Alexandrine. Eine badische Prinzessin in Coburg
Im STUDIO, 14. Mai bis 11. September 2022
Franz Seraph Hanfstaengl, Alexandrine, Erbprinzessin von Sachsen-Coburg und Gotha, 1842.
Foto: Kunstsammlungen der Veste Coburg, Inv.-Nr. L.0023
Mit dem Gymnasium Alexandrinum, der Alexandrinenstraße, dem Ernst-Alexandrinen-Volksbad und dem daneben befindlichen Denkmal ist die im Jahr 1904 verstorbene Herzogin Alexandrine von Baden auch heute noch in Coburg präsent. Ihre Hochzeit mit Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha liegt 2022 genau 180 Jahre zurück. Wie beseelt Ernst über die Verbindung war, zeigt ein Satz aus einem Brief an seinen Onkel Leopold, den er einen Monat vor der Hochzeit im April 1842 schrieb: „An Alexandrine hat mich der Himmel finden lassen, was nur je für mich zu wünschen war.“
Die Kunstsammlungen der Veste Coburg nehmen das Datum des Einzugs des Hochzeitspaares in Coburg am 14. Mai 1842 zum Anlass, der Gemahlin Ernsts II. eine Ausstellung zu widmen. Die Studioausstellung präsentiert Graphiken und Fotografien aus dem Bestand des Coburger Kupferstichkabinetts.
Heinrich Justus Schneider, Einzug der Erbprinzessin Alexandrine auf dem Marktplatz in Coburg, 1842.
Foto: © Kunstsammlungen der Veste Coburg, Inv.-Nr. Z.4203.
Gezeigt wird beispielsweise, wie der Maler und spätere Direktor der Gemäldegalerie und des Kupferstichkabinetts in Gotha Heinrich Justus Schneider (1811–1884) den Einzug in Coburg in Aquarellen festgehalten hat. Sie geben den eindrucksvollen Festzug auf dem Marktplatz und auf dem Schlossplatz wieder.
Als besondere Highlights der Ausstellung sind zwei Geschenke zu sehen, die Alexandrine zu ihrer Hochzeit erhalten hat: ein Modell des Freiburger Münsterturms und ein Album mit Zeichnungen badischer Künstler. Die Leiterin des Kupferstichkabinetts und Kuratorin der Ausstellung, PD Dr. Stefanie Knöll, freut sich, diese Kunstwerke zeigen zu können: „Das Turmmodell und das Album sind wunderschöne Objekte. Sie sollten Alexandrine an ihre Heimat erinnern. Und natürlich sind sie auch als Werbemaßnahmen der beteiligten Künstler zu verstehen.“
Alexandrine erhielt das Holzmodell des Freiburger Münsterturms als Hochzeitsgeschenk von Freiburger Frauen. Der Schrein ist mit Darstellungen von Zähringer Herzögen und Mitgliedern des Hauses Baden bemalt. Dem Freiburger Münster als bedeutendstem Bauwerk des Mittelalters im Großherzogtum Baden kam im Kontext der Landesgeschichte wie auch der dynastischen Selbstdarstellung des Hauses Baden große Bedeutung zu.
Die badische Künstlerschaft überreichte Alexandrine ein in violetten Samt eingebundenes Album mit 54 Zeichnungen in unterschiedlichen Techniken. Bei den Darstellungen wechseln sich historische und religiöse Szenen ab mit Genredarstellungen, Landschaftsbildern und Ansichten von Gebäuden und Städten. Mehrere Blätter zeigen Burgen und Schlösser in Baden, darunter natürlich auch das Karlsruher Schloss. Die Namen der Künstler lesen sich wie das „Who is who“ der badischen Künstlerelite dieser Zeit. Auf der ersten Seite findet sich die Widmung: „Ihrer Hoheit der allgeliebten Prinzessin Alexandrine von Baden am Vermählungs-Tage. Die Künstler Badens aus Liebe und Verehrung.“
Da einige Blätter später aus dem Album herausgelöst wurden, können in der Ausstellung fünf Zeichnungen gerahmt präsentiert werden. Dazu gehört auch die italienische Genreszene La Siesta von dem berühmten und international tätigen Maler Franz Xaver Winterhalter (1805–1873). Das Aquarell ist eine eigenhändige Kopie nach einem Gemälde, das Königin Victoria im Dezember 1841 erworben hatte. Der Künstler betonte mit seiner Motivwahl die neuen Familienbande, die Alexandrine zur Schwägerin der englischen Königin machten. Zugleich brachte er mit dem italienischen Motiv seine Dankbarkeit gegenüber dem Großherzog von Baden, Alexandrines Vater, zum Ausdruck. Der Großherzog hatte die akademische Ausbildung des aus dem Schwarzwald stammenden Künstlers wie auch dessen langen Italienaufenthalt gefördert.
Carl Rottmann (1797–1850) steuerte zum Album für Alexandrine eine Ansicht von Nauplia mit der Festung Burzi bei. Die Zeichnung ist wohl bereits 1834/1835 entstanden, als Rottmann im Auftrag König Ludwigs I. Griechenland bereiste. Der bayerische König, dessen Sohn Otto als König von Griechenland eingesetzt worden war, hatte ihn beauftragt, einen Zyklus mit griechischen Landschaften zu malen. Dass der 1841 zum Hofmaler des bayerischen Königs ernannte Künstler in das für Alexandrine zusammengestellte Album aufgenommen wurde, erklärt sich durch seine Herkunft aus Handschuhsheim, heute ein Stadtteil von Heidelberg.
Biografisches zu Herzogin Alexandrine
Prinzessin Alexandrine von Baden wurde am 6. Dezember 1820 in Karlsruhe geboren. Sie war das erste Kind des späteren Großherzogs Leopold von Baden (1790–1852) und seiner Gemahlin Sophie Wilhelmine von Holstein-Gottorf (1801–1865), der Tochter des schwedischen Königs Gustav IV. Adolf. Am 28. Januar 1842 verlobte sie sich mit dem damaligen Coburger Erbprinzen und späteren Herzog Ernst II. (1818–1893). Die Trauung fand nur wenige Monate später, am 3. Mai 1842 in Karlsruhe statt. 1844 starb Herzog Ernst I. und sein fast 26-jähriger Sohn übernahm als Herzog Ernst II. die Regierungsgeschäfte in Coburg. Da die Ehe von Ernst und Alexandrine kinderlos blieb, wurde Alfred, der 1844 geborene Sohn von Königin Victoria und Ernsts Bruder Albert, als Nachfolger vorgesehen.
Alexandrine liebte die Natur und die Musik. Sie war eine sozial engagierte Herzogin, der insbesondere die Frauenbildung am Herzen lag. So verhalf sie der 1852 gegründeten Höheren Töchterschule durch eine großzügige Stiftung zu einem Schulgebäude (Gymnasium Alexandrinum), finanzierte das zur Förderung der Gesundheit errichtete Ernst-Alexandrinen-Volksbad, und übernahm u. a. das Protektorat über den Frauenverein und den Alexandrinenverein für Armen- und Krankenpflege.
Am 20. Dezember 1904 starb Alexandrine auf Schloss Callenberg. Sie hatte ihren geliebten Gatten um 11 Jahre überlebt.