„Udo rockt für den Weltfrieden“
Stasi-Unterlagenbehörde stellt eine Broschüre zum 30. Jubiläum
von Udo Lindenbergs Konzert im Palast der Republik vor
Theater am Potsdamer Platz
2013 © Stage Entertainment
Heute wurde im Stage Theater am Potsdamer Platz eine Broschüre von der Stasi-Unterlagenbehörde zu Udo Lindenbergs Konzert im Palast der Republik vorgestellt. Der Beauftragte für Stasi-Unterlagen Roland Jahn und der Geschäftsführer der Gedenkstätte Hohenschönhausen Hubertus Knabe erläuterten die Umstände des Konzerts. Die Zeitzeugen Nikolaus Becker und Detlef Fahle berichteten von Ihren persönlichen Erlebnissen vor 30 Jahren.
Nikolaus Becker wurde vor dem Palast der Republik festgenommen:
„Ich wollte wenigstens die Stimmung während des Konzerts vor dem Palast fotografieren.“ Für die Stasi war das ein Vergehen und so wurde Becker in die Polizeiwache (Voltairestraße) gebracht. Was er dort erlebte, war schockierend: „Wer sich trotz Anbrüllen und Knüppel den Mund nicht verbieten ließ, wurde auch kleingekriegt. Einem (… ) riss man ein sehr großes Büschel Haare aus und schleuderte ihn gegen die Wand.“ Und im Gespräch berichtet er weiter: „Ich hatte das dem System nicht zugetraut“
Das Konzert im Palast der Republik hat auch Detlef Fahle,
damals 19 Jahre alt, stark beeinflusst. Im Oktober 1983 saß er wegen Fahnenflucht im Gefängnis Schwedt ein. Er konnte die Gefängnisleitung überreden mit seinen Mithäftlingen das Konzert im Palast der Republik im Fernsehen verfolgen zu dürfen. „Ich habe mir gewünscht in Berlin mit dabei zu sein,“ berichtet er. Sein Erfolg, das Konzert zu sehen und Udos Lieder, haben ihm Kraft gegeben weiter durchzuhalten.
Udo und Jessy
Foto: 2013 © Stage Entertainment/ Brinkhoff/Mögenburg
Udo Lindenberg war der erste West-Musiker überhaupt, der in der DDR auftreten durfte.
Mit diesem legendären Konzert startet die Geschichte des Berlin-Musicals HINTERM HORIZONT. Für Udo Lindenberg ist das Thema immer noch sehr bedeutend und lässt ihn nicht los: „Als ich kurz nach der Wende zum ersten Mal meine Stasiakte las, musste ich wegen all der Tragik dieses Spitzeltums erstmal`n Schock überwinden und kräftig durchatmen. Weinenden Auges - später dann aber auch lachenden Auges. So grotesk, so abartig, so komisch war es gleichzeitig.
Es war hochamüsant für mich, natürlich nur im Nachhinein, was und wie da jede Kleinigkeit präzise von so irre vielen Leuten protokolliert wurde. Meine Geschichte mag ja lustig sein, doch unsere Freunde in der DDR hatten nichts zu lachen. Ich, der Westberliner, war ja irgendwann wieder weg. Aber die Leute, die in der damaligen DDR lebten, normal leben und also auch mal querdenken wollten, für die war das die Hölle. Und damit meine ich nicht nur Inhaftierungen, es gab ja auch Folter, die waren so unter Druck, konnten ja kaum noch atmen, und mit denen habe ich sofort mitgefühlt und -gelitten, ja, das ist das weinende Auge.“
Szenenfoto
Foto: 2013 © Stage Entertainment/Tine Acke
Der Panikrocker will, dass auch die jungen Menschen von heute über das DDR Regime informiert sind. Mit HINTERM HORIZONT gibt es Zeitgeschichte im Rockformat zu sehen und deshalb freut sich der Panikrocker auch besonders, dass so viele Schulklassen das Berlin-Musical sehen.
Die Broschüre „Udo rockt für den Weltfrieden“ gibt es ab sofort kostenlos im Stage Theater am Potsdamer Platz und bei der Stasi-Unterlagenbehörde. In der Broschüre sind sämtliche Unterlagen zu Udos Konzert aus dem Jahr enthalten sowie Berichte von verschiedenen Zeitzeugen wie zum Beispiel Nikolaus Becker.