In der Kajüte erstrahlte der Weihnachtsbaum

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In der Kajüte erstrahlte der Weihnachtsbaum…
Weihnachtsfeier beim Seemanns-Chor Coburg - besinnlich aber auch sehr stimmungsvoll! Nikolaus, Zauberer, die Geschichte von einer grünen Wasserhexe aus der Itz und die Coburger Sailors waren u.a. wieder einmal Garant für einen wunderschönen Abend

 

Coburg - Kajüte Seemannschor
…es soll ein gemütlicher Abend werden, zumal wir uns wieder in größerem Kreise zusammengefunden haben, wünschte sich der Vorsitzende des Seemanns-Chores Coburg, Wolfram Haeuschkel, in seinem Willkommensgruß. Und es wurde ein Abend an dem man in die Zeit der Kindheit zurückversetzt war, eine Weihnachtsfeier in der Form, wie man sie heute kaum noch findet. Wie Wolfram Haeuschkel weiter ausführte: meine Vorredner und die noch folgenden Weihnachtsgeschichten sagen eigentlich alles über Sinn und Zweck der Weihnachtsfeier – weswegen wir Weihnachten feiern – aus. Er erinnerte an Vergangenes aus dem Verein und zeigte für die Zukunft Wege auf. Dank sagte er den „guten Geistern“ im Seemanns-Chor Coburg für ihre tatkräftige Unterstützung und Mitarbeit.

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Grüße von der Stadt Coburg übermittelte Bürgermeister Hans-Heinrich Ulmann, Bürgermeister Norbert Tessmer traf etwas später ein, denn er hatte noch weitere Verpflichtungen an diesem Abend

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Pfarrer und Vereinsmitglied Bernd Saal trug die Geschichte „Das Brausepulver“ in seiner unnachahmlichen Art vor

In diesem Jahr wartete Pfarrer Bernd Saal nicht mit einem selbstkomponierten Liedvortrag auf, nein, er hatte die Geschichte „Das Brausepulver“ für seine Coburger Sailors und den Gästen „auf Lager“:

Das Brausepulver
In den Liedern des Coburger Seemannschores werden immer wieder wunderschöne ferne Länder besungen, mit wunderbar weißen Stränden, exotischen Landschaften und Frauen, deren Anblick die Knie selbst der hartgesottensten Seebären weich werden lässt. Und dass war auch damals so, als der Seemannschor nur aus Männern bestand und noch keine Sängerin hatte.

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Diese Sehnsuchtslieder, die in das Ohr hineintröpfeln wie Honig und im Herzen aufgehen wie Weihnachtssterne, wurden dem Coburger Seemannschor eines Tages zum Verhängnis. Denn eine grüne Wasserhexe aus der Itz, neidisch über den Erfolg des Chores, verwandelte sich in eine dieser schönen exotischen Frauen, die in den Liedern vorkommen. Warum singt der Seemannschor nicht über die schönen Frauen an der Itz? dachte sie, und braute ein Pülverchen zusammen: ein Chor, der das Schöne nicht in der Nähe sieht, braucht auch das Schöne in der Ferne nicht zu besingen.

„Brauset, brauset fort ihr Lieder, Berg und Täler kommet wieder“ – so sprach sie, als sie ihr Pülverchen zusammenbraute.

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Beim nächsten Konzert in der Kongresshalle tauchte die grüne Wasserhexe als attraktive, begehrenswerte Schönheit auf und betörte die Herzen der Seebären. Nicht Sattsehen konnten sie sich, und so bemerkten sie nicht, wie die wunderschöne Frau ihnen ein Pülverchen ins Getränk schüttete. Vor lauter Busen übersahen sie das verhängnisvolle Pülverchen.

„Brauset, brauset fort ihr Lieder, Berg und Täler kommet wieder“.

Als sie wieder auf der Bühne standen und erneut von Hawaii und Bombay singen wollten, da erscholl fröhlich aus ihrem Munde: „Hoch auf dem gelben Wagen“. Und als sie vom Heimweh singen wollten, da erklang das „Rennsteiglied“. Verdutzt schauten sie sich an, der Chorleiter mochte mit den Armen wild gestikulieren so viel er wollte, ganz Coburg lachte, alle Leuchttürme lachten: die Seemannslieder kamen nicht mehr über die Lippen.

„Brauset, brauset fort ihr Lieder, Berg und Täler kommet wieder“.

Der Fluch der grünen Wasserhexe aus der Itz war eingetroffen. Und es nützte kein Vorspielen der alten CDs, kein Hineinschauen in die alten Noten, die Seemannslieder waren in dem Gebräu der grünen Wasserhexe aufgelöst worden.

