Der Nachtwächterturm in Bad Rodach mit einem Teil der alten Stadtmauer.
Archiv © Ulrich Göpfert
Bad Rodach
Neben dem weit über die Landesgrenzen hinaus bekannten Thermalbad hat Bad Rodach noch weitere Attraktionen zu bieten. U.a. können sie dort an einem Rundgang mit den bekannten Bad Rodacher Nachtwächter teilnehmen. Die 31. Nachtwächtersaison vom 02. Mai bis 19. September 2015 sollten Sie unbedingt in ihrem Terminkalender mit einplanen.
Zur Stammbesetzung der Bad Rodacher Nachtwächter gehören heute:
Karl-Heinz Engelhardt, Helmut Jacobi, Gert Wortberg und Christian Engelhardt.
Seit 1982 gibt es sie wieder die Bad Rodacher Nachtwächter
natürlich nicht mehr mit den alten Aufgaben. Vom 16. Jahrhundert bis 1896 wurde das Nachtwächteramt in Bad Rodach hauptamtlich wahrgenommen. Die Hauptaufgabe der Nachtwächter war, für Ruhe und Ordnung zu sorgen, Diebe zu stellen, ausbrechendes Feuer rechtzeitig zu melden sowie die vollen Stunden anzublasen und einen Stundenvers zu singen. Von 22.00 Uhr bis 4.00 Uhr patrouillierten sie im fränkischen Städtchen.
Die letzten vier Schutzwächter sind namentlich
bekannt und ein Bild links neben der Tür im
Nachtwächterturm zeigt diese Originale, die auch
im Heimatmuseum noch einmal ausgestellt sind.
Archiv © Ulrich Göpfert
Die Nachtwächter in früherer Zeit
Die Einsetzung der ersten Nachtwächter in Bad Rodach ist urkundlich nicht zu belegen. Das Stadtarchiv verfügt über keine Unterlagen aus der Zeit der mittelalterlichen Stadt. Bekannt ist jedoch die Wachordnung von 1829. Sie bestimmte die Aufgaben der drei Lautewächter und der acht „Stillen Wächter“. Bis Ende 1869 wurden vier Wächter aufgestellt, wovon jede Nacht zwei herumgegangen sind und an den ihnen angewiesenen Orten die Stunden abrufen mussten. Außer diesen Lautewächtern patrouillierten in jeder Nacht, im Sommer acht und im Winter sechzehn Männer aus der Bürgerschaft als so genannte „Stille Wächter“. Sie mussten auf Feuer, nächtliche Unfuge und verdächtige Personen Acht geben. Zu ihren Obliegenheiten gehörten Stadttore und Gasthäuser zu kontrollieren und das Anzünden der Straßenlaternen sowie das Löschen des Lichtes am nächsten Morgen.
Im Jahr 1854 bewilligte die Stadtkasse 150 Gulden zur Wegschaffung gefährlicher oder der Stadt lästiger Personen. Im Jahr 1863 erfolgte dann die Abschaffung des allabendlichen Läutens des Rathausglöckleins um 21.00 Uhr. Am 1. Januar 1876 erklang das Stundenlied des Lautewächters zum letzten Mal in Rodach. Nach einer Eintragung im Stadtarchiv befand sich der Aufenthaltsraum der Wächter im Spritzenhaus, die Arreststube der Stadt. Es handelt sich um das Anwesen des Haushaltswarengeschäftes Genßler an der Heldburger Straße am Markt, gegenüber dem Fachwerkhaus „Fridolin“.
„Da hört ma kenn Nachtwächter durch die Scheim“
Aus der Rodacher Nachtwächterzeit blieb übrigens eine Redensart erhalten: Wenn eine Hausfrau schlecht geputzte Fensterscheiben hatte, bemerkten die Nachbarinnen: „Da hört ma kenn Nachtwächter durch die Scheim“.
Die Jahreswende zum 20. Jahrhundert war das Ende der Nachtwächterei in Bad Rodach, da Schutzmänner und Polizei die Aufgaben übernahmen, die einst Nachtwächter ausgeführt haben.
Doch zurück in die heutige Zeit:
Der erste Auftritt der Bad Rodacher Nachtwächter findet in diesem Jahr am Samstag, 02. Mai statt. In der Zeit vom 02. Mai bis 19. September 2015 können Sie die Nachtwächter an jeden Donnerstag erleben.
Jeden 1. Donnerstag im Monat
hat der Bad Rodacher Nachtwächter seinen Auftritt am Pulverturm an der alten Schule. Ab 20:00 Uhr werden Sie hier musikalisch unterhalten. Anschließend folgt ein kleiner Rundgang durch die Altstadt mit anschließender Einkehr.
An allen übrigen Donnerstagen
lädt der Nachtwächter zu einem Rundgang durch Bad Rodach ein und unterhält Sie mit seinen Versen und Geschichten. Treffpunkt ist 20:00 Uhr am Jagdschloss am Schlossplatz. Danach werden sie zu einer Einkehr mit dem Nachwächter herzlich eingeladen.
Bereits um 19:30 Uhr haben Sie die Gelegenheit, an einer Nachtwächter-Turmführung teilzunehmen. Treffpunkt Schlossplatz.
Bei Regenwetter finden die Veranstaltungen im Stadl vom Café Fadler am Markt statt.