Thüringer Landesausstellung 2016
Die Ernestiner. Eine Dynastie prägt Europa
24. April bis 28. August 2016 in Gotha und Weimar
Knapp 100 Jahre nach der Abdankung der letzten Thüringer Monarchen widmet sich 2016 erstmals eine kulturhistorische Landesausstellung jener ruhmreichen und faszinierenden Herrscherdynastie, die die Geschichte Thüringens, Deutschlands und Europas über 400 Jahre lang gestaltete und prägte: die Ernestiner.
Weimarer Stadtschloss
© Klassik Stiftung Weimar
Vom 24. April bis 28. August 2016 werden sie unter dem Titel »Die Ernestiner. Eine Dynastie prägt Europa« auf insgesamt 4.000 qm Ausstellungsfläche in ihren einstigen Residenzstädten Weimar und Gotha als das protestantische Fürstenhaus präsentiert, das die Geschicke seiner Lande zwischen Reformation und Revolution lenkte und nachhaltig beeinflusste. Bis heute finden sich Ernestiner in den Königshäusern Europas, etwa in Belgien oder Großbritannien.
Die Thüringer Landesausstellung soll die einst so mächtige, heute fast vergessene Dynastie wieder in das öffentliche Bewusstsein rücken. An den Originalschauplätzen ernestinischen Wirkens werden das politische, höfische und kulturelle Leben, die Prachtentfaltung vom Spätmittelalter bis weit über den Barock hinaus und die Blüte der Kultur und Forschung im 18. und 19. Jahrhundert unter den Häusern Sachsen-Weimar-Eisenach, Sachsen-Gotha-Altenburg und Sachsen-Coburg und Gotha sowie weiteren Linien vorgestellt: Im Neuen Museum und im Residenzschloss in Weimar sowie im Herzoglichen Museum und auf Schloss Friedenstein in Gotha erwarten Sie hochkarätige Exponate aus mehr als vier Jahrhunderten thüringischer und europäischer Kulturgeschichte.
Unbekannt, Ernst August I. Herzog von
Sachsen-Weimar-Eisenach,
1. Hälfte 18. Jahrhundert.
© Klassik Stiftung Weimar
Weimar
In der UNESCO-Welterbestadt Weimar führt die Ausstellung durch die Themenfelder »Reich und Nation«, »Glaube« und »Wissenschaft«. Die über Jahrhunderte andauernde Rivalität zwischen Ernestinern und Habsburgern sowie insbesondere das oft spannungsvolle Verhältnis der ernestinischen Fürsten zum katholischen Kaiser wurzeln im Konflikt zwischen Kurfürst Johann Friedrich I. und Karl V. im 16. Jahrhundert. Stets bestrebt, ihren Einfluss in »Reich und Nation« auszubauen, sahen sich die Ernestiner auch als Verteidiger der »Teutschen Libertät«, der Freiheit der Reichsfürsten gegenüber der kaiserlichen Zentralgewalt.
Während des Dreißigjährigen Krieges standen ernestinische Herzöge an der Spitze der Protestanten. Im Spannungsfeld zwischen den Mächten Preußen und Österreich bestimmten sie bis weit ins 19. Jahrhundert die politische Position ihrer Lande im Reich und in Europa.
Im darauf aufbauenden Ausstellungsbereich »Glaube« spielt das Stadtschloss eine zentrale Rolle; die Schlosskapelle ist eng mit den Predigten Martin Luthers verbunden. Luther besuchte die Stadt an der Ilm oft und gern. Die sächsischen Kurfürsten residierten hier häufig und trugen das Ihre zur Verbreitung des reformatorischen Gedankenguts bei. Auch der von Weimar aus betriebene Wiederaufbau der Wartburg als deutsches Nationaldenkmal war ein Bekenntnis der Ernestiner zu ihrer Rolle als Beschützer des Protestantismus. Das dritte in Weimar präsentierte Kapitel beleuchtet die Ernestiner als Förderer der »Wissenschaft«. Bereits seit dem frühen 16. Jahrhundert strebten ernestinische Herrscher danach, theologische Fragen und die Naturgesetze zu ergründen, trieben die Landesentwicklung voran, gründeten Universitäten und bauten die bestehenden Wissensspeicher kontinuierlich aus, darunter die »Bibliotheca Electoralis« in Jena oder die weltberühmte Bibliothek in Weimar, die heute nach Herzogin Anna Amalia benannt ist.
