Kümmelstollen an Lautertaler Kinder verteilt
Ein Vermächtnis das seit 1789 besteht wird als Brauch
von der Gemeinde Lautertal aufrechterhalten
Strahlende Augen und große Freude bei den Kindern und dem
2. Bürgermeister Bernd Rauschert aus Lautertal anlässlich der Ausgabe
der traditionellen „Kümmelstollen“ am Andreastag im Rathaus
der Gemeinde Lautertal
Foto: 2015 © Ulrich Göpfert
Landkreis Coburg/Gemeinde Lautertal
Anlässlich des Andreastages am Montag, 30. November 2015 wurden auch in diesem Jahr wieder traditionell Kümmelstollen an alle Lautertaler Kinder unter 15 Jahren (ab 01. Oktober 2000 Geborene und jünger) von der Gemeinde verschenkt.
Bereits im Foyer des Rathauses verströmten 460 Kümmelstollen
einen betörenden Duft. Ein Teil davon stand für die weiteren
Ortsteile von Lautertal zur Auslieferung bereit.
Foto: 2015 © Ulrich Göpfert
Dieses Vermächtnis zu Gunsten der Gemeinde geht auf einen reichen Mann namens Andreas Ehrhardt aus Oberlauter zurück, dessen Kinder an Seuchen gestorben sind. In diesem Vermächtnis legte er fest, dass die Kinder zum Andenken an ihn jährlich einen Weck erhalten sollen.
Obwohl sein hinterlassenes Geld längst aufgebraucht ist, hat die Gemeinde diesen alten Brauch aufrechterhalten und schenkt jedem Kind einen Weck in Form eines Kümmelstollens (das ist ein Weißbrot mit etwas Kümmel auf der Kruste).
2. Bürgermeister Bernd Rauschert, Luka und Phil Kellner
freuten sehr über das „köstliche Backwerk“ und Phil ließ
es sich nicht nehmen, sofort eine Kostprobe davon abzubeißen.
Foto: 2015 © Ulrich Göpfert
Sehr zur Freude der zahlreich erschienenen Kinder, die teilweise in Begleitung ihrer Eltern gekommen waren, erfolgte am 30. November 2015 (Andreastag) pünktlich um 13 Uhr die Verteilung der Kümmelstollen im Rathaus Lautertal. Etwas später in den Ortsteilen: Tiefenlauter, Neukirchen, Tremersdorf und Rottenbach.
In diesem Jahr wurden von der Gemeindeverwaltung 460 Kümmelstollen beim Bäcker für diese schöne Tradition in Auftrag gegeben. Ein sehr schöner Brauch, der hoffentlich noch lange gepflegt wird.
Brauchtumspflege
Wie in der Ortschronik von 1866 zu lesen ist, machte Herr Andreas Ehrhardt von Oberlauter ein Vermächtnis mit folgendem Wortlaut:
„Nach der Bestimmung eines menschenfreundlichen wohlgesinnten Mannes, mit Namen Andreas Ehrhard von Oberlauter, welcher im Jahre 1789 - 50 Gulden fränkisch oder 62 Schilling, 30 Kronen süddeutsche Währung für die Kinder und - 100 Gulden fränkisch oder 125 Schilling süddeutsche Währung für die Vorsteher des Orts attestierte, wird zum Andenken an ihm jährlich am Andreastag an jedes Kind von der Geburt an bis zur Entlassung aus der Schule ein Weck verteilt. Die Vorsteher gedenken des Testamentvollstreckers an diesem Tag in einer Mahlzeit.
Andreas Ehrhardt wurde im Januar 1719 geboren. Gestorben ist er am 30. April 1790. Seine Ehefrau war Margaretha, Barbara geb. Müller, Tochter des ehemaligen Schulmeisters Müller in Unterlauter. Sie ist im Jahr 1788 verstorben.
1761 musste das Ehepaar am 4. Oktober einen Sohn, Johann Georg, 7 Jahre alt und am 8. Oktober, eine Tochter, 19 Jahre alt, begraben. Viele Leute starben zu dieser Zeit an Ruhr und Blattern (7-jähriger Krieg).
Der Gemeinderat der Gemeinde Lautertal hat am 10. November 1970 einstimmig beschlossen, diesem Vermächtnis weiterhin zu entsprechen.