Der Gesang des Todes

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Literaturhaus München
„Der Gesang des Todes“
Robert Musil und der Erste Weltkrieg
Ausstellung und Themenschwerpunkt im Literaturhaus München
Noch bis zum 22. Juni 2014 zu sehen

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Das Plakat zur Ausstellung (Gestaltung: unodue)
Robert Musil mit seinen Auszeichnungen, um 1918
Foto: © Robert Musil Literatur Museum, Klagenfurt

    »Über ihn weg schossen sie, Freund und Feind, und er lag zwischen beiden, von beiden verlassen wie Brot, das gegessen ist, von beiden mit der gleichen Herzlosigkeit bedroht.«
Robert Musil, »Der Gesang des Todes«

Der Erste Weltkrieg hatte eine zentrale Bedeutung für Robert Musil – nicht nur innerhalb seiner Biografie, sondern auch für sein schriftstellerisches Schaffen. Wie viele Schriftsteller und Intellektuelle meldete er sich 1914 zum Kriegsdienst. Stationiert an der österreichisch-italienische Grenze in Südtirol, nahm Musil mit dem Kriegseintritt Italiens ab Mai 1915 als Offizier an militärischen Einsätzen in Südtirol und am Isonzo teil. 1916 arbeitete er als Redakteur für von der Armeeleitung herausgegebene Zeitungen, zunächst für die Tiroler Soldaten-Zeitung in Bozen, 1918 für die Heimat in Wien.

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Foto: Suganatal, 1917 © Museo storico italiano della Guerra, Rovereto

In der Ausstellung »Robert Musil und der Erste Weltkrieg« werden sowohl die biografischen und gesellschaftlich-historischen Hintergründe gezeigt, als auch veranschaulicht, wie der Autor die eigene Kriegserfahrung im Werk verarbeitet hat. Neben den literarischen Kriegsbildern in Musils Prosa geben Tagebücher und Briefe Einblick in seinen Umgang mit dem Erlebnis der Krieges, persönliche Objekte und audiovisuelle Materialien veranschaulichen die biografischen Stationen. Historische Fotos und Filme dokumentieren die Härte des Krieges im Gebirge und an der Isonzofront.

    »Große Geschosse nicht zu hoch über der eigenen Stellung lassen den Laut zum Rauschen anschwellen, ja zu einem Dröhnen der Luft, das einen metallischen Beiklang hat. So gestern auf dem Monte Carbonile, als die Italiener von der Cima Manderiolo auf den Pizzo di Vezzena schossen und die Panorotta über uns weg auf die italienischen Stellungen. Der Eindruck war der eines unheimlichen Aufruhrs in der Natur. Die Felsen rauschten und dröhnten. Gefühl einer bösartigen Sinnlosigkeit.« (Robert Musil, Tagebuch, 1915)

    »Krieg. Auf einer Bergspitze. Tal friedlich wie auf einer Sommertour. Hinter der Sperrkette der Wachen geht man wie [ein] Tourist. «
(Tagebuch, 1915)

    »Ende Juli. Eine Fliege stirbt: Weltkrieg. Das Grammophon hat sich schon durch viele Abendstunden gearbeitet. […] In den Köpfen wolkt Traurigkeit und Tanz. « (Tagebuch, 1915)

    »Einzelne melancholische Gewehrschüsse; zeitweilig stärkeres Feuer – melancholisch in der Nacht. Beschießung: Zusammenfassung: Der Tod singt hier. « (Tagebuch, undatiert)

Im umfangreichen Begleitprogramm der Ausstellung spricht am 7. April 2014 Reinhold Messner im Literaturhaus über Robert Musil und den Gebirgskrieg in Südtirol.
Reinhold Messner lebt in Südtirol auf Schloss Juval, in welchem er mehrere Kunstsammlungen, unter anderem eine Bergbildgalerie, untergebracht hat. Er wird im Rahmen der Ausstellung über Robert Musil und den Ersten Weltkrieg über den Gebirgskrieg in Südtirol sprechen, ein Krieg, wie er zum ersten Mal in der Geschichte in seiner ganzer Härte, Brutalität und Absurdität stattgefunden hat.

TIPP
Das Kulturreferat der Landeshauptstadt München koordiniert anlässlich des Kriegsausbruchs vor hundert Jahren unter dem Titel »1914 | 2014. Die Neuvermessung Europas« von März bis Dezember 2014 ein Veranstaltungsprogramm von über 65 Partnern. Für die Inhalte der Beiträge sind die Veranstalter verantwortlich.

„Der Gesang des Todes“
Robert Musil und der Erste Weltkrieg

Eine Ausstellung des Literaturhauses München in Zusammenarbeit mit dem Südtiroler Landesmuseum für Kultur- und Landesgeschichte Schloss Tirol

Kuratoren: Reinhard G. Wittmann und Karolina Kühn
Wissenschaftliche Beratung: Karl Corino
Gestaltung: unodue{ (Costanza Puglisi und Florian Wenz)

Eintritt: Euro 5.- / 3.- (Studierende zahlen am Ausstellungsmontag nur 2.- Euro!)

Führungen für Gruppen und Schulklassen unter Tel. 089-29 19 34-14

Öffnungszeiten der Ausstellung
Montag bis Freitag: 11-19 Uhr
Sa/So/Feiertage:     10-18 Uhr

Weitere Informationen:
www.literaturhaus-muenchen.de