Das "Dörfleser Hexenschloss"

Der ehemalige "Obere Amlingshof" in Dörfles-Esbach

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Das Foto zeigt das "Dörfleser Hexenschloss", als Ölgemälde.  Es wurde nach einer Skizze, die Hermann Büchner angefertigt hat vom Malermeister Edmund Dötschel aus Dörfles im Jahre 1957 gemalt.
Foto: © Ulrich Göpfert

Ein kurzer Einblick in die Geschichte von Dörfles-Esbach und seinem ehemaligen Schloss im Volksmund "Hexenschloss" genannt

Trufalistat?
Trufalistat war einer jener Orte in unserer Gegend, nach dessen Lage die Historiker schon seit Jahrhunderten suchen. Dieses vielumstrittene Trufalistat wird in einer Urkunde von 1075 genannt, in der die Güter aufgezählt werden, die die Polenkönigin Richeza, eine deutsche Königsenkelin, an Saalfeld geschenkt hatte. Die Urkunde nennt die Dörfer in der Reihenfolge Füllbach, Creidlitz, Ketschendorf, Trufalistat und Cortendorf. Auch verschiedene Geschichtsschreiber, wie z.B. Johann Adolf von Schultes, haben Trufalistat Dörfles gleichgesetzt. Dies ließe sich wohl rechtfertigen, wenn man bedenkt, dass Seidmannsdorf der nächste Ort ist, der nach Cortendorf genannt wird. Man könnte annehmen, dass der Schreiber der Urkunde von 1075 bei Ketschendorf auf das andere Ufer der Itz hinübergewechselt wäre, um dann von Dörfles über Cortendorf nach Seidmannsdorf springen zu können. Die Vermutung, dass durch Lautumstellung aus dem Trufali, Turfali und daraus Durfelin geworden sei, hat auch etwas für sich. Dem aber widerspricht die Urkunde von 1217, in der es heißt, dass das gesamte Coburg früher Trufalistat geheißen habe. Trufalistat muss also in der Stadt Coburg aufgegangen sein.

Dörfles wird 1317 zum ersten Mal genannt: zu dem Dorfelin. 1340 tritt es als Durfelin auf, im 16. Jahrhundert heißt es Dörfles. Wohl war es Rittergut, wohl hat es ein Schloss gehabt, aber es waren keine bedeutenden Adlesgeschlechter, die auf Dörfles saßen und deren Familiengeschichte ein Stück Dorfgeschichte hätte werden können. Berichte von Truppendurchzügen, von Plünderungen im 30jährigen Krieg, von Truppendurchzügen im 7jährigen Krieg und zu Zeiten Napoleons liegen aus diesen Zeiten vor.

Espe mayor
Trufalistat ist nicht der einzige Ort, der in dieser Gegend verschwunden ist. Auch "Espe major", Groß-Esbach ist verschwunden. In einer alten Urkunde werden "Espe major" und "Espe minor" voneinander unterschieden, Groß-Esbach und Klein-Esbach. Klein-Esbach ist ohne Zweifel unser heutiges Esbach, das Schloss Esbach. Groß-Esbach kann nicht weit davon gelegen haben. Was liegt näher als Vermutung, dass "Espe mayor" unser heutiges Dörfles war?"

Zu dem "Dorfelin" wird es 1317 genannt. Man muß "die Kirche beim Dorf lassen" und das Dorf bei seinem Schloss.

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Das Foto zeigt das "Dörfleser Hexenschloss“ richtig bezeichnet als "Oberer Amlingshof". Dieses Foto ist schon über 100 Jahre alt und wurde  von der Familie Reißmann vor dem ersten Weltkrieg aufgenommen.
Repro: Ulrich Göpfert

Kommen wir nun zum "Hexen- oder Spukschloss von Dörfles".  Richtig lautet die Bezeichnung "Der obere Amlingshof" und war mit den Haus Nr. 11, 12 und 13 beziffert. Der Name Amlingshof stammt von dem Lehensbesitzer Bürgermeister Amling aus der Zeit vor dem 30jährigen Krieg. Haus Nr. 12 war das sogenannte Castrum oder das Schloss, wie es auch genannt wurde. Zeitweilig blieb es unbewohnt, da es angeblich darin spukte. Erst nach dem Umbau im 17. Jahrhundert bewohnten es höhere Angestellte und angesehene Bürger Coburgs. Zum Hof gehörte ferner das Haus Nr.11 und eine Pferdestallung, weiterhin Haus Nr.13.

