Der ehemalige "Untere Amlingshof" in Dörfles
Dieser Hof war seit dem 19. Jahrhundert im Besitz der Familie Löhner,
später wurde er von der Familie Ulmann gekauft
Gehen wir in der Geschichte zurück bis in den 30jährigen Krieg."Fried ernährt, Unfried verzehrt“ war der Wahlspruch des Herzogs Casimirs. Danach richtete er sich bis an sein Lebensende 1633, obwohl er seit 1631 trotz seiner Neutralität den Einzug der Unions- und später der Ligatruppen in das Coburger Land nicht vermeiden konnte. Das Land wo Wallenstein durchzog, wurde schwer in Mitleidenschaft gezogen. Damals (1632) wurden Schloss und Dorf Niederfüllbach, Creidlitz, Ketschendorf, Ahorn, Cortendorf, Esbach, Hamberg und Einberg niedergebrannt.
In Dörfles (auch Neu-Dörfles) lag ein höheres Kommando, deshalb blieb es von Schlimmeren verschont. Durch den Ausbruch von Seuchen wurde die Bevölkerung stark dezimiert. Im Coburger Land starben 300 Personen an der Pest. In Dörfles hielten sich zu dieser Zeit nur zwei alte Männer notdürftig am Leben. Aber es sollte noch schlimmer kommen! So setzte sich seit Oktober 1634 General Lamboy mit seinen Kriegshorden im Coburg Land fest. Fußvolk und Reiter, in der Stadt und nächster Umgebung biwakierend, holten das Letzte aus der Bevölkerung heraus. Seine berittenen Kroaten stöberten alles auf an Mensch und Vieh, was sich versteckt hatte. Das Dörfleser Gutshaus wurde auch als Winterquartier für das höhere Kommando benützt, so dass Brandschatzung am Ort unterblieb.
Von Dörfles aus machten die Kroaten des Kommandos die Umgebung unsicher, durchstreiften Wälder um die Veste. Als einmal ein berittener Trupp Dragoner aus der Veste zog, um zu furagieren( Lebensmittel und Futter einholen), stießen sie auf diese feindlichen Reiter. Die Dragoner wurden umstellt und verloren auf ihrem Rückzug drei Mann, viele wurden verletzt. Später verloren die Dragoner einen Mann und zwei weitere wurden gefangen genommen. Der eine mit Namen Hans Bernhardt wurde nach Dörfles gebracht und elend drangsaliert, man stach im die Augen aus, schnitt ihm ein Kreuz auf die Stirn und stach ihn tot. Ein Caspar Radschmidt, der in Dörfles noch lebte, beerdigte ihn. Der andere Gefangene, ein Hans Börzinger, er war des ersten Fähnrichs Knecht, wurde auf die Rosenau gebracht – auch da lag ein Kommando – und dort jämmerlich getötet.
Am Ende dieses schlimmen Krieges waren in Dörfles nur die zwei Gutshöfe (der obere und der untere Amlingshof) noch besetzt, die übrigen drei Höfe und die zwei Selden mussten neu besiedelt werden. Es dauerte fast 100 Jahre, bis sich das deutsche Land wieder einigermaßen erholt hatte, von einem Krieg, der in seinen Auswirkungen bis heute nicht vergessen und noch spürbar ist, trotz der Weltkriege des 20. Jahrhunderts. Erst 1783 hatte Dörfles mit seinen 52 Einwohnern 20 mehr als vor dem 30jährigen Krieg! Mit einigen kleinen Tropf- und Söldenhäusern waren es 12 Wohnhäuser geworden. 1871 waren 16 Häuser mit 135 Einwohnern bewohnt.
Der untere Amlingshof ehemals Haus-Nr. 1, 3 und 4.
Anfang des 19. Jahrhunderts war der Hof in Besitz von Johann Nikol Löhner. Derselbe war auch um diese Zeit Schultheiß in Dörfles. Er baute sich 1802 ein neues Haus auf demselben Grund, wo das alte gestanden hatte, welches alt und baufällig war. Dieses neue Haus war signiert über der Haustür mit dem Namen Nikol Löhner und der Jahreszahl 1802. Das Haus stand bis 1966. Es war das Überbleibsel des alten Rittergutes. Nicht zu verwechseln mit dem Rittergut Neu-Dörfles.
