Das Lutherhaus in Sonneberg

Ein ungewöhnliches Haus mit einer ebenso ungewöhnlichen Geschichte

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Das Lutherhaus in Sonneberg
Dieses Gemälde wurde mir von Frau Friebe, Berlin zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt.

Dieses Haus wurde im Jahr 1874 von Judenbach nach Sonneberg umgesiedelt. Das Lutherhaus in Sonneberg ist ein am Schönberg gelegenes altes Schrothaus, in dem sich eine Gaststätte befindet. Die gute Küche dort wird von den Sonnebergern und ihren Gästen sehr geschätzt. Die Innenräume sind urgemütlich und im Sommer erwartet ein schöner Biergarten unter alten, schattigen Bäumen seine Besucher.

Dieses "Lutherhaus" stand nicht immer an diesem Ort, sondern bis 1874 befand es sich in dem an der von Nürnberg nach Leipzig über den Thüringer Wald führenden Landstraße gelegenen Ort Judenbach. Als Holzschrothaus war es dort im Jahr 1530 entstanden und hat Jahrhunderte hindurch den Stürmen getrotzt. Einer Sage nach soll am 14. April 1518 Dr. Martin Luther in diesem Haus übernachtet haben. Er war auf einer Reise nach Heidelberg zum Konvent der Augustiner und soll hier mit dem kursächsischen Rat Pfeffinger zusammengetroffen sein, der für ihn und seine Begleiter die Zeche bezahlte. Heute haben die Wissenschaftler herausgefunden, dass diese "Geschichte“ nicht wahr sein kann. Das Haus ist einfach um ein paar Jahre zu jung. Trotzdem bleibt es für die Sonneberger "Das Lutherhaus“.

1530, 12 Jahre später, ebenfalls am 14. April kam Kurfürst Johann der Beständige auf seinem Zug zum Reichstag nach Augsburg mit Doktor Martin Luther wieder in Judenbach an. In seiner Begleitung befanden sich der Kurprinz Johann Friedrich, der Fürst Wolfgang von Anhalt, Herzog Franz von Lüneburg, die Grafen Albrecht und Jobst von Mansfeld, Graf Ernst von Gleichen, mehrere Räte sowie Melanchthon, Justus Jonas und Spalatin. Außerdem zählten zum Kontingent 70 Edelleute mit 160 berittenen Knechten, sämtlich mit "Schießzeug" bewaffnet und in lederfarbener Kleidung. Am darauffolgenden Tag, 15. April, kam der Zug abends in Coburg an, wo Luther auf der Veste Coburg verblieb.

1874 sollte dieses letzte existierende Holzschrothaus in Judenbach abgerissen werden. Der Sonneberger Kommerzienrat Adolf Fleischmann griff beherzt ein und hat es vor der Vernichtung gerettet. Er ließ es in Judenbach abbauen und in einer spektakulären Aktion in Sonneberg wieder genau in seiner alten Form oberhalb der Stadt auf dem Schönberg wieder aufstellen. Seitdem erfreut es die Sonneberger und ihre Gäste als Ausflugsgaststätte.

Quellenhinweis: Die Heimat, Nr. 38; 9. Jahrgang; 1910

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