Als „Käptn Blaubär“ davon hörte, staunte er. Wusste der Seemannschor denn nicht, welche Gefahren in seinen Liedern lauerten? Die Schiffe, die Stürme, die Personen in den Liedern, die konnten doch lebendig werden, und da musste man aufpassen, mit wem man es zu hatte. Oder sie konnten Gefahren heraufrufen, wie z.B. die grüne Wasserhexe, von denen die aufgeklärte Welt schon lange nichts mehr wusste. Doch Käptn Blaubär war ein Freund des Seemannschores. Nichts tat er lieber, als am Abend, wenn die Sonne unterging, oben auf dem Deck zu sitzen und ihren Liedern zuzuhören. Manchmal kamen ihm sogar die Tränen dabei. So schön, so bewegend, sangen sie. Er beschloss zu helfen.

Als er in ihrer Kajüte ankam, sah er einen Chor, der drauf und dran war, sich in einen Volksliederchor zu verwandeln. „Auf der grünen Eisenbahne“, hörte er oder das „Kufsteinlied“. Jodler ertönten – doch Seemannslieder erklangen nicht. Der Chor konnte seine Lippen bewegen wie er wollte, er konnte sich Schiffsbilder vor Augen halten, um sich zu erinnern, er konnte Fahnen schwingen, nichts half, herauskam: „Im Frühtau zu Berge“ oder „Sah ein Knab ein Röslein stehn“. Käptn Blaubär wusste zu helfen. Er ließ jeden ein Glas Wasser mit Brausepulver trinken und wandelte den Fluch zurück:

„Brauset, brauset her ihr Lieder, Berg und Täler – kommt nimmer wieder“.

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Und siehe, die alten Lieder kamen zurück: „Rolling home“, „Jonny hat Sehnsucht nach Hawaii“, „Einmal in die Ferne sehn“ – die alten Lieder waren wieder da. Käptn Blaubär dachte weiter. Einmal gewonnen heißt nicht: immer gewonnen. Eine Schlacht gewonnen, bedeutet noch lange nicht: den Sieg errungen. Die grüne Wasserhexe aus der Itz, die gab es ja immer noch. Und ihr Neid auf die Erfolge des Seemannschores war ja nicht erloschen.

So schlug er dem Seemannschor vor, diese Frau, deren Attraktivität sie beim letzten Konzert so gründlich auf den Leim gegangen waren, fest einzubinden in die Arbeit des Chores. Eine attraktive Frau würde einen Seebärenchor noch attraktiver machen. Und ihre helle Stimme würde wie der Schaum auf den Wellen der „Sieben Weltmeere“ sein. Diesen Rat befolgen die Seebären. Und seit jenen Tagen singt in dem Seebärenchor immer eine attraktive Frau mit. Über die Schönheiten der Ferne, sollten die Schönheiten der Nähe nicht vergessen werden. Außerdem wollten sie wirklich Seemannslieder singen und nicht Berg- und Wanderlieder.

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Ob es bei der jetzigen attraktiven Besetzung verwandtschaftliche Beziehungen zur grünen Wasserhexe in der Itz gibt, das allerdings möchte ich lieber dem Seemannsgarn überlassen.

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Arthur Knauer in der Gestalt des Nikolaus brachte in seinem „Weihnachtssack“ zahlreiche Überraschungen, u.a. in Gedicht- und flüssiger Form mit

…draußen vom Walde komm ich her – Wie schö klingt doch die alte Mär, doch märscht` ns sicht, des kümmt jetzt raus, die Wirklichkeit ganz annersch aus. Mit seinem Mundartgedicht „Vom Weihnachtsmaa“ hatte er die Lacher auf seiner Seite.

Dann hielt der Nikolaus Rückblick auf das Jahr 2005 und einige Mitglieder des Seemannschores erhielten einen besonderen Reim, der ihrer Verbundenheit zum Verein Ausdruck verlieh.

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U. a. berichtete der Nikolaus über den Vorsitzenden Wolfram Haeuschkel:
„Der Vorstand wie sieht der denn aus, ich glaub, der reißt sich schon selber die Haare raus. Verbraucht sieht er aus, der alte Mann. 9 Jahre Vorstand, kein Wunder wenn er nimmer kann. Lass Dir nicht alles zu sehr gehen zu Herzen, ruf sie lieber zur Ordnung, sie werden`s verschmerzen.

Im Grund, lieber Wolf, der Chor dankt Dir sehr, für Dein Engagement und vieles mehr. Als Dank für alles diese Flasche, und sei schlau, gibt sie weiter an Deine Frau. Sie kann beim Kochen, Braten, Backen sie genießen und wird Dich dabei in guter Obhut wissen“.

