Der März

Ein Gedicht von Erich Kästner

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  Der Frühling lässt grüßen
Foto: Archiv © Ulrich Göpfert

Sonne lag krank im Bett.

Sitzt nun am Ofen.

Liest, was gewesen ist.

Liest Katastrophen.

 

Springflut und Havarie,

Sturm und Lawinen, -

gibt es denn niemals Ruh

drunten bei ihnen.

 

Schaut den Kalender an.

Steht drauf: " Es werde!"

Greift nach dem Opernglas.

Blickt auf die Erde.

 

Schnee vom vergangenen Jahr

blieb nicht der gleiche.

Liegt wie ein Bettbezug

klein auf der Bleiche.

 

Winter macht Inventur.

Will sich verändern.

Schrieb auf ein Angebot

aus anderen Ländern.

 

Mustert im Fortgehn noch

Weiden und Erlen.

Kätzchen blühn silbergrau.

Schimmern wie Perlen.

 

In Baum und Krume regt

sich's allenthalben.

Radio meldet schon

Störche und Schwalben.

 

Schneeglöckchen ahnen nun,

was sie bedeuten.

Wenn Du die Augen schließt,

hörst Du sie läuten.

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