Die Sanduhr
Sagen und Erzählungen aus dem Coburger Land
Veste Coburg – Fränkische Krone
2013 © Ulrich Göpfert
Als Martin Luther im Jahr 1530 auf der Veste Coburg einst eifrig in seinem Studierstüblein die Psalter las, suchte ihn der Teufel in Gestalt einer Ratte zu stören.
Lutherstube auf der Veste Coburg
2013 © Kunstsammlungen der Veste Coburg
Doch der wackere Gottesmann, welcher den Bösen erkannte, warf im Zorn den Schemel nach der Ratte. Da dem Tier durch den gewaltigen Wurf ein Bein zerschmettert wurde, so sann es auf Rache.
Zur Mitternacht schlich es sich in das Kirchlein und fraß sich hinter der Sanduhr in das Futter der Kanzel ein. Als Luther am anderen Tag in der Kirche predigte, stellte er die Sanduhr, um nach dem Verrinnen des Sandes seine Predigt zu beschließen. Da der Teufel aber nach Ablauf einer Stunde immer wieder die Sanduhr umdrehte, so predigte Luther bis zum Untergang der Sonne.
Als es nun in der Kirche zu dämmern begann, und Luther die Kirche leer sah, da bemerkte er die Ratte. Er tat mit der Faust einen wuchtigen Schlag nach dem Tier, welches mit einem Satz zur Kanzel hinab sprang. Da der Teufel durch das fortwährende Umwenden der Sanduhr bezwecken wollte, dass sich der Gottesmann zu Tode predigen sollte, so muss er nach dem Fluch Luthers die Uhr ewig umdrehen.