Eine Sage erzählt, dass sie statt ihrer Schwester
aus unerwiderter Liebe ins Kloster eintrat
Klosterkirche Sonnefeld
Foto: Archiv © Ulrich Göpfert
Eine feierliche, fast sonntägliche Stimmung herrscht unter den hohen Bäumen des Rasenplatzes vor der Klosterkirche in Sonnefeld, obwohl eine stark befahrene Straße dicht daran vorbei führt. Bunte Blumen und grüne Kräuter grüßen uns aus dem Klostergarten. Der Klosterhof liegt in der Abendsonne, aber lange Schatten werfen schon die umstehenden Gebäude. Es ist ein friedlicher und beschaulicher Ort und lädt zum Verweilen und Nachdenken ein.
Steinplatte an der Klosterkirche
Foto: Archiv © Ulrich Göpfert
Beim Eintritt in das Innere der Klosterkirche erleben wir die ganze Schönheit eines Hochbaues der reinsten gotischen Kunst. Riesige Spitzbogenfenster, sieben an der Zahl, lassen eine Fülle Lichtes hereinströmen. Zwischen ihnen steigen die schlanken Rippen empor zu den Kreuzgewölben der scheinbar unermesslich hohen Decke. Welch ein unendlicher Raum über uns! Jeder Laut, jedes Flüstern tönt von allen Seiten wider. Unwillkürlich gehen wir leise, um die feierliche Stille nicht zu stören.
Im Halbrund der Ostwand entdecken wir Steinfiguren, gleich über dem Plattenwerk des Bodens. Der Ritter von Sonneberg in voller Rüstung blickt uns entgegen, neben ihm seine Gemahlin: das Stifterehepaar des Klosters. Das dritte Denkmal ist Anna von Henneberg geweiht. Sie war eine von vier Schwestern und Tochter der Gräfinwitwe Jutta von Henneberg auf der Veste Coburg. Warum Anna von Henneberg den Schleier nahm, erzählt uns die ergreifende Sage von den vier Burgfräulein.
Auf der Veste Coburg lebten einst vier Schwestern in stiller Einsamkeit. Als sie herangewachsen waren, kam der junge Burggraf von Nürnberg und begehrte die Gräfin Anna zur Frau. Sie war wohl nicht die schönste unter ihren Schwestern, hatte aber die reichste Mitgift von ihren Eltern erhalten. Als jedoch der junge Burggraf deren liebliche Schwester Sophie erblickte, erglühte sein Herz für diese in heftiger Liebe. Sophie war bereits für das Kloster bestimmt und härmte sich nun, ihr Geschick beklagend und den jungen Albrecht im Stillen liebend.
Ein Blick in den Innenhof
Foto: Archiv © Ulrich Göpfert
Den klugen Blick der edlen Schwester Anna war indes die gegenseitige Liebe der beiden nicht entgangen. Sie merkte bald, wie ihre Schwester immer bleicher und stiller wurde. Als nun der Hochzeitstag heran kam, trat Anna nicht im Brautschmuck, sondern mit dem Schleier und dem einfachen Klostergewand angetan vor die beiden und sagte liebreich zu Sophie: "Nimm ihn hin und sei glücklich! Nicht du, die reizende von Albrecht geliebte, sollst ins Kloster gehen; mich hat der Himmel dazu bestimmt". Trotz aller Weigerung legte sie Sophies Hand in die des glücklichen Albrecht. Zugleich schenkte sie ihnen all ihre Güter und Schätze und gab ihnen zum Zeichen dessen eine Urkunde aus Pergament.
Rückseite Klosterkirche Sonnefeld
Foto: Archiv © Ulrich Göpfert
Desselben Tages schon zog Anna nach dem Kloster Sonnefeld, wo sie lange wohltätig waltete und im Jahre 1363 starb.
Quellenhinweis: Hermann Knorr