Nach Nikol Löhner folgte sein Sohn Friedrich um die Hälfte des 19. Jh. und später Georg Nikol Löhner. Dieser hatte einen Sohn mit Namen Friedrich und zwei Töchter. Der Sohn verheiratete sich nach Seltendorf in Thüringen, die zwei Töchter heirateten Offiziere der Coburger Garnison. Georg Nikol Löhner entschloss sich, sein Gut zu verkaufen. Der Käufer war Bruno Ulmann, aus Leipzig stammend, der sich mit dem Kauf und Wiederverkauf landwirtschaftlicher Betriebe befasste. Er hatte in der Zwischenzeit in Neu-Dörfles ein dort bestehendes Anwesen (Rittergut Neu-Dörfles) erworben, in dessen großen Park baute er sich ein herrschaftliches Haus und wohnte dort. Das von ihm zusammengekaufte Land umfasste rund 150 ha.
Georg Nikol Löhner baute sich 1868 gegenüber seines Gutshauses an die Straße (früher Haus Nr. 2), eine Villa, dazu wurde noch 1872 ein Stallgebäude errichtet (später das erste Schützenhaus in Dörfles). Eine Scheune war schon vorhanden, die an der Straße stand und schon zum Gut gehörte. Dieselbe ist später abgebrannt und wieder größer aufgebaut worden. Zu diesen Gebäuden behielt sich Löhner 10 ha Feld zurück. Es wurden zwei leichte Pferde gehalten, die auch zu Kutschfahrten für die Töchter Verwendung fanden. Der Kutscher Heinrich Schneider, aus Dörfles, (früher) Haus Nr. 8, stammend, verheiratete sich später nach Schackendorf bei Eisfeld und war lange Kutscher in der Porzellanfabrik Veilsdorf. Schneider kam jedes Jahr bis nach dem 1. Weltkrieg zur Kirchweih nach Dörfles zu Büchners, (früher) Haus Nr. 7. Er hat manches Interessante erzählt, was er während seiner Kutscherzeit in Dörfles erlebt hatte.
Gebäude und Grundstück
Die Gebäude des alten Rittergutes umfassten das Herrenhaus, das von dem Kraftfahrzeugmeister Wegner auf Abbruch gekauft und im Oktober 1966 eingerissen wurde. Eine große Scheune wurde von Ulmann abgerissen und schon in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts in Neu-Dörfles wieder aufgebaut. Später ist sie dort durch einen Brand vernichtet worden. Neben dem Gutshaus stand das Pumpenhaus mit vorgebautem großen Tränktrog fürs Vieh und anschließend die Waschküche, sie wurde später von den Mietsleuten als Stall benutzt; später stand dort die Tankstelle Wegner, heute steht hier ein Autohaus.
In den 50iger Jahren wurde das Pumpenhaus weggerissen. Der Viehstall sowie Schafstall standen an der Straße entlang, oben darüber war der Heuboden. Der Stall wurde lange Jahre von den Mietsleuten, die im alten Gutshaus wohnten benutzt. Anschließend diente ein Geräteschuppen jahrelang der Dörfleser Feuerwehr als Raum für die Spritze. Neben dem Schafstall lag der große Gemüsegarten. Dieser ganze Platz wurde 1957 von der Gemeinde gekauft, der Stall weggerissen, da er sehr baufällig war, und dorthin das Gemeindehaus gebaut. Darin war die Gemeindeverwaltung untergebracht, bevor der Umzug in die Rosenauerstraße erfolgte.
Der Gutshof war sehr geräumig. Vor dem Viehstall lag die Dungstätte, hinter dem Gutshof breitete sich der große Obstgarten aus, und nach Süden am Abhang standen mehrere große Eichen. Das Wahrzeichen des schönen, großen Hofes aber war die große hundertjährige Ulme, die neben dem Gutshaus etwas am Abhang stand. Bis in die 1950er Jahre stand sie noch dort, aber als man anfing, die Böschung aufzufüllen, verschwand fast der ganze Stamm, was zur Folge hatte, dass der schöne Baum einging. Aber noch lange Jahre ragten seine dürren Äste in den Himmel als Überbleibsel vergangener Zeit. Auch der Teich, der unter dem Abhang im Grund lag, darf nicht vergessen werden. Er hatte eine eigene Quelle. Von jeher wurden dort die Schafe vor der Schur gewaschen; denn das Gut hatte über 300 Schafe und seine Triften (Weiden) reichten bis hinauf nach Taimbach. Später wurde der Teich als Feuerwehrteich benutzt, auch Fischzucht wurde darin betrieben. Allmählich verschlammte er immer mehr. Jetzt ist von dem Teich nichts mehr zu sehen.
