Ein Neustadter Original:
Christian Schulz, bekannt als "Maler Schulz“
Christian Schulz, bekannt als "Maler Schulz“
Repro: Ulrich Göpfert
Malermeister Christian Schulz, der am 18. Februar 1869 in Neustadt geboren wurde und am 9. Mai 1940 hier verstarb, war der verkörperte Humor selbst. Man sah es dem kleinen Mann mit seinen unbeschreiblichen Bauch, seinen viel zu kurzen Beinen und dem pfiffigen Gesicht förmlich an, dass er das Leben von seiner heiteren Seite her betrachtete und deshalb auch ständig zu einem Spaß aufgelegt war. Sein Aussehen beschrieb der Heimatschriftsteller Emil Herold einmal wie folgt: "Der Maler Schulz ist ein kleiner dicker Herr. Klein, dick und rund. Kugelrund. Aber ein rühriger Geist steckt in ihm und ein offener Blick guckt aus ihm heraus. Und Humor hat er auch noch dazu. Rund heraus gesagt – um im Bilde bleiben zu können -: dieser kleine, runde, kugelrunde Maler Schulz ist einer, der in die Welt paßt, trotzdem er in dieser Welt mehr Platz braucht als jeder andere von uns“.
In Neustadt, wo man früher in sehr bescheidenen, oft ärmlichen Verhältnissen lebte, gedieh ein guter Humor besonders prächtig, denn damit konnten sich die Bürger leichter über die bitteren Nöte des Lebens hinwegsetzen. Für eine solche Zeit war der Maler Schulz wie geschaffen. Den Ruf Neustadts, eine fröhliche Stadt zu sein, festigte und mehrte er mit seinen lustigen Einfällen, die Heimatschriftsteller Emil Herold in unübertrefflicher Form festhielt und der Nachwelt überlieferte.
Erinnert sei nur an die Geschichte vom "Olboboch von Korboruoth“, in der sich der Maler Schulz an zwei Bekannten rächte, an die "Birkiger Wundersau“, die "net zo teuo war, wenn sa Är lechn tät“, oder an die "Sage vom Haaarbrücker Jungferles-Teichla“, einer Schatzgräbergeschichte. Köstlich auch die Erzählung, wie der Maler Schulz den alten Töpfer in seinen Straminschuhen durch die Überschwemmung trug, mitten drin absetzte und sagte: "Bluoß a Sekund, Freund Karl, ich muß mich ausruh. Ich huckl dich gleich widdo auf“!
Seine Pfiffigkeit bewies er auch im Krieg. Als er mit Ischias und Gelenkrheumatismus ins Lazarett kam und massiert werden sollte, dabei das Geschrei seines mit der gleichen Krankheit im Zimmer liegenden Kameraden hörte, hielt er zur Vermeidung der Schmerzen sein gesundes Bein hin und ließ es seelenruhig durchkneten. Viele lustige Geschichten fanden unter dem Titel "Lachende Heimat im Tornister“ im Zweiten Weltkrieg den Weg an die Front und bereiteten seinen Landsleuten manche frohe Stunde.
Ihm selbst leuchtete in seinen letzten Jahren die Sonne des Lebens nicht so sehr, da diese Zeit von seinem Leiden überschattet war. Er tröstete sich aber stets damit, dass er in seinen Streichen auch nach seinem Tod weiterleben wird. Nur eines hat er sich bestimmt nicht träumen lassen: dass man ihm eines Tages noch ein Denkmal setzt. Die 1887 durch Christian Reißmann gegründete Glockenberger-Vereinigung, zu deren Mitgliedern auch der Maler Schulz gehörte, und deren Ziel es ist, heimatliches Brauchtum und gutnachbarliche Beziehungen zu pflegen, stiftete anlässlich ihres hundertjährigen Bestehens ein Denkmal für den Maler Christian Schulz.
Am 27. Juni 1987 wurde es auf dem Rektoratsäckerlein – nahe dem Schützenplatz – enthüllt und durch den 1. Vorsitzenden Ernst Kiesewetter in die Obhut der Stadt gegeben. Dabei zeichnete Kiesewetter in kurzen Worten ein Lebensbild vom Maler Schulz und verwies auf die vielen in Heimatschriften festgehaltenen lustigen Begebenheiten und Streiche. Er bezeichnete den Humor als Ausdruck der Lebensphilosophie eines Mannes, der in bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen und leben musste und trotzdem dieses nicht von materiellem Reichtum geprägte Dasein meisterte.
Ernst Kiesewetter wörtlich: "Wenn wir uns in bedrückten Stunden das Denkmal anschauen und an den Humor jenes kleinen Philosophen denken, bin ich sicher, dass uns manches Problem leichter wird. Das von Steinbildhauermeister Kurt Hartan geschaffene Denkmal aus imprägniertem Sandstein zeigt den Maler Schulz in Lebensgröße. Auf einer Inschriftenplatte ist folgender Text zu lesen: "Neustadter Original: Maler Christian Schulz. Gestiftet von der Glockenberger Vereinigung anlässlich des hundertjährigen Jubiläums 1987“.
Bei der Übernahme des Denkmals bedankte sich der damalige Oberbürgermeister Hellmut Grempel bei den Glockenbergern und würdigte ihre Verdienste um das gesellschaftliche Leben der Stadt. Dabei betonte er auch, dass mit dem Maler Schulz einem Manne ein Denkmal gesetzt worden sei, der mit seinem Humor vielen Neustadtern über schlechte Zeiten hinweggeholfen habe.
Quellenhinweis: Geschichte der Stadt Neustadt bei Coburg im 20. Jahrhundert