„Pelzmärtel“

Fränkische Tradition
„Pelzmärtel“ – sozusagen der evangelisch-fränkische Nikolaus
Er kommt am 11. November und bringt Geschenke oder die Rute

Am 11. November kommt der Pelzmärtel – sozusagen der evangelisch-fränkische Nikolaus – und bringt Geschenke oder die Rute. Einige Männer halten den Brauch in Nürnberg hoch. Doch die Tradition gerät mehr und mehr in Vergessenheit.

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Pelzmärtel in Nürnberg
Foto: 2013 © BR-Studio Franken/Markus Klingele

Jürgen Kienlein war vor 18 Jahren zum ersten Mal als Pelzmärtel im Elternauftrag unterwegs und hat Kindern in der Region Geschenke gebracht und auch das eine oder andere Fehlverhalten angesprochen. Damals war er Student und wurde noch von der Arbeitsagentur vermittelt, bis diese Maßnahme vor drei Jahren gestrichen wurde. Er und ein paar seiner Kollegen bieten seitdem ihre Dienste auf eigene Faust an. Allerdings werden die Pelzmärtel-Aufträge immer weniger.

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Pelzmärtel in Nürnberg
Foto: 2013 © BR-Studio Franken/Markus Klingele

Ein vergessener Brauch?
"Die Tradition gerät mehr und mehr in Vergessenheit", sagt Kienlein. Das findet er sehr schade, denn gerade Nürnberg und das Umland wären doch eine evangelische Hochburg. Junge Eltern würden den Brauch des Pelzmärtel aber gar nicht mehr kennen. Haben Kienlein und seine acht Kollegen früher am Martinstag 80 oder 90 Familien besucht, waren es in den vergangenen Jahren gerade noch 20 bis 25. Kienlein und seine Kollegen mimen aber nicht nur den protestantischen Pelzmärtel, sondern auch den Nikolaus. Da können sie sich vor Aufträgen kaum retten und müssen die Familienbesuche zum Teil sogar auf den 5. oder den 7. Dezember legen.

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Pelzmärtel in Nürnberg
Foto: 2013 © BR-Studio Franken/Markus Klingele

Viel Zeit für die Familien
Die Pelzmärtel nehmen sich viel Zeit für die einzelnen Familien. Sie suchen das Gespräch mit den Kindern, um ihnen die Scheu vor dem "echten" Pelzmärtel zu nehmen. "Es ist ein bleibendes Erlebnis für die Kinder wenn sie merken 'Das kann nicht der Onkel sein.'", sagt Kienlein. Erst danach wirft der Gabenbringer einen Blick ins "Goldene Buch". Dabei sind sie auf die Hilfe der Eltern angewiesen und möchten wissen, was die Eltern an ihren Kindern toll finden oder worauf sie besonders stolz sind. Erst danach kommen kleine Verfehlungen zur Sprache oder Dinge, die nicht so gut klappen. "Wir nehmen den Eltern nicht die Erziehung ab", betont der Teilzeit-Pelzmärtel.

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Pelzmärtel in Nürnberg
Foto: 2013 © BR-Studio Franken/Markus Klingele

"Ältere Semester" an Bord
Früher haben häufig Studenten diese Aufgaben übernommen, berichtet Kienlein. Bei der jungen Generation ist dieser Dienst aber offenbar schon länger nicht mehr gefragt. Kienlein und seine Kollegen gehen allesamt auf die 50 zu oder sind noch älter. Einer stammt sogar noch aus der Gründerzeit des Pelzmärteldienstes und ist seit 40 Jahren unterwegs. Ab 25 Euro ist ein Pelzmärtel zu haben. Davon bezahlen sie die Anfahrt und ihre Kostüme, die auch immer wieder erneuert werden müssen. Der eigentliche Dank sei das Leuchten in den Kinderaugen und die Freude, die sie verbreiten, so Kienlein.

Kontakt
Suchen Sie einen Pelzmärtel für Ihre Kinder oder Enkel? Dann können Sie sich bei Jürgen Kienlein melden. Er vermittelt Aufträge an seine Pelzmärtel-Kollegen und tritt auch selbst auf. Telefonisch ist er am besten am späten Nachmittag zu erreichen. Falls er nicht zuhause ist, genügt eine Nachricht auf den Anrufbeantworter.

Telefon: 09174 / 78 39 345
Handy: 0176 / 96 26 50 69
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Stichwort: Pelzmärtel

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Pelzmärtel in Nürnberg
Foto: 2013 © BR-Studio Franken/Markus Klingele

„ Pelzmärtel“ – Der Brauch
geht auf den Reformator Martin Luther zurück. Nach dessen Willen sollte nicht mehr der katholische Nikolaus am 6. Dezember als Gabenbringer auftreten, sondern eben der Pelzmärtel am Martinstag, dem 11. November. Im hauptsächlich evangelischen Franken hat sich dieser Brauch bis heute erhalten.

Der Name Pelzmärtel leitet sich allerdings nicht von Pelz ab, sondern von dem alten Wort "pelzen" für prügeln. Denn ursprünglich kam den Pelzmärtel nur mit der Rute und ohne Geschenke. "Märtel" ist dabei die fränkische Verniedlichungsform von Martin.

Quellenhinweis: BR.de – Franken - Frankenschau aktuell - Fränkische Tradition

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