Gregoriusfest

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Das Coburger Gregoriusfest in früherer Zeit
„Der Gregorius“ ist ein uraltes Kinderfest, dessen Spuren
sich bis ins 13. Jahrhundert in Coburg verfolgen lassen

 
Die “Gregoriusfahne” von 1913
Repro 2010 – Ulrich Göpfert

Die Fahne bezieht sich auf der Vorderseite mit dem Mittelbild und der Umschrift "Es lebt der Herr von Katzenkopf“ auf diesen Brauch. Die Rückseite ist mit dem Sinnspruch "Ohne Fleiß kein Preis beschrieben“

Coburg
Vor einigen Jahren habe ich über das Coburger Gregoriusfest in der Neuzeit geschrieben, das ich als Kind noch selbst in dieser Form miterlebt habe. Heute möchte ich über das Coburger Gregoriusfest, wie es Anfang des 17. Jahrhunderts gefeiert wurde, berichten.

Vermutlich ist es aus dem Maifest oder Frühlingsfest vorchristlicher Zeit entstanden, denn es wurde immer Ende April oder Anfang Mai gefeiert. Auch ist früher bei dem Umzug der Kinder immer ein Maibaum mit bunten Bändern geschmückt vor dem Zug hergetragen worden. Generalsuperintendent Mörlinus hat anno 1600 den Kindern zum ersten Mal Wecklein und Zucker austeilen lassen. Von da an sind dem Fest mancherlei Geschenke und Stiftungen von Coburger Bürgern zugewendet worden, so dass die Kinder nach dem Umzug nicht nur Wecklein oder Brezeln, sondern auch Wein erhalten konnten. Es gingen dann auch Spielleute mit, die den Zug bis auf den Anger mit Pfeifen und Trommeln geleiteten.

Im Jahre 1629 machten sich Bedenken geltend, ob man in so ernster, kriegsdrohender Zeit ein frohes Fest feiern sollte. Da gab es einige Überfromme, die meinten, es sei nicht recht, dass man den Kindern Gelegenheit zu sündhafter Lust gebe. So befragte man wohlweislich erst den Superintendenten Dr. Finkius. Der gab dem Rat der Stadt folgenden Bescheid:

„Ich spreche mit unserem Heiland:
Lasset die Kindlein zu mir kommen.
Lasset sie ihr Fest feiern wie alle Jahre.
Sorget nur, dass nichts Böses dabei geschieht.“

So wurde „der Gregorius“ auch im Dreißigjähren Krieg gefeiert
Auf dem Kirchplatz bei der Morizkirche sammelten sich am Festtag die Kinder gleich nach dem Mittagessen und zogen unter der Obhut der Lehrer, die Musikanten voraus, durch die Obere Kirchgasse zur Ehrenburg und dort in den inneren Schlosshof. Hier stellten sich die Spielleute in die Mitte der Kinderscharen und während nun oben die allerhöchsten Herrschaften aus dem Altan heraustraten, erschallte feierlich das alte Lutherlied: „Ein` feste Burg ist unser Gott!“ Wenn das Lied beendet war, sandte der Herzog den Musikanten eine Kanne Wein zur Stärkung. Die Herzogin begab sich mit einigen ihrer Damen in den Hof und teilte mit freundlichen Worten ganze Körbe voll Zuckerwaren unter die Kinder aus. Die Kinderscharen brachten darauf zum Tusch der Musik dem Herzog und der Herzogin ein „dreimaliges Hoch“ aus. Dann ordnete sich der Zug aufs Neue.

Voraus ging nun ein Fähnlein Spießknechte, die Bahn frei zu machen. Darauf folgten die Trommler und Pfeifer. Hinter diesen schritt ein starker Knabe, der einen mit vielen Bändern geschmückten Birkenbaum trug. Alsdann kam der „König“ oder „Bischof“. Er war bekleidet mit einem langen hellblauen Mantel, der überall mit goldenen Sternen besetzt war. Auf dem Kopf hatte er eine hohe Krone aus Goldpapier. In den Händen trug er einen langen weißen Stab mit einem Knauf in Gestalt und Farbe einer Eichel, geziert mit flatternden roten und grünen Bändern. So schritt der König stolz einher.

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„Der Herr von Katzenkopf“
Repro 2010 – Ulrich Göpfert

Dieses Foto, aufgenommen Mitte der 50er Jahre, zeigt den "Herrn von Katzenkopf“ beim Gregoriusumzug der Coburger Schulen. Vielen Dank an Frau Grimm aus Coburg die mir das Foto zur Verfügung gestellt hat

Hinter ihm folgte der große Kinderschwarm, der unausgesetzt in ewiger Wiederholung den wunderlichen alten Gregoriusvers schrie und sang: „Es leb` der Herr von Katzenkopf mit seiner Frau, die hat kein Zopf. Vivat hoch! Und noch einmal und noch einmal: Vivat hoch!“


 Repro 2010 – Ulrich Göpfert

Die Queen Victoria (deren Prinzgemahl Albert aus dem Hause Coburg stammt) war beim Gregoriusfest am 22. August 1845 in Coburg auf dem Ketschenanger anwesend.
Rechts im Bildmittelgrund erkennt man die Moritzkirche. Die Jungen haben sich links und die Mädchen rechts aufgestellt. Wie die Illustrated London News in einem Artikel darüber bemerkte, war einer der Jungen als "winziger“ Napoleon verkleidet und rief großes Gelächter hervor“. Rechts wird dem Herzog, Prinz Albert und Königin Victoria eine Gruppe kleiner Mädchen vorgestellt.

So ging es mit Musik und Gesang durch die Straßen der Stadt über den Marktplatz zum Ketschenanger, gefolgt von tausenden Erwachsenen. Auf dem Anger angekommen, war für allerlei Ergötzlichkeiten der Kinder vorgesorgt. Da gab es Ringelreiten und Ringelstechen. Wettklettern auf den hohen Planbaum zum Herabholen der oben aufgehängten bunten Tücher. Da war Sacklaufen, Wettspringen und Reigentanz. Auch bekamen nun die Kinder den guten Kronacher Wein zu trinken, jedes einen tüchtigen Becher voll. Dazu hatten wohlmeinende Coburger Bürger große Körbe voll Brezeln geschenkt, die nun verteilt wurden.

Die Spießknechte, welche den Zug geleitet hatten, blieben im Schießhaus am Anger, hielten die Ruhe und Ordnung auf dem Festplatz und sorgten streng dafür, dass alle rechtzeitig, bevor die Stadttore geschlossen und die Brücken an den Toren aufgezogen wurden, wieder rechtzeitig heimkamen.

Quellenhinweis: Ludloff („Coburg 1629“)