Hexenverfolgung in Bamberg

Hexenverfolgung in Bamberg
Beschuldigt, gefoltert, verbrannt

Im Bamberg des 17. Jahrhunderts konnte es jeden treffen. Es brauchte nur einen missgünstigen Nachbarn, einen enttäuschten Verehrer. Dann begann eine Spirale aus Verhören und Folter. Am Ende stand fast immer der Scheiterhaufen.

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Szene aus der Verfilmung "Seelen im Feuer", ZDF 
Hexenkommissar Herrenberger (Axel Milberg, li.) ist von Johannas (Silke Bodenbender, re.) Schuld überzeugt und verhört sie unnachgiebig. Johanna wurden, wie allen Gefangenen, im Malefizhaus (Hexengefängnis) die Haare abgeschnitten.
Foto: 2015 ©ZDF/Alfons Kowatsch

Schnee im Juni oder Missernten – die Menschen des 17. Jahrhunderts können sich solche Phänomene nicht erklären. Wer jemanden loswerden oder ihm schaden will, bezichtigt ihn als Magier oder Hexe. Die vom Teufel besessenen sollen das Unglück böswillig verursacht haben. Folterknechte verrichten an den Beschuldigten ihr grausames Werk. Auf Scheiterhaufen verbrennen vermeintliche Hexen, die angeblich vom Teufel besessen sind. So geschehen ist das im beschaulichen Bamberg.

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Kupferstich eines peinlichen Verhörs bei der Hexenverfolgung in Bamberg
  © Stadt Bamberg

Brutale Verhörmethoden
In der Stadt wütete der Hexenwahn besonders heftig. Viele Dokumente der Verfolgungswelle sind im Original erhalten. So konnte genau rekonstruiert werden, wie die Verfolgungen, Verhöre und Verbrennungen abliefen. Egal, wie die Anschuldigungen lauten: Am Ende gestehen die Opfer eigentlich immer. Denn die Verhörmethoden sind brutal. Unter Folter geben die Menschen zu, das Wetter verhext, Kinder ermordet oder Sex mit dem Teufel gehabt zu haben. Und sie "verraten" weitere vermeintliche Hexen. Die Namen werden ihnen oft von den Folterknechten selbst eingesagt. Begnadigungen gibt es selten. Und auch das bedeutet meist die Enthauptung der Angeklagten.

Fast ein Zehntel der Bevölkerung stirbt
In Bamberg sterben in der Verfolgungswelle bis 1632 etwa 1.000 vermeintliche Hexen und Magier. Das ist fast jeder zehnte Bewohner. Hunderte unschuldige Menschen landen auf dem Scheiterhaufen. Schutz gibt es nicht, vor allem nicht von der katholischen Kirche. Denn die instrumentalisiert die Hexenverfolgung gegen die drohende Reformation.

Erinnerung an die Opfer
Das ZDF widmete der Hexenverfolgung in Bamberg am Montag (02.03.15) den Film "Seelen im Feuer". Der ZDF-Film beruht auf dem Bestseller-Roman der Schwabacher Historikerin Sabine Weigand. Ihr Film und die Verfilmung dazu sind so realitätsnah wie möglich erzählt. Von fast 1.000 Opfern hat sie Testamente, Urteile und Protokolle im Archiv der Bamberger Staatsbibliothek recherchiert.

Abschiedsbrief aus der Hölle
Besonders berührt habe sie der "Junius-Brief", sagt Autorin Weigand. Das ist der Abschiedsbrief von Johannes Junius an seine Tochter. Der Todgeweihte, selbst Bürgermeister von Bamberg, schreibt:

Ich bin unschuldig. Ich sterbe als Märtyrer". Außerdem beschreibt Junius genau, wie er gefoltert wurde, wie ihm Namen weiterer vermeintlicher Hexen eingesagt wurden, die er beschuldigen sollte. "Wenn man das liest, dann kommen einem die Tränen", so Weigand.

Der Hexenfall des Bamberger Bürgermeisters Johannes Junius
Eine schaurige Geschichte der Hexenverfolgung ist der Fall des Bamberger Bürgermeisters Johannes Junius. Schon seine Frau Helena stand durch Denunziation unter dem Verdacht der Hexerei. Unter Folter "gestand" sie – ihr Todesurteil. Im Juni 1628 wurde Johannes Junius dann selbst verhaftet. Schon beim ersten Verhör wird er "peinlich" vernommen. Nach sechs Tagen ist sein Widerstand gebrochen: Er gesteht die Hinwendung zum Teufel unter Verleugnung Gottes und wird als Trudner (Hexer) verurteilt. Trotzdem wird Junius weiter gefoltert und erzwingt damit die Nennung anderer "Hexen". Am 24. Juli 1628 gelingt es Junius, seiner Tochter Veronica einen Brief zu schreiben, der die Empfängerin nie erreichte und so in den Akten erhalten blieb:

"Ich bin zu Unrecht in dieses Gefängnis gekommen, ich bin zu Unrecht gefoltert worden und zu Unrecht muss ich sterben", heißt es in dem Brief, ein einmaliges Zeugnis.

Am 6. August wird Bürgermeister Junius wie schon seine Frau auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

Quelle: BR.de – Nachrichten – Oberfranken - Hexenverfolgung in Bamberg

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