Zu dem Rittergut gehörten noch die zwei Selden, frühere Haus Nr. 3 und 4. Die Selde Nr. 3, an der Neustadter Straße gelegen, die im Jahre 1905 abbrannten. Es wurde dafür das jetzt noch stehende Wohnhaus gebaut. Anfang des 20. Jahrhunderts bewohnten dieses Haus nur Arbeitsleute, die auf dem Rittergut arbeiteten, um 1907 – 1908 betrieb dort auch der Gutsbäcker mit einem Kolonialwarenladen, den ersten in Dörfles. Robert Schmidt stammte aus Lauscha in Thüringen und buk das Brot fürs Rittergut, auch wurde welches jeden Tag mit einem Ochsen nach Coburg gefahren.
Der Backofen stand und steht noch dort, wo früher die Selde Nr. 4, das sogenannte Schäferhaus, stand. Dasselbe wurde, als es baufällig war, um 1900 weggerissen und das Backhaus dort hin gebaut. Es wurde von Emil Fischer (ehem. Bürgermeister) mit dem daneben liegenden Garten gekauft, wo ein neues Wohnhaus errichtet wurde. Über den kleinen Gutshof, früher Haus Nr. 2, der von Georg Nikol Löhner 1868 errichtet wurde, ist Interessantes zu berichten: Nikol Löhner war auch ein Obstbauer und Bienenzüchter. Anfang des 20. Jahrhunderts war der Obstgarten hinter dem Anwesen gut gepflegt, und noch bis vor dem 1. Weltkrieg standen die großen Kirschbäume mit großen Früchten an der Straße. Die Schulkinder auf ihrem Weg zur Unterlauterer Schule taten sich verbotenerweise gütlich daran. Nach Nikol Löhner erbte sein Sohn Friedrich Löhner aus Seltendorf das Anwesen. Derselbe verpachtete es an Nikol Schamberger, der den Hof bis 1910 bewirtschaftete. Seine Wohnung hatte er über dem Stallgebäude.
Friedrich Löhner aus Seltendorf, ein zu damaliger Zeit reicher Mann, war ein gutherziger Mensch, und seine alte Heimat und die seiner Vorfahren lagen ihm, solange er lebte, sehr am Herzen. In der damaligen Zeit, ums Jahr 1890, wo in Dörfles die ersten größeren Besiedlungen stattfanden, ist mancher Ansiedler, wenn es am Geld fehlte, zum Löhnerts Frieder nach Seltendorf gekommen mit seiner Bitte, und keiner ist abgewiesen worden.
Der Löhners Frieder
Eine kleine Begebenheit, die beweist, wie großzügig Friedrich Löhner war, soll hier noch angeführt werden.Friedrich Löhner weilte einmal in Dörfles und sah in seinem Hof nach dem rechten. Ein Handwerksbursche kam daher und bat um ein Almosen. Löhner griff in die Westentasche und gab diesem eine Münze, von denen er immer welche zur Hand hatte. Der Handwerksbursche bedankte sich und ging seiner Wege bis zum "Reußschen Wirtshaus“ (später war dort das ehemalige Haus der Gastwirtschaft Kaiser). Dort kehrte er ein, um seine Pfennige, die er gesammelt hatte zu zählen und sie in Schnaps umzusetzen. "O Wunder“, er hatte unter seinen Ein- und Zweipfennigstücken etwas Blitzendes dabei. Es war beim näheren Betrachten ein 10-Mark-Goldstück! Mit diesem Goldstück bezahlte der Handwerksbursche. Wohl war der Wirt stutzig, aber was wollte er machen. Er mußte herausgeben. Der Handwerksbursche verschwand schnell seitwärts zum Bausenberg. Und er hatte Glück; denn kurz darauf kam der Gendarm Barth in die Wirtschaft und der Wirt erzählte ihm die Sache mit dem 10-Mark-Stück. Der Gendarm stürzte hinaus, um diesen Handwerksburschen zu stellen, aber dieser war schon über alle Berge. Als Löhner am selben Tag auch in die Gastwirtschaft kam und hörte, dass er so großzügig mit diesem Handwerksburschen umgegangen sei, lächelte er und sagte, es könnte möglich sein, dass er einen Zweipfenniger mit einem 10-Mark-Stück verwechselt hätte. Aber wenn es so wäre, dann in Gottes Namen, ihn mache es deshalb auch nicht ärmer.
