Eine Begebenheit die sich in den 50iger Jahren
des letzten Jahrhunderts in Dörfles-Esbach zugetragen hat
In den 50iger Jahren des letzten Jahrhunderts war Waldemar Büchner als Jäger in Dörfles-Esbach bekannt. Zu dieser Zeit hatte sein Vater Gustav Büchner, ein bekannter Fuhrunternehmer, von der Jagdgenossenschaft Dörfles die Jagd gepachtet.
Die Postkarte zeigt die damalige Gastwirtschaft Morgenthum in Esbach,
in der sich diese Begebenheit in den 1950iger Jahren zugetragen hat
Repro: Archiv Ulrich Göpfert
Am Abend nach einer Treibjagd kehrte Waldemar Büchner in die Gastwirtschaft Morgenthum in Esbach ein. Dort saßen am Stammtisch bereits einige seiner Bekannten bei Bier und Kartenspiel. Mit in der Runde saßen Siegfried Maisel, genannt Maisch, Raimund Büchner mit Spitznamen Bü aus Dörfles und Friedrich Röser aus Esbach. Aus dem Nachbarort Unterwohlsbach waren an diesem Abend: Karl Schleicher, genannt Hitler und Willy Büchner, bekannt unter dem Spitznamen Socken, ebenfalls am Stammtisch vertreten.
Mit großem „Hallo“ wurde der Waidmann Waldemar Büchner begrüßt und gebeten über den Ablauf und das Ergebnis der Treibjagd zu berichten. Dieser Bitte kam Waldemar Büchner gerne nach und im Verlaufe des Abends, zu bereits vorgerückter Stunde, kam es zu einer Wette. Waldemar Büchner erklärte sich bereit einen Wildhasen als zusätzliches Abendbrot für seine Freunde zu spendieren. Die Stammtischbesatzung wollte dies nicht glauben. Daraufhin wetten sie mit Waldemar Büchner um ein Fass Bier, dass er es noch zur selben Stunde bewerkstelligen kann, einen Wildhasen zu schießen und diesen am „Stammtisch“ vorbeibringt.
Waldemar Büchner und sein Kumpel Siegfried Maisel, genannt Maisch, wussten, das der am Stammtisch anwesende Friedrich Röser, der aus Esbach stammte, eine Sorte Stallhasen zu Hause im Stall hatte, die vom Aussehen und der Größe einem Wildhasen fast ähnlich waren. Sie schlichen zum Hasenstall von Friedrich Röser und entnahmen einen Stallhasen und suchten danach einen Unterschlupf auf. Siegfried Maisel musste dann den Stallhasen mit gestrecktem Arm in die Höhe halten und Waldemar Büchner erschoss mit seinem Jagdgewehr den „armen Hasen“.
Repro: Archiv Ulrich Göpfert
Mit ihrer „Jagdbeute“ kehrten sie kurze Zeit später wieder in die Gastwirtschaft Morgenthum an den Stammtisch zurück. Die Anwesenden konnten es fast nicht glauben, dass es dem Jäger in so kurzer Zeit gelungen war, einen Wildhasen zu erlegen. Der damalige Wirt, Adolf Morgenthum, erklärte sich umgehend bereit in der Küche die fachmännische Zubereitung „der Jagdbeute“ zu veranlassen. Auch Adolf Morgenthum zeigte sich zudem spendabel und ließ aus Anlass des großartigen Jagderfolges zu dem Braten, Coburger Klöße reichen.
Alle waren begeistert von dem köstlichen, unerwarteten, zusätzlichem Mahl, sodass es an diesem Abend noch lange dauert bis das Licht im Wirtshaus ausging und der Heimweg angetreten wurde. Für die meisten der am Essen teilgenommenen Stammtischbrüdern war es nach dem Genuss des Bratens, der natürlich auch einen zusätzlichen Durst mit sich brachte, und deshalb mit zahlreichen Gläsern des Gerstensaftes gestillt wurde, sehr beschwerlich den rechten Weg zu finden.
Aber die „schlimmste Überraschung“ erlebte, neben der Gardinenpredigt seiner Angetrauten, Friedrich Röser am nächsten Morgen als er den Hasenstall öffnete und seine Hasen füttern wollte. Dabei musste er den Verlust seines „besten Hasen“ verkraften. „Oh Schicksal wie bist du so hart! Ob der Hasendiebstahl jemals aufgeklärt und die Täter gefasst und überführt werden konnte, ist bis heute ungeklärt.
Quellenhinweis: Willy Büchner, Dörfles-Esbach