Kraniche über Bayern
Der „Vogel des Glücks“ ist derzeit immer häufiger am bayerischen Himmel zu beobachten – Neue Ost-West-Zugroute über Südbayern
Hilpoltstein
Was vor kurzem noch nahezu unmöglich schien, wurde am ersten Novemberwochenende für zahlreiche bayerische Naturfreunde zum Beobachtungserlebnis der besonderen Art.
Auf dem Flug in ihr Winterquartier wurden in Bayern erstmals über 8.000 Kraniche an einem Tag gezählt. Dabei zogen die großen Vögel vor allem über Südbayern aber auch über Teile Nordbayerns hinweg. So scheint sich der Trend der vergangenen Jahre fortzusetzen, dass auf dem Herbstzug weiterhin steigenden Zahlen des „Vogels des Glücks“ zu beobachten sind. Wie der Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV) meldet, wurden diesmal die meisten Kraniche entlang der Donau und vor allem entlang der Isar nach Westen, Südwesten und Süden gesichtet, was auf eine neu entstandene Zugroute hindeutet.
Kraniche im Flug Portrait
Foto: 2013 © LBV/Hans Clausen
Eine der traditionellen Zugrouten der Kraniche verläuft quer durch Deutschland. Sie reicht von den großen Rastplätzen in Nordostdeutschland über Hessen und weiter Richtung Südwesten. „Bei entsprechender Wetterlage werden auch immer wieder Kranichtrupps nach Osten verschoben. Aufgrund der zunehmenden Gesamtpopulation überfliegen daher immer mehr Vögel auch Teile Nordbayerns“, erklärt die LBV-Kranichexpertin Dr. Miriam Hansbauer, die auch den Fachvorstand des Kranichschutz Deutschlands in Bayern vertritt.
Kranichtrupp im Landeanflug
Foto: 2013 © LBV/Leon Sommer
Seit drei Jahren steigen aber auch die Zahlen von Kranichen, die von Anfang bis Mitte November entlang und südlich der Donau ziehen, bevor sie am Nordrand der Alpen weiter nach Westen fliegen. Waren es 2011 noch über den gesamten Herbstzug verteilt in ganz Bayern etwa 5.000 Vögel, wurde diese Zahl 2012 schon alleine an sechs Tagen und nur südlich der Donau beobachtet. 2013 wurden allein am 1. November 2013 über 8.000 Kraniche südlich der Donau gemeldet. „Die sich offensichtlich neu etablierende Zugroute über Südbayern wird nach bisherigen Erkenntnissen von Kranichen aus Osteuropa genutzt. 2012 konnte dies anhand von Beobachtungen internationaler Kollegen und der Auswertung von Wetterdaten nachgewiesen werden“, so Hansbauer weiter.
Nachdem die Kraniche Bayern überquert haben, fliegen sie weiter nach Südwesten, über Baden-Württemberg und die Schweiz, entlang des Nordrandes der Alpen, um schließlich in Südfrankreich anzukommen. Im Rhone-Delta und vor allem an der Atlantikküste befinden sich traditionelle Rastplätze, wo die Kraniche Energiereserven auftanken können, bevor sie die Pyrenäen überqueren.
Kraniche im Nebel
Foto: 2013 © LBV/Hans Clausen
Aufgrund von inzwischen drei Jahrzehnten währenden Schutzbemühungen in ganz Europa, wie vor allem die Renaturierung der Bruthabitate und die Unterschutzstellung von Rastgebieten konnten sich die Zahlen des Graukranichs (Grus grus) in Europa erholen. „Heute leben in Deutschland über 8.000 Brutpaare und die Ausbreitung des Kranichs findet auch immer weiter Richtung Bayern statt, so dass wir uns inzwischen sogar über mindestens sieben bayerische Brutpaare freuen können“, berichtet Miriam Hansbauer weiter.
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