Friedrich Löhner fuhr jedem Samstag früh nach Coburg mit seinen zwei schönen Kutschpferden, angespannt an einen Break. Auf dem Rückweg hielt er manchmal bei seinem Anwesen und unterhielt sich mit seinen Mietern im Haus; dann fuhr er bis zum Reußschen Wirtshaus (früher Haus Nr. 6 – ehemaliges Haus der Gastwirtschaft Kaiser) , wo er nie vorbeifuhr. Er hielt direkt am Fenster und ließ sich ein Bier herausreichen, ausgestiegen ist er nie; denn er konnte schlecht laufen. 10 Liter Bier und manchmal noch mehr gab er jedesmal aus, und mancher Einwohner aus Dörfles hatte sich am Sonnabend schon eingefunden, um nicht zu kurz zu kommen.
Am 2. November 1930 starb Friedrich Löhner in Seltendorf. Er hinterließ einen Sohn Otto und eine Tochter. Der Sohn Otto, geboren am 12. Juni 1889, erbte den Hof seiner Väter in Dörfles. Otto Löhner war aufgrund der elterlichen Vermögensverhältnisse von Anfang gleich ein reicher Mann. Dörfles besuchte er nicht so regelmäßig wie sein Vater. Er war auch nicht so freigiebig. Er fuhr meistens mit dem zweirädrigen Dogcart, oder ritt mit dem Pferd hier durch. Nach dem 1. Weltkrieg bewirtschaftete Otto Löhner seinen Hof wieder selbst, dazu den großen Hof der Schwiegereltern, früher Haus Nr. 10 – Friedrich Böhm. Er wohnte mit seiner Frau in Haus Nr. 2. Aus der Ehe gingen zwei Töchter hervor. Im Jahre 1931 starb die Frau Otto Löhners plötzlich, erst 36 Jahre alt, und Otto Löhner zog wieder mit seinen Töchtern nach Seltendorf, wo er einen größeren Hof und viel Wald besaß. Er starb am 5. Februar 1957.
Anton Bätz mit seinen Pferden
Den Hof mit der Nr. 2 nahm im Jahre 1929 Anton Bätz in Pacht und bewirtschaftete ihn. In der Zwischenzeit hatte Otto Löhner in seinen Garten eine Werkstatt für Schreinerei gebaut, die von der Firma Forchheimer aus Coburg gepachtet wurde, die Polstermöbel herstellte. Der Pächter des Hofes, Anton Bätz, betrieb seine kleine Landwirtschaft und ein Fuhrwerk. Die Familie Bätz hatte einige Kinder und wohnte über dem Stall. Das Wohnhaus war anderweitig vermietet. In den 1920er Jahren brannte die alte Scheune ab, wurde aber wieder aufgebaut, die Werkstatt aufgestockt. Pächter waren nach 1945 die Fa. Baier und Junghans danach Karl Bätz, Schreinermeister und Gestellbauer in Dörfles.
Das alte Dörfleser Schützenhaus
Im Jahre 1964 zogen dann die Dörfleser Schützen in das Stall- und Wohngebäude ein, bauten es um und blieben dort bis zum Umzug in ihr neues Schützenhaus in der "Ziegelei“. Heute stehen an dieser Stelle Wohnblocks, alleine die ehemalige Villa steht noch an Ort und Stelle.
Quellenhinweis: Auszüge aus der "Dörfleser Geschichte“ von Hermann Büchner