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Auch ich bekam „mein Fett ab“
Einen freien Journalisten der Chor in seinen Reihen hat, der Uli füttert da so manches Blatt. Die Redakteure in Oberfranken und Thüringen zittern, wenn sie auch nur etwas von dem Uli wittern. Es hat Hand und Fuß, was er da schreibt, kein Auge bei denen trocken bleibt.

Seine „Homepage“ ist ein wahrer Fundus, darin blättern, man es einfach tun muss. Sehr, sehr oft darin kommen vor, Artikel über den Seemanns-Chor. Inzwischen ist der Chor überall bekannt, dank Uli mit der „freien Hand“. Gönn diesen Schluck Deiner Familie, der Du fehlst der Stunden so viele.

Zum Schluss seinen Vortrages sagte der Nikolaus: „Mein Vortrag – nun, er ist jetzt aus -, es wünscht Euch Euer Nikolaus: Frohe Weihnacht und, wie es immer war, einen Guten Rutsch ins Neue Jahr.

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Natürlich trug auch der Seemanns-Chor mit seiner Solistin Olga Sauer zum „Guten Gelingen“ des Abends mit zahlreichen Seemanns- und Weihnachtlieder bei. Das Publikum war begeistert und dankte mit lang anhaltendem Beifall

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In einer Doppelfunktion wartete Arthur Knauer an diesem Abend auf. Er war nicht nur der Nikolaus sondern auch der „Zauberer Fabulus“

Einer der Höhepunkte der diesjährigen Weihnachtsfeier war der Auftritt des „Zauberers „Fabulus“.

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Besonders die Kinder waren von seinen Zauberkünsten beeindruckt, aber auch die „etwas Größeren“ waren begeistert und so wurde der Auftritt mit Lachsalven und großem Beifall von allen in der Kajüte belohnt

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Besonders stimmungsvoll ging es zu, als der Zauberer Arthur Knauer, genannt „Fabulus“, Werner Klöpsch, Dieter Krämer und Bernhard Schwede drei Karten mit Städtenamen aus seinem reichhaltigen Fundus ziehen ließ. Von Werner Klöpsch wurde die Stadt Wien gezogen - dafür bekam er als Belohnung „ein Wiener Würstchen“, Dieter Krämer bekam für die Stadt Berlin einen „Berliner- Pfannkuchen und mit großen Erwartungen ging Bernhard Schwede, der die Stadt Paris, gezogen hatte ins Rennen. Und er bekam…, nicht was er und wir alle dachten, einen ......., sondern ein „französisches Baguette“ vom „Zauberer Fabulus“ überreicht! Die Besucher in der Kajüte tobten vor Freude und die Stimmung stieg auf den Siedepunkt. Denn wir wissen ja, Schadenfreude ist die schönste Freude! – Nichts für Ungut, lieber Bernhard.

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Den Stadtoberen hat es, wie man auf dem Foto unschwer erkennen kann, bei unserer Weihnachtsfeier gut gefallen!

Danach war Besinnlichkeit angesagt!

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Jutta Ihling brachte in ihrem besinnlichen Gedicht „Weihnachtswunsch“ ihre Gedanken zum Ausdruck

Eine kleine Kostprobe daraus:
„Ich möcht ein bisschen glücklich sein. Ich möchte mich mit andern freun. Ich wünsch mir, dass mich jemand fragt: „Wie geht es dir?“ und einfach sagt: „Ich mag dich und bin gern bei dir!“ Das wünsch ich mir…

Lustig und turbulent ging es in ihrem weiteren Vortrag über einen elektrischen Christbaumständer zu. Diese beiden Gedichte werden in den Tagen vor Weihnachten auf meinem Internetportal in voller Länge zu lesen sein.

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Den Schlusspunkt im besinnlichen Teil setzt die Solistin des Seemanns-Chores Coburg, Olga Sauer, mit ihrer in russischer Sprache vorgetragen Volksweise

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Dieses Lied handelt von einem Tannenbaum der im Wald geboren ist und wächst. Der im Winter und auch im Sommer kerzengerade und grün dasteht. Unter diesem Tannebaum finden ein Häschen und ein Wolf ein schönes Plätzchen. Jetzt ist er geschmückt auf unser Fest gekommen. Und viel, viel Freude hat er mitgebracht. Wie mir Olga Sauer versicherte ist das ein ganz bekanntes Weihnachtslied in Russland, das von den Kindern und Erwachsenen auf jeder Weihnachtsfeier dort gesungen wird.

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Wie bei allen Feiern die in der Kajüte des Seemanns-Chores Coburg stattfinden, dauert es lange bis die letzten Besucher den Heimweg antreten. Und auch dieses Mal war es nicht anders, bis die letzten Lichter auf den weihnachtlich geschmückten Tischen und am Christbaum gelöscht wurden.

Alle Fotos: 2005 © Ulrich Göpfert