Der Narr im Sack
Ein Narr, der seinen Herrn für einen hielt!
Szenenfoto – Zeitreise auf der Veste Coburg
Foto: © Ulrich Göpfert
Der Kurfürst von Sachsen hatte einen Hofnarren, der hieß Klaus. Der hatte eines Tages etwas verbrochen, deshalb kam die Kurfürstin zu ihm und sage: "O lieber Klaus, du weißt wohl, was du getan hast! Ich bin um dich sehr besorgt, denn mein Mann, der Kurfürst, hat gedroht dich ohne Gnade aufhängen zu lassen."
Der Hofnarr erschrak gar sehr und wußte nicht, was er vor Angst anfangen sollte. Die Kurfürstin merkte seine Verlegenheit und dachte bei sich: "Die Sache wird sich gut machen;" denn es war nur ein verabredeter Spaß. Deshalb sprach sie mit ernster Stimme weiter: " O lieber Klaus, wenn du mir folgst und tust, was ich zu dir jetzt sage, so will ich dir helfen zu entfliehen." Der Narr war froh, und versprach sich an ihre Anweisungen zu halten.
Szenenfoto – Zeitreise auf der Veste Coburg
Foto: © Ulrich Göpfert
Es hatte sich ein Edelmann, der vorher vom Kurfürsten dazu bestellt war, in Bauerntracht verkleidet, so dass ihn der Narr nicht erkannte. Die Kurfürstin rief den "Bauern" herbei und sprach zu ihm: "Bäuerlein, bitte, halt` deinen Sack auf und laß meinen Klaus darein schlüpfen, binde den Sack zu und trage ihn vor das Burgtor hinaus. Das "Bäuerlein" tat wie ihm von der Kurfürstin aufgetragen war, nahm den Sack auf die Achsel und zog mit dem Narren als Inhalt davon.
Wie er aber über die Brücke zur Burg hinaus wollte, stand der Kurfürst samt seinen Edelleuten auf der Brücke; der redete den Bauern an und fragte ihn, was er denn im Sack mit sich trage! Da antwortete das "Bäuerlein": "Gnädiger Herr, ich trage Hafer, den ich aus der Burg geholt habe". Der Kurfürst wollte sich aber mit dieser Antwort nicht begnügen, und er fragte ihn noch einmal.
Quellenhinweis: Jörg Wickram