Das fränkische Weinland
"Wein ist eingefangener Sonnenschein“
Wie beschwingt vom Wein ändert der Main immer wieder seine Richtung, wenn er an den Weinbergen zwischen Spessart, Rhön und Steigerwald vorbeiströmt. Das magische Dreieck, das er dabei bildet, ist das Fränkische Weinland.
Seit fast 1200 Jahren werden hier die edlen Reben angebaut. Schmucke Weinstädchen und stattliche Weingüter zeugen von einer stolzen Tradition. Weinkenner und -genießer sind hier ganz in ihrem Element
Bei Weinproben, Weinfesten oder beim Urlaub auf dem Winzerhof kann man sich einen trockenen Silvaner oder Riesling, Kerner oder Bacchus schmecken lassen, zur Ergänzung gibt es edle Brände und die stets willkommenen Spezialitäten der fränkischen Küche.
Nicht nur den Wein, sondern auch Land und Leute gut kennenlernen kann man beispielsweise in Volkach an der Mainschleife, dem Zentrum des fränkischen Weinbaus. Hier wird bei einem abwechslungsreichen Programm nicht nur Wein verkostet. Führungen durch Weinbaubetriebe, die Besichtigung typischer Weinorte wie Nordheim oder Sommerach und ein unterhaltsames Rahmenprogramm lassen keine Langweile aufkommen. Auch eine Wanderung auf einem der zahlreichen ausgeschilderten Wanderwege ist ein erholsames Kontrastprogramm zum Alltagsstress.
Überall im Fränkischen Weinland erwartet den Besucher eine bodenständige Gastronomie mit frischen Angeboten der Saison - von Spargelschlemmereien im Frühling bis zu den Fisch- und Wildwochen im Herbst.
Volkach
Im Mittelpunkt der Stadt der Marktplatz mit Rathaus. Das Rathaus ist Sitz der Verwaltung und des Verkehrsamtes. Als Nachfolger eines 1484 erwähnten "Burgerhaus“, wurde 1544 das neue Rathaus errichtet. Es musste vielfältige Aufgaben erfüllen: Amtsgebäude für den Rat, für seine Versammlungen und für das Gericht. Auf dem Marktplatz vor dem Rathaus steht der Marktbrunnen von 1480 mit achtseitigem Becken (um 1720 erneuert) mit der Figur der Maria Immaculata. Alte Bürgerhäuser stehen an den vier Marktseiten.
Viele Ausflugsziele in der näheren Umgebung von Volkach gibt es für die Besucher. U. a. steht, wo sich die Schlinge der Mainschleife am engsten einschnürt, die Vogelsburg eine Besiedlung aus der Altsteinsteinzeit, Kelten und Germanen bauten die Anlage aus. 879 karolingischer Königshof, um 900 dem Kloster Fulda geschenkt.
1282 Kamelitenkloster als Grablege für den Grafen von Castell, 1525 im Bauernkrieg zerstört. 1803 säkularisiert. Seit 1957 im Besitz der Augustinus-Schwestern, die das Anwesen als Tagungsstätte und als Ort der Gastlichkeit führen. Von der alten Anlage sind nur noch Teile der Kirche erhalten.
Gegenüber der Vogelsburg, auf der Südseite der Mainschleife steht die Hallburg. Einst im Besitz der Grafen Castell, dann der Zollner und seit 1806 der Grafen Schönborn. Von der einst größeren Burganlage sind noch erhalten: Wohngebäude (16. Jh.) und Burgfried (13. Jh.) mit Burgkapelle St. Pankratius. Heute besteht dort ein bekanntes Ausflugs-Restaurant.
Bestens zu empfehlen sind auch die in der näheren Umgebung von Volkach liegenden bekannten Weinorte: Nordheim, Escherndorf, Gaibach, Sommerach, Obereisenheim und viele andere schöne Winzerorte.
