Frau Holle in Eisfeld

Frau Holle in Eisfeld

Eine Sage aus Eisfeld in Thüringen

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Schloss Eisfeld im Winter

Foto: © Ulrich Göpfert


Wenn in früheren Zeiten im Winter dichter Schnee vom Himmel fiel und alles in weiße Decken hüllte, dann sagten die Leute zueinander: „Frau Holle schüttelt ihre Betten aus!“

 

Einige Eisfelder glaubten, Frau Holle sogar gesehen zu haben, wenn sie des Nachts durch die dunklen Straßen der Stadt ging und durch die Fensterscheiben guckte und nachsah, ob Frauen und Mädchen fleißig spannen.

 

Einstmals wurden die Eisfelder sehr zornig auf Frau Holle, und das kam so: Als die Leute noch mit dem Ernten der Kartoffeln und Rüben beschäftigt waren, fing Frau Holle schon an, ihre Betten zu schütteln, und es schneite so sehr, dass ein Teil der Ernte dadurch verdarb. Darüber waren die Eisfelder sehr ärgerlich, und weil sie Frau Holle nicht selbst dafür strafen konnten, so machten sie sich eine große Strohpuppe zurecht, die Frau Holle vorstellen sollte. Mit dieser Puppe zogen jung und alt am ersten Sonntag im Jahr nach dem Nachmittagsgottesdienst unter feierlichem Gesang auf den Markt. Dort wurde die Puppe vom Bürgermeister auf einem großen Scheiterhaufen verbrannt, und alles jubelte: „Frau Holle wird verbrannt!“

 

Noch viele Jahre lang wiederholte sich dieser Brauch. Man wollte durch die Verbrennung der Frau Holle dem Winter die Macht rauben, so dass er bald vor dem Frühling weichen musste.

 

Quellenhinweis: Eckard Witter, Verlag Frankenschwelle KG, Hildburghausen

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