Vor Weihnachten
von Karl Gerok
Winterlandschaft
2008 © Ulrich Göpfert
Die Kindlein sitzen im Zimmer
- Weihnachten ist nicht mehr weit -
bei traulichem Lampenschimmer
und jubeln: "Es schneit, es schneit!"
Das leichte Flockengewimmel,
es schwebt durch die dämmernde Nacht
herunter vom hohen Himmel,
vorüber am Fenster so sacht.
Und wo ein Flöcklein im Tanze
den Scheiben vorüberschweift,
da flimmert` s in silbernem Glanze,
vom Lichte der Lampe bestreift;
Die Kindlein seh` ns mit Frohlocken,
sie drängen ans Fenster sich dicht,
sie verfolgen die silbernen Flocken;
die Mutter lächelt und spricht:
Wisst Kinder, die Engelein schneidern
im Himmel früh und spät;
an Puppenbettchen und Kleidern
wird auf Weihnachten genäht.
Da fällt von Jäckchen und Röckchen
manch silberner Flitter beiseit,
von Bettchen manch Federflöcken;
auf Erden sagt man: "Es schneit."
Und seid ihr lieb und vernünftig,
ist manches für euch auch bestellt;
wer weiß, was Schönes euch künftig
vom Tische der Engelein fällt!
Die Mutter spricht` s; vor Entzücken
den Kleinen das Herze da lacht;
sie träumen mit seligen Blicken
hinaus in die zaub`rische Nacht.