"Frankenland - Marienland“ Dieses Wort hat der Würzburger Bischof und spätere Kardinal Julius Döpfner gerne gebraucht. Es bringt auf den Punkt, was in Franken geschichtlich gewachsen ist: die Prägung einer ganzen Region im Herzen Deutschlands durch Zeugnisse der Marienverehrung.
Ein besonders schönes Exemplar dieser Marienverehrung kann man in der Wallfahrtskirche "Maria im Weingarten“ auf dem Kirchberg mit Tilmann Riemenschneiders "Madonna im Rosenkranz“ bewundern.
Ein besonders inniges und liebenswertes Motiv durchzog das Schaffen Tilmann Riemenschneiders von seinem Frühwerk bis zu den späteren Jahren: Das vielfältige Bild der Muttergottes mit dem Jesuskind. So wundert es nicht, dass die Wallfahrtspfleger von Volkach für ihre Kapelle auf dem Kirchberg 1521, beim "Maister Dill“ eine Madonna im Rosenkranz bestellten. Es ist dies das letzte bekannte Marienbild des Künstlers, nie zuvor schuf er eine ähnliche Komposition. Den Mittelpunkt des Rosenkranzes bildet die lebensgroße Madonna mit dem Jesuskind auf dem linken Arm.
Seit "Maister-Dills“ Rosenkranzmadonna 1524 in der Wallfahrtskirche Maria im Weinberg im Triumphbogen aufgehängt wurde, erlebte sie viele Schicksalsschläge. Eine Legende berichtet über eine geplante Plünderung der Weinbergkirche während der Schwedenzeit. Die Gottesmutter selbst habe ihr Haus vor Plünderung und Zerstörung bewahrt. Solche Wunder gibt es allerdings im 20. Jahrhundert nicht mehr.
Um das Kunstwerk in seiner Einmaligkeit den Kunstfreunden, Besuchern und besonders den Gläubigen in allen Details besser sichtbar zu machen, wurde es nach der Renovierung von 1954 über dem rechten Seitenaltar aufgehängt. Nur so war es möglich, dass Kunsträuber in einer Nacht- und Nebelaktion an das spätmittelalterliche Marien-Denkmal herankommen konnten.
Nach der Entdeckung des Raubes, nach langen Sicherheitsdebatten und wirrer Ratlosigkeit, setzte eine bedeutende deutsche Illustrierte ein erhebliches Lösegeld für die Beibringung der Rosenkranzkönigin der Wallfahrtskirche aus.
Sofort meldeten sich reihenweise "Kunsträuber“. Diesen Trittbrettfahrern ging es lediglich darum, in den Besitz des Lösegeldes zu kommen. Sie alle hatten weder die Madonna, noch kannten sie die wahre Identität des Kunstwerkes.
Daher lautete bei der Kontaktaufnahme die entscheidende Kontrollfrage: "Welche Merkmale hat die Marienstatue auf der Rückseite?". Diese Frage konnten nur von den wirklichen Räubern beantwortet werden. Die Kunsträuber kassierten das Lösegeld, und die unbeschädigte Rosenkranzmadonna kehrte in die Wallfahrtskirche zurück. Das Kunstensemble hängt wieder gesichert am alten Platz.
Nach diesem Ausflug auf den Kirchberg bei Volkach kehren meine Frau und ich besonders hungrig und durstig zurück. Einkehr halten wir diesmal in Nordheim in unserem seit Jahren besuchten Weingut“ von Roman Schneider an der Hauptstraße 31 der Weine aus der bekannten Lage "Nordheimer Vögelein“, Sekte, und Destillate aus eigenem Anbau seinen Kunden kredenzt.
In fröhlicher Runde geht ein schöner Herbstausflugstag bei einer zünftigen "fränkischen Weinprobe“ und "fränkischen Spezialitäten“ stimmungsvoll zu Ende. Wie man uns sagte, sollen schon manche "Probanden“ bei übermäßigem Genuss des fränkischen Rebensaftes, das Singen des "Nordheimer Vögeleins“ vernommen haben. Na dann "Prost“!
Alle Fotos: 2012 © Ulrich Göpfert