Wenn der Name des Walzerkönigs Johann Strauß, Sohn, fällt, denken viele zwangsläufig an die Stadt Wien. Hier wurde Strauß 1825 geboren. Nur wenige wissen allerdings, dass er, als er verstarb, Coburger Bürger war.
Dass Johann Strauss seiner Heimatstadt Wien den Rücken kehrte, hatte nichts mit seiner Musik zu tun, sondern familiäre Gründe. Kurz nach dem Tod seiner ersten Frau Jetty Treffz heiratete Johann Strauß die junge Schauspielerin Angelika Dittrich. Die Ehe währte nicht lange, aber eine Scheidung und die geplante Heirat mit seiner neuen Herzensdame Adele waren im katholischen Österreich nicht möglich.
Doch der Wiener Anwalt Dr. Trutter wusste um Rat: Mit seiner Hilfe knüpfte Johann Strauß Kontakt zum musikbegeisterten Coburger Herzog Ernst II, der selber gelegentlich zu Stift und Notenpapier griff, um eigene Kompositionen festzuhalten.
Johann Strauß zog Ende Mai 1886 für über ein Jahr ins protestantische Coburg. In dieser Zeit beantragte er mit Erfolg das „Bürgerrecht der Stadt Coburg“ und die „Herzoglich Sachsen-Coburg-Gothaische Staatsbürgerschaft“. Die österreichische Staatsbürgerschaft legte er indes ab. Rechtmäßig wurde Strauss in Coburg von seiner zweiten Frau geschieden und durfte am 15. August 1887 seine dritte Frau Adele heiraten. Die standesamtliche Trauung fand in der Regimentsstube des Coburger Rathauses, die kirchliche Trauung in der Schlosskapelle von Schloss Ehrenburg statt. Im Rathaus-Foyer findet sich heute noch eine Gedenktafel.
Das Ehepaar Strauß verließ kurz nach der Hochzeit das Herzogtum und kehrte nach Wien zurück. Strauß widmete Herzog Ernst II. zwei – zum Teil in Coburg komponierte Werke (die komische Oper „Ritter Pazmann“ und die Operette „Simplicius“) – und schrieb einige Walzer und Polkas für andere Mitglieder des Herzoghauses – unter anderem für Prinz Albert und Queen Victoria. Trotz seiner Rückkehr nach Wien behielt Strauß die Coburger Staatsbürgerschaft.
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