Erste bayerische Weißstörche sind schon zurück
Vorzeitige Rückkehrer kommen vermutlich aus dem Elsass und Spanien
Möglicher Wintereinbruch wäre kein Problem
Hilpoltstein
In den vergangenen Tagen wurden dem Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV) bereits die ersten zurückgekehrten Weißstörche gemeldet. „Doch das ist nur die Vorhut", sagt die Weißstorchbeauftragte des LBV Oda Wieding. „Diese Vögel haben vermutlich nur im Elsass überwintert und so einen kürzeren Rückweg vom Winterquartier zu uns.“ Die meisten Störche, die auf der Westroute über Gibraltar oder auf der Ostroute über den Bosporus aus Afrika wiederkehren, erwarten der LBV erst im Lauf des März und April. Allerdings nimmt der Trend, dass die Weißstörche immer früher zurückkommen, weiter zu. Dieses Jahr wurden die Ersten in Mittelfranken und Schwaben gesichtet.
Weissstorchenpaar fliegend
Foto: 2014 © LBV/Moning
Eine Übersicht aller bayerischen Storchennester bietet der LBV Naturfreunden im Internet unter www.lbv.de/storch. Auf einer Karte kann tagesaktuell die Ankunft der Störche in Bayern an den einzelnen Nestern und später auch der Brutbeginn und die Jungenaufzucht verfolgt werden.
Die ersten Weißstörche haben sich unter anderem in Thannhausen (Schwaben) und Gerhardshofen (Mittelfranken) niedergelassen. Doch durch ihre vorzeitige Rückkehr ins bayerische Brutgebiet können die momentanen Ankömmlinge keinesfalls mehr als klassische Vorboten eines nahenden Frühlings gesehen werden. „Bei den jetzt zurückgekehrten Störchen lässt sich aufgrund der milden Wetterlage und des Klimawandels nicht mehr sagen, wo genau sie überwintert haben“, so Wieding. „Nachdem wir in den letzten Jahren festgestellt haben, dass viele Störche gar nicht mehr nach Afrika, sondern nur noch bis Spanien fliegen, zieht es die neuen Trendsetter zur Überwinterung wahrscheinlich gerade mal bis ins Elsass“, sagt Wieding weiter. „Bei den derzeitigen Rückkehrern vermischen sich nun die wahrscheinlichen Elsass-Vögel mit den Spanien-Rückkehrern.“
Weissstorchenpaar klappernd
Foto: 2014 © LBV/K. Reindl
Die meisten dieser vorzeitig zurückgekehrten Störche finden sich in Westbayern
im Aischtal in Mittelfranken, im Nördlinger Ries und im Mindeltal in Schwaben, ein Storchenpaar in Markt Schwaben (Oberbayern) und drei im oberfränkischen Main- und Itztal – alles vermutlich ebenfalls Westzieher. „Die deutlich verfrühte Rückkehr ist auf den bisher so milden Winter und den kurzen Zugweg zurückzuführen, denn im Vergleich dazu kamen im letzten kalten Winter die so genannten Winterflüchter aus Frankreich erst Anfang März zurück“, so Wieding. Diese Verschiebungen im Zugverhalten der Vögel versuchen Forscher derzeit durch Beobachtung von mit Satellitensendern ausgestatteten Störchen zu dokumentieren.
„Einen potentiellen Wintereinbruch im März würden die zurückgekehrten Störche relativ problemlos aushalten. Sie kommen zur Not auch mal gut eine Woche ganz ohne Futter aus und verteidigen lieber ihre vorzeitig besetzten guten Brutplätze“, erklärt Oda Wieding. Als letzten Ausweg können die Vögel auch immer noch eine „Winterflucht“ zurück ins Elsass antreten. Doch nur äußerst selten sind tatsächlich alle Mäuselöcher unter einer dicken Schneedecke versteckt und gleichzeitig alle Fließgewässer zugefroren.
Während noch vor wenigen Jahrzehnten Anfang März eintreffende Tiere als Frühankömmlinge verzeichnet wurden, werden die Mitte/Ende Februar aus dem Elsass oder Spanien zurückkehrenden Störche seit einigen Jahren fast schon zu einer Tradition. Bei Dacharbeiten unter Storchenhorsten sollte dies daher zunehmend berücksichtigt werden, so dass diese möglichst bis Ende Februar/Anfang März abgeschlossen sind.
Weissstorchenpaar im Nest
Foto: 2014 © LBV/K. Reindl
In den vergangenen Jahren hat sich der Bestand der Weißstörche
in Bayern zunehmend erholt
2013 waren es 324 brütende Storchenpaare. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutete dies eine Steigerung um 19 Prozent. Allerdings wurde 2013 witterungsbedingt auch der schlechteste Bruterfolg seit Beginn der Erfassung verzeichnet. „Wir hoffen, dass die Weißstörche 2014 wieder mehr Junge aufziehen können“, so Oda Wieding. Damit die Altstörche genügend Futter für die Jungen finden, kümmert sich der LBV zusammen mit dem Landesamt für Umwelt (LfU) im bayerischen Storchenschutzprogramm darum, nahrungsreiche Wiesen zu erhalten und zu verbessern.
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