Kirchweih in früheren Jahren

Kirchweih in früheren Jahren
in Dörfles-Esbach

Dieses Bild wurde Mitte der 20iger Jahre des letzten Jahrhunderts im Garten des Ulmanns-Hofes an der Neustadter Straße in Dörfles-Esbach aufgenommen. Das Foto zeigt: "Die Dörfleser Kirchweih-Gesellschaft“ in Tracht, mit Hut und Kirchweihbändern, geschmückt mit der Kirchweihfahne.

V.l.n.r. stehend hintere Reihe: Anna Friedel, Elsa Schultheiß, Martha Milian, Alfred Engelhardt, Paula Hammer, Rosa Fleischmann und Erna Fischer. V.l.n.r. sitzend vordere Reihe: Emil Fischer (später Bürgermeister von Dörfles) mit der Kirchweihfahne und Ernst Fleischmann mit dem wichtigsten Zubehör, einem steinernen Maßkrug.
Repro: Ulrich Göpfert

Die Kirchweihfeste waren in den früheren Jahren reine kirchliche Feste, die im Herbst stattfanden. Das ganze Kirchenspiel (das waren alle Dörfer, die einer Kirche zugeteilt waren) nahm daran Anteil. Mit einem Gottesdienst in der festlich geschmückten Kirche war die Feier meistens abgeschlossen. Erst im 18. Jahrhundert wurden diese Kirchweihfeste allgemein gefeiert. Jedes Dorf hatte seinen bestimmten Sonntag für seine Kirchweih und feierte sie dementsprechend. Wo eine Kirche im Dorf war, ging man selbstverständlich am Sonntag dorthin, aber die ganze Feier hatte mit der Kirche nichts mehr zu tun. Die Kirchweih war eine Sache der Wirte geworden. Die besonderen Kirchweihessen begannen schon am Freitag mit dem Gänse- und Entenpfeffer, hergestellt aus den zum Braten nichtbrauchbaren Teilen und dem Blut der frisch geschlachteten Tiere.

Am Samstagmorgen war großer Betrieb in der Küche, aus der ein Duft von zuckerweißen Krapfen kam. Vom Backofen her trug man auf großen, runden Kuchenblechen den Streusel-, Käse-, Apfel- Zwetschgen- und Rosinenkuchen, ganz frisch und warm. Der Abend war dem nachbarlichen Wirtshaus gewidmet, wo man sich mit Freunden und Nachbarn traf und sich vom Wirt mit guten und reichlichen Portionen verwöhnen ließ: Wildbret, Gänse- und Entenbraten mit Klößen, Forellen und Karpfen blau, Schweinsknochen oder Bratwürsten mit Kraut.

Der Höhepunkt für die Familie und all ihrer nächsten Verwandten war immer der Kirchweihsonntag im Haus der Großeltern. An einer großen Tafel versammelten sich Kinder- und Enkelkinder, um die Vorsuppe, Bräten, Soßen, Klöße, den Nachtisch und die Puddings der Oma zu würdigen. Niemand konnte bessser kochen! Gutgelaunt gingen dann alle auf den Tanzboden, um im Walzer-, Rheinländer- oder Schottisch-Schritt sich zu vergnügen. Früher spielte nur die Blaskapelle auf der Empore im Wirtshaus oder auf dem Tanzboden. Außerdem war es Brauch mit den sogenannten "Ständele“, das die Kirchweihmusikanten unter Begleitung der Dorfkinder an jedem Haus und für jede Familie im Dorf aufspielten. Dafür bekamen die Musikanten ein Geldstück oder man sammelte früher in einem großen Korb Krapfen und Kuchen. Natürlich wurden die Kirchweihmusikanten reichlich mit diversen Getränken bewirtet.

Pech hatten die Dorfbewohner, die am Schluss des Ortes wohnten, denn die "musikalischen Vorträge“, bedingt durch den reichlichen Genuß alkoholischer Getränke, ließen dann bereits sehr zu wünschen übrig.

Die so genannte Plankirchweih:
Ganz früher wurde auch in Dörfles noch die sogenannte Plankirchweih gefeiert. Dabei zogen alle Beteiligten in alter historischer Bauerntracht auf. Es wurde auf einem Platz eine Stange aufgestellt, geschmückt mit einem Kranz, verziert mit bunten Bändern. Drum herum wurde getanzt. Acht Tage davor wurde die Kirchweih schon angetrunken, das Bier gab es nur aus der Gießkanne.

Am Kirchweihsonntag wurde ein Umzug mit Musik durchgeführt, die Planjungfern wurden von den Planburschen abgeholt und es ging zum Festplatz. Dort wurde die große Kirchweihpredigt gehalten, wobei alle Begebenheiten, die im Laufe des Jahres vorkamen, in humoristischer Weise vorgetragen wurden. Dabei konnte mancher Betroffene sich des Spottes nicht erwehren. Diese Feier ging bis zum Abend. War in einem größeren Ort eine Linde oder großer Baum vorhanden, wurde dort am Abend noch getanzt. Am Tag nach dieser Plankirchweih versammelten sich alle Beteiligten nochmals, um das finanzielle Ergebnis festzustellen, und wenn es gut ausfiel, gab es noch eine zünftige Nachfeier.

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