Im 18. Jahrhundert gehörte das Schloss dem Direktor des Gymnasium Casimirianum und späteren Generalsuperintendenten Dr. Stempel, dann den Herren Sommer und Köhler gemeinschaftlich und schließlich dem Amtmann von Neustadt und späteren Konsistorialassessor Dr. Pertsch. Von ihm erbte es seine Tochter, die mit dem Kriegscommisarius Christoph, Christian, Gottlieb Sembach aus der bekannten Försterfamilie verheiratet war.

Mit diesem Schlösschen hatte es seine ganz besondere Bewandtnis. Das Dörfles Schloss war ein Spukschloss! Es hatte seinen Schlossgeist, und der muß so fürchterlich gewesen sein, dass sich keine Schlossherrschaft darin aufzuhalten wagte. Schon in der um 1745 geschriebenen, jetzt nur für das Coburger Land aufgefundenen "Reisebeschreibung“ des Coburgers Hermann, heißt es von Dörfles:
"Dörfles", ein schönes Dorf mit dem Rittergut gleichmäßigen Gütern Herrn Sommers und Herrn Köhlers, so ganz in Quadratsteinen aufgeführt, doch nicht bewohnt werden kann.

Warum es nicht bewohnt werden konnte, verrät uns der alte Gruner:
"Unter diesen Wohnhäusern befinden sich das Castrum (Schloss), welches zwar in Anschauung des Mauerwerkes vollkommen gut, aber nicht bewohnbar ist, indem es eine lange Zeit her aus der Ursache unrepariert, weil man vorgibt, dass es in demselben spuken soll. Es ist eben deswegen unter dem Namen des Spukhauses bekannt".

Unterdessen scheint sich die "Weiße Frau von Schloss Dörfles" aus Mangel an Menschen, die sich vor ihr fürchten, und die Freude am Spuken verloren haben, zurückgezogen haben. Denn alle die, die dann später darin wohnten, haben von einem Spuk nichts mehr gemerkt.

Über einen Besitzer des Schlosses - Eduard Sommer - ist noch folgendes bekannt:
Die Sommersche Familie hatte keinen männlichen Nachkommen, nur zwei Töchter. Diese waren beide noch in Dörfles geboren, aber später, als sie älter wurden, gingen sie in Coburg zur Schule. Das alte Wohnhaus in Dörfles war ihnen auch nicht mehr komfortabel genug, und Eduard Sommer baute sich in den 1880 Jahren eine große Villa in der Seifartshofstraße (später Reichsbank) und zog dorthin. Die von ihm benutzte Wohnung in Dörfles wurde vermietet. Dasselbe geschah mit den zum Hof gehörigen Häusern Nr. 9 und 13.

Die beiden Töchter der Sommerschen Familie heirateten Offiziere. Diese brachten es zu einem hohen Rang: der eine mit Namen Sydow brachte es im ersten Weltkrieg bis zum General, der mit der 2. Tochter verheiratete Offizier war Seemann mit Namen Rollmann, aus Coburg stammend. Derselbe war im ersten Weltkrieg Admiral in Kiel. Ein Nachkomme von ihm war der im zweiten Weltkrieg bekannte U-Boot Kommandant Rollmann, ausgezeichnet mit dem Ritterkreuz. Nach dem verlorenen ersten Weltkrieg mussten alle Offiziere ihren Abschied nehmen, und wer kein Vermögen hatte, war schlecht dran. So erging es auch der Familie des ehemaligen Generals Sydow. Er wohnte nach dem Krieg in Coburg und kam öfters mit seiner Frau nach Dörfles, um sich etwas Essen zu hamstern. Er hat mit seiner Frau sogar bei der Kartoffelernte mitgeholfen und Vesper mitgemacht dabei ging es öfters im Gespräch um das ehemalige Sommergut.

Das historische ehemalige "Dörfles Hexenschloss" brannte im Jahr 1927 ab. Man munkelte in der Bevölkerung von Brandstiftung. Diese wurde aber nie aufgeklärt. Von Rudi Reißmann aus Dörfles-Esbach wurde mir erzählt, dass die Feuerwehr von Dörfles fast acht Tage an der Brandstelle im Einsatz war, weil immer wieder Flammen aus verschiedenen Brandherden aufloderten.

Quellenhinweis: Hermann Büchner, Rudi Reißmann, Dörfles-Esbach

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