Das Wasserschloss in Untersiemau
Vom Rittergut zur verträumten Schlossvilla
Unteres Schloss in Untersiemau
Foto: 2012 © Ulrich Göpfert
Etwas versteckt im historischen Ortskern der Gemeinde Untersiemau liegt ein idyllisches Wasserschloss, das den Ort bis heute prägt. Es besitzt einen rechteckigen Grundriss mit zwei Rundtürmen. Das heutige Aussehen entstand 1919 nach der Restaurierung durch den Architekten Bodo Ebhardt. Heute befindet sich das Schlösschen ("Unteres Schloss") in Privatbesitz.
Wer sich für die Vergangenheit des Wasserschlosses interessiert, taucht damit tief in die Geschichte von Rittern, Schlachten und Burgen ein. Schon seit 1195 ist das Rittergeschlecht von Siemau nachweisbar. Das alt-fränkische Adelsgeschlecht, die Schenken zu Siemau waren es auch, die im 13. Jahrhundert das Wasserschloss errichteten, welches von dort an als Herrensitz diente.
1200 Jahrfeier Untersiemau - Marktfrauen vor dem Schlosseingang
Foto: 2012 © Ulrich Göpfert
Urkundlich im 14. Jahrhundert das erste Mal erwähnt, ging das Wasserschloss im Bauernkrieg (1524-1526) mit dem Kleinstaat Siemau unter. Aufrührerische Scharen um Thomas Müntzer, einem revolutionären Bauernführer und evangelischen Theologen, brannten das Schloss, die Kirche und das Dorf 1525 nieder. Im gleichen Jahr erfolgte auch der Wiederaufbau des Schlösschens. Im Jahr 1527 führt Lorenz von Schenk die evangelische Lehre für die gesamte Kirchengemeinde ein und vollzog den Anschluss an Coburg. Über hundert Jahre später stirbt der letzte Besitzer, Georg Friedrich von Schenk zu Siemau am 25. Juni 1634 an den lebensgefährlichen Kriegsverletzungen aus der Schlacht von Überlingen.
Das belehnte Rittergut fiel daraufhin an den herzoglichen Lehenshof in Coburg. Erst Jahre später ging das Gut in den Besitz von Rittmeister Adam von Könitz über. Im Jahre 1866 verstirbt schließlich auch der letzte Angehörige aus dem Hause von Könitz und das komplette Gut wird in einzelnen Parzellen an die umliegenden Landwirte verkauft. In den folgenden Jahren wechselt das Schloss mehrmals seine Besitzer.
Schloss Untersiemau
Winterfreuden auf dem Schlossteich
Foto: 2012 © Ulrich Göpfert
Im Jahre 1911 erwirbt schließlich der Kommerzienrat Hermann Louis Schroedel, Inhaber einer Verlagsbuchhandlung, das Schloss und ließ umfassende Renovierungsarbeiten durchführen. So werden das Eingangstor vom Dorf zum Schloss mit Falltor, Wehrgang und Schießscharten ausgestattet und das Grundstück teilweise mit einer gekrönten Mauer bestückt. Ein Jahr später 1912 wurde Schroedel geadelt und durfte ab 1918 den Beinamen "Siemau" führen. Er verstarb im Jahre 1943. Vier Jahrzehnte später musste der Verlag Schroedels Konkurs anmelden, wovon das Schloss, welches sich im Privatbesitz der Familie Schroedel befand verschont blieb. Die Tochter des Kommerzienrats, Frau Dr. Renate von Schroedel-Siemau bewohnte das Schloss bis zu ihrem Tod 1997.
Heute befindet es sich im Besitz der Familie Iann in Baunach, die eine Sanierung des Wasserschlösschens veranlassten.