Schloss Friedenstein Gotha, Südseite, Lutz Ebhardt Gotha.
© Stiftung Schloss Friedenstein Gotha
Gotha
Wie für jede mächtige Herrscherdynastie waren auch für die Ernestiner die Bereiche »Land«, »Familie« und »Künste« von enormer Bedeutung. Ihnen widmet sich die Landesausstellung in Gotha. Um die Entwicklung der Dynastie zwischen territorialer Zersplitterung und nationaler Einheit geht es bei dem Themenfeld »Die Ernestiner und das Land«: Die Folgen prägen Mitteldeutschland und das heutige Thüringen. Nach dem Verlust der Kurwürde 1547 waren die Ernestiner territorial auf den mitteldeutschen Raum beschränkt. Zeitweise spaltete sich die Dynastie in bis zu zehn Nebenlinien auf. Daraus erwuchs aber auch die Grundlage für eine einzigartige Vielfalt: Jede Linie versuchte, ihre Herrschaft durch den Bau neuer Residenzen zu festigen. Im ganzen Land entstanden prächtige Schlösser mit weitläufigen Parkanlagen. Viele von ihnen zeugen bis heute vom Reichtum der damaligen Fürsten. Schloss Friedenstein in Gotha, eine der kunst- und kulturhistorisch bedeutendsten Anlagen Thüringens, gilt als das größte frühbarocke Schloss Deutschlands. Nach der Gründung des Herzogtums Sachsen-Gotha um die Mitte des 17. Jahrhunderts erbaut, beeindruckt es bis heute durch seine Architektur, die reichen Kunstsammlungen und die prunkvollen Räume und Säle, die seit Jahrhunderten ihre originale Form und Einrichtung bewahrt haben.
Familientreffen mit Queen Victoria anlässlich der
Fürstenhochzeit in Coburg, 1894,
© Stiftung Schloss Friedenstein Gotha
»Die Ernestiner und die Familie« legt den Schwerpunkt auf die ausgeklügelte Heiratspolitik des Adelsgeschlechts, das im 19. Jahrhundert Verbindungen zu Fürstenhäusern in ganz Europa knüpfte; ihre Nachkommen wie etwa Queen Elisabeth II. von Großbritannien regieren zum Teil noch heute.
Besonders wichtig war den Ernestinern die Förderung von Kunst und Kultur. Die einzelnen Höfe waren eng miteinander vernetzt und tauschten sich in künstlerischen Fragen über alle Landesgrenzen hinweg intensiv aus. Der Ausstellungsbereich »Die Ernestiner und die Künste« rückt deshalb die kulturelle Entwicklung unter dem Einfluss dieser Dynastie in den Fokus. Die reiche Theaterkultur, die Begründung bedeutender musealer Sammlungen und die Kontakte der Ernestiner zu Malern, Komponisten und Bildhauern werden ausführlich thematisiert. Ein prominentes Beispiel für diese enge Verbindung zu den Künsten ist das berühmte Ekhof-Theater auf Schloss Friedenstein, das älteste barocke Schlosstheater der Welt mit noch existierender und funktionierender Bühnenmaschinerie aus dem 17. Jahrhundert.
Deutscher Meister, Johann Friedrich der Großmütige
in der Gefangenschaft beim Schachspiel, 1549.
© Stiftung Schloss Friedenstein Gotha
Gotha und Weimar als perfekte Kulissen
Gotha und Weimar bieten die perfekte Kulisse für die Thüringer Landesausstellung. Wie wohl nirgendwo sonst, lassen sich an diesen beiden geschichtsträchtigen Orten die Geschichte dieser Dynastie und die politischen und kulturellen Auswirkungen ihres Einflusses bis heute erfassen. Mittels multimedialer Vermittlungskonzepte, hochrangiger Kunstwerke und einzigartiger Exponate aus allen Bereichen des fürstlichen Lebens soll die Thüringer Landesausstellung 2016 die Ernestiner an ihren authentischen Wirkungsstätten aus dem Dunkel der Geschichte ins Licht der Gegenwart rücken.