Hungrige Stachelritter gehen auf Futtersuche
– Igel in Bayern online und per App melden
– Autofahrer*innen aufgepasst
Igel
Foto: © Marcus Bosch
Hilpoltstein – Mit dem Frühlingsbeginn erwachen auch die ersten bayerischen Igel aus ihrem Winterschlaf. Der LBV ruft deshalb wieder alle Naturfreund*innen dazu auf, ihre Igel-Beobachtungen dem Naturschutzverband online zu melden, um noch mehr über den heimischen Gartenbewohner herauszufinden.
Seit 2015 sammeln die Naturschützer*innen Daten von lebendigen und toten Igeln für das erfolgreiche LBV-Bürgerforscher-Projekt „Igel in Bayern“. Jährlich werden dem LBV bayernweit über 12.000 Beobachtungen über die Webseite und die App gemeldet und diese zeigen deutliche Bestandtrends. „Obwohl der Igel flexibel, anpassungsfähig und ein wahrer Überlebenskünstler ist, steht er mittlerweile auf der Vorwarnliste bedrohter Säugetiere in Bayern. Und es gibt immer weniger Igel in unseren Gärten“, so die LBV-Igelexpertin Dr. Angelika Nelson. „Nur langjährige Datensammlung kann uns helfen herauszufinden, wie Igel in unserer modernen Landschaft mit all ihren Veränderungen zurechtkommen“, so die LBV-Biologin weiter. Das Projektjahr 2021 soll nun weitere wertvolle Daten liefern, um konkrete Schutzmaßnahmen für den Igel zu entwickeln. Mitmachen ist ganz einfach: jeden lebendigen oder toten Igel unter www.igel-in-bayern.de oder über die App „Igel in Bayern“ melden.
Igel
Foto: © Ralph Sturm
Mit dem nahenden Frühlingsanfang erwachen in Bayern auch die ersten Igel aus dem Winterschlaf. Abhängig von Wetter und Standort des Winterquartiers kann dieser Zeitpunkt ganz unterschiedlich sein. Erste Meldungen umherwandernder Igel auf Nahrungssuche haben den LBV bereits erreicht. „Langsam werden die meisten Igel wieder aktiv. Einige Tiere können aber noch schlafen, manchmal sogar bis in den Mai und Igelweibchen schlafen dabei meistens länger als Igelmännchen“, erklärt Angelika Nelson.
Foto: © Martina Gehret
Insekten als wichtigste Nahrungsquelle der Igel sind derzeit noch rar, sodass die Tiere auf ihrer Suche zum Teil weite Strecken zurücklegen müssen. Oft muss der Igel dabei gefährliche Straßen überqueren und wird häufig von Autos überfahren. „Wir bitten deshalb alle Autofahrerinnen und Autofahrer an die hungrigen Winterschläfer zu denken und langsamer und auf Sicht zu fahren, und das vor allem in der Dämmerung und nachts“, sagt Angelika Nelson. Igel flüchten bei Gefahr nicht, sondern rollen sich zu einem stacheligen Ball zusammen. „Man sollte bei einem nahenden Igel auf der Straße vorsichtig bremsen, jedoch ohne die nachfolgenden Autos zu gefährden, nicht das Lenkrad verreißen und im Notfall den Igel zwischen die Reifen nehmen“, rät die LBV-Igelexpertin.
Wer dem sympathischen Stachelritter im eigenen Garten helfen möchte, kann ihm jetzt eine Schale Wasser bereitstellen: „Das Erste, was Igel nach dem Winterschlaf haben, ist Durst“, erklärt die LBV-Artenschützerin. Als Nahrung frisst der Igel Insekten, Würmer und andere Kleinlebewesen und freut sich deshalb über einen naturnahen Garten, der ihm von Frühling bis Herbst ein reichhaltiges Angebot bietet. „Diese natürlichen Nahrungsquellen kann Ersatzfutter nur kurzfristig ersetzen. Bei der Pflege verletzter oder kranker Igel bietet sich hochwertiges Katzenfutter als beste Alternative an“, sagt Angelika Nelson. Schädlich dagegen ist Milch, da Igel Milchzucker nicht abbauen und verdauen können und davon Durchfall bekommen.
Situation des Igels in Bayern
Die Auswertungen des LBV-Projekts zeigen, dass der Igel in Bayern vor allem im Siedlungsbereich und in unseren Gärten vorkommt. „Hier hat der Igel eine ganz neue Überlebensstrategie entwickelt - und die heißt Müll“, weiß Angelika Nelson. Dieses Nahrungsangebot ist durch Speisereste zwar ungesund für den Igel, dafür aber unerschöpflich. Trotz solcher Strategien ist die Situation für den Igel in Bayern insgesamt bedenklich. „Als Insektenfresser leidet er nicht nur unter dem extremen Rückgang von Insekten auf den intensiv bewirtschafteten Flächen der bayerischen Kulturlandschaft. Auch großflächige Baumaßnahmen, Versiegelung, erhöhter Straßenverkehr, Gifteinsatz und eine vermehrte Parasitenbelastung machen dem Igel schwer zu schaffen“, erklärt die LBV-Biologin.
Zu Fragen rund um den Igel und allen weiteren Themen, die Vögel, Wildtiere und Garten betreffen, bietet der bayerische Naturschutzverband ab sofort kostenlose Beratung am LBV-Naturtelefon an unter 09174/4775-5000.