragische Geschichte eines Mannes, der
von der Gesellschaft aller Würde beraubt und schließlich zum wilden Tier
degradiert wird. Und doch stellt sich die Frage, wer eigentlich die wahre
„Bestie“ ist?
Georg Büchner hat seinen „Woyzeck“ im Herbst 1836 begonnen zu schreiben
Vollenden konnte er ihn nicht, er starb am 19. Februar 1837, nur 23-jährig, an
Typhus. Den „Woyzeck“ hinterlässt er in Fragmenten. Erst 42 Jahre nach seinem
Tod erscheint das Werk – noch unter dem vom Herausgeber fälschlich gelesenen Namen
„Wozzeck“ – in einer Wochenschrift, und nochmals 34 Jahre später, im Herbst
1913 – zu Büchners 100. Geburtstag – gelangt es zur Uraufführung. Nun aber
macht es rasch Furore, da man seiner literarischen Bedeutung schnell gewahr
wird.
Erstmals in der Geschichte des deutschen Dramas ist die Hauptfigur kein Held, sondern ein sozial Unterlegener, ein in jeder Hinsicht Ausgestoßener, der an den gesellschaftlichen Umständen zugrunde geht.
Nach der Eisenacher Premiere im vergangenen Januar 2014 ist das Junge Schauspiel Eisenach mit Georg Büchners „Woyzeck“ am Südthüringischen Staatstheater Meiningen zu erleben. Zugleich ist es die letzte Regiearbeit von Carsten Kochan als stellvertretender Intendant und Leiter des Jungen Schauspiels des Landestheaters Eisenach.
Zu Beginn der Spielzeit 2014/15 wechselt er als Leiter des Jungen Staatstheaters, Regisseur und Schauspieler an das Hessische Staatstheater Wiesbaden.
Regie/
Ausstattung:
Carsten Kochan
Dramaturgie:
Annekatrin Schuch-Greiff
Mit:
Sophie Pompe, Irina Ries, Jannike Schubert, Alexander Beisel, Janik Marder,
Gregor Nöllen, Stephan Rumphorst
Karten und weitere Infos unter 03693/
451-222,-137
oder www.das-meininger-theater.de