Russischer Kommandant beschlagnahmte in Tremersdorf zwei Pferde
und brachte sie zu seiner Geliebten nach Korberoth/Thüringen
Die Aufnahme zeigt die beiden Pferde um die es sich in diesem Beitrag handelt. Links im Bild das Pferd „Fanny“, das unter Lebensgefahr wieder auf den angestammten Hof nach Tremersdorf zurück geholt werden konnte
Repro: Ulrich Göpfert
Der Ort Tremersdorf dürfte allen Bewohnern des Coburger Landes ein Begriff sein. An der Bundesstraße 4 von Coburg in Richtung Landesgrenze nach Thüringen im schönen Lautergrund gelegen, ist dieses Dörfchen kurz vor der Ortschaft Rottenbach zu finden. Bekannt durch den rührigen Verein „Axt im Wald“, der alljährlich am 1. Mai schon seit über 20 Jahren einen Maibaum aufstellt, aber noch bekannter durch das „Muckl-Brünnle“, dass die Mitglieder des Vereins hegen und pflegen und alljährlich im Sommer zu einem Treffpunkt für Jung und Alt wird, wenn dort das traditionelle „Muckl-Brünnle-Fest“ gefeiert wird.
Die Ortschaft Korberoth in Thüringen wird zwar der ein oder andere ältere Mitbürger noch kennen, aber für die jüngeren unter uns ist diese „ehemalige Wüstung“ wie sie genau bezeichnet wurde kein Begriff. Sie lag in der Gemarkung Effelder und wurde im Jahr 1984 durch die stalinistischen Machthaber geschleift. 1991 wurde ein Gedenkstein (an der Stelle des alten Backhauses) aufgestellt und eingeweiht. Seither findet im September alljährlicher ein Gedenkgottesdienst dort statt.
Heinz Oppel, der mir diese Episode berichtete
Foto: © Ulrich Göpfert
Heinz Oppel aus Tremersdorf hat mir zu diesen beiden Orten folgende Episode berichtet, die sein Vater Armin Oppel im Jahr 1946 aufgeschrieben hat: Es war der 24. August 1945, ein heißer Sommertag, die Landwirte von Tremersdorf waren auf dem Feld schon den ganzen Tag über mit Erntearbeiten beschäftigt. So auch die Familie Oppel, die ihre zwei Pferde nach der Bindemäher-Arbeit in den Stall bringen wollten. Als plötzlich ein russischer Kommandant mit einem Trupp Soldaten, die aus dem unmittelbaren Bereich der SB-Zone stammten, im Hofe des Anwesens Oppel in Tremersdorf angerückt kamen und sie aufforderten beide Pferde mit Wagen in Richtung Zonengrenze zu bringen. Den Bauersleuten blieb nichts anders übrig, als der Aufforderung Folge zu leisten, denn die Russen "waren bis auf die Zähne bewaffnet", jeder Widerstand hätte den sicheren Tod bedeutet.
Wie die Familie Oppel etwas später in Erfahrung bringen konnte, wurden die beiden Pferde zu einem Land- und Gastwirt mit Namen Müller nach Korberoth bei Effelder gebracht. Dessen hübsche Tochter hatte ein Liebesverhältnis mit diesem russischen Kommandanten. Und da auch Liebe bekanntlich durch den Magen geht, bekam er des Öfteren sein Lieblingsgericht „Spanferkel“ von seiner Liebsten serviert. Als „Morgengabe“ brachte ihr Galan, an diesem “Abend“, dafür die beiden Pferde von den Oppels aus Tremersdorf „als Geschenk“ mit.
Ganz links auf dem Foto ist Armin Oppel auf dem Pferd zu sehen
Repro: Ulrich Göpfert
Doch die Familie Oppel ließ nichts unversucht, um wieder in den Besitz ihrer Pferde zu kommen. Wie Armin Oppel weiter schreibt: Am 4. April 1946 holten wir von dort unser Pferd „Fanny“ unter eigener Lebensgefahr zurück. Unser zweites Pferd hatte der Land- und Gastwirt Müller inzwischen bereits an das Brauhaus in Sonneberg verkauft. Aber was nützte alles jammern – fort ist fort – und die Getreideernte stand an. Ich las in der Zeitung, dass beim Pferdehändler ein Transport Pferde eingetroffen war, und kaufte ihm ein Pferd ab. Aber zu unserem Unglück blieb der Gaul gleich am ersten Berg stehen, weil er keine Luft bekam, da er „dümpfig“ war. Und wie sich herausstellte war der gesamte Transport den der Pferdehändler zum Verkauf brachte, „reine Ramschware“.
Dieser Beitrag ist nur einer von vielen, von dem was sich in der über 40jährigen Zeit an der innerdeutschen Zonengrenze abgespielt hat.
Quellenhinweis: Armin Oppel, Tremersdorf