Selbst Johann Wolfgang von Goethe musste anerkennen: „Alles unser Bemühen daher, uns im Einfachen und Beschränkten abzuschließen, ging verloren, als Mozart auftrat. ‚Die Entführung aus dem Serail’ schlug alles nieder (...).“ Goethe hatte sich an einem Singspiel namens „Scherz, List und Rache“ versucht und musste einsehen, dass er Mozart nicht würde das Wasser reichen können.
Szene aus "Die Entführung aus dem Serail"
Foto: 2015 © Andrea Kremper
Tatsächlich hat die „Entführung“ vieles verändert. Ihre Musik – vor allem aber ihre musikalisch-psychologische Vielschichtigkeit - unterstrich die Meisterschaft ihres Komponisten. Die Oper verband die „Türkenmode“ der Zeit mit den Gedanken der Aufklärung. Ihr Komponist stellte musikalische Fragen, die vier Jahre zuvor auch Lessing in seinem „Nathan“ auf der Bühne gestellt hatte. Waren die gut 100 Jahre zuvor bei Wien verjagten Moslems tatsächlich nur die Witzfiguren, zu denen sie um 1790 im kaiserlichen Österreich gern gemacht wurden?
Szene aus "Die Entführung aus dem Serail"
Foto: 2015 © Andrea Kremper
Mozarts Singspiel sagt deutlich „Nein“ – und dies auf höchst amüsante und intelligente Weise. Schon in der Ouvertüre prallen die Kulturen aufeinander. Die Janitschareninstrumente locken uns klanglich in den Orient. Im Orchester beginnt, was später in der Handlung seine Vollendung findet: Wir müssen zugeben, dass nicht alles Schwarz oder Weiß ist – Gut und Böse sind keiner Kultur eindeutig zuzuordnen.
Szene aus "Die Entführung aus dem Serail"
Foto: 2015 © Andrea Kremper
Das ahnen wir, wenn die Erkenntnis langsam über die Brüstung des Orchestergrabens zu uns herauf kriecht. Später ahnen wir, dass Konstanze, mit ihrem Retter Belmonte zurück im Okzident vielleicht auch nicht glücklich wird, und ein Eunuch nicht immer die höchste Stimme hat.
Die Entführung aus dem Serail
Singspiel von Wolfgang Amadeus Mozart; Libretto von Johann Gottlieb Stephanie d. J. nach einem Libretto von Christoph Friedrich Bretzner
----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Musikalische Leitung Anna-Sophie Brüning
Inszenierung Alexandra Szemerédy, Magdolna Parditka
Bühnenbild und Kostüme Alexandra Szemerédy, Magdolna Parditka
Dramaturgie Renate Liedtke
Choreinstudierung Lorenzo Da Rio
Selim, Bassa Frederik Leberle
Konstanze Ana Cvetkovic-Stojnic
Blonde Anna Gütter
Belmonte José Manuel/David Zimmer*
Pedrillo Dirk Mestmacher
Osmin Michael Lion/Tapani Plathan*
*Doppelbesetzungen in alphabetischer Reihenfolge
Chor des Landestheaters Coburg
Philharmonisches Orchester Landestheater Coburg
Vorstellungen
Mi, 17.06.2015 - 19:30 Uhr
Sa. 11.07.2015 - 14:30 Uhr
Landestheater Coburg
Schloßplatz 6, 96450 Coburg
Telefon +49 (0)9561 / 898900
Telefax +49 (0)9561 / 898929
E-Mail Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!