Eine Erzählung aus Bad Staffelstein in Oberfranken
Am Marktplatz in Bad Staffelstein sind die Schützen zum Auszug angetreten.
Rechts auf dem Foto ist die Gastwirtschaft "Adam Riese", benannt nach dem
bekannten Rechenmeister, zu sehen
Foto: Archiv © Ulrich Göpfert
Sitzt an einem Freitag der Schuster-Thoma in der inneren Gaststube beim "Grünen Baum" und sieht, wie im Herrenzimmer die Gäste gebackenen Karpfen essen. Der Mund wässert ihn danach. Aber Karpfenessen, ein teures Essen für einen Schuster, dachte er.
Neder, der auch gegessen hatte, kam jetzt heraus. "Nachbar Neder, was kostet wohl eine Portion?", fragte Thoma. Diese Frage war dem Neder Wasser auf seine Mühle. Er entgegnete: "Neun Kreuzer, Thoma. Dass man sie nur um solch niedrigen Preis geben kann? Ich habe zwei Portionen gegessen und nehme eine Portion noch meiner Frau mit heim."
Diese Rede zündete. Thoma rief: " Frau Wirtin, mir auch eine Portion Karpfen." Nachdem die Portion verzehrt war, dachte Thoma: "Ich lasse mir noch eine geben und bringe meiner Frau auch eine mit. Alle Tage findet sich nicht so billige Gelegenheit. Drei mal neun sind siebenundzwanzig Kreuzer. Frau Wirtin, noch eine Portion und eine nehme ich mir für meine Frau! Die Wirtin dachte: "Was ist der Thoma heute spendabel!"
Fische wollen schwimmen und Thoma trank mehr als sonst. Neder ließ den Thoma nicht aus den Augen. Nun ging es zum Zeche zahlen. Thoma sagt zur Wirtin: Ich habe drei Portionen Karpfen, die Portion zu neun Kreuzer, macht siebenundzwanzig Kreuzer." Was kostet die Portion? Neun Kreuzer??? schrie die Wirtin." "Eine Portion kostet vierundzwanzig Kreuzer." Ja, der Neder hat mir aber gesagt, die Portion kostet nur neun Kreuzer, stotterte Thoma. "Der Wirt macht die Rechnung und nicht der Neder. Glauben Sie, ich habe meine Karpfen und mein Schmalz gestohlen?"
Neder aber klebte dem Thoma einen Zettel auf den Rücken. Darauf stand: "Der Thoma hat die Rechnung ohne den Wirt gemacht."
Quellenhinweis: Ernst Köhler