Unter der Veste-Besatzung zeichnete sich der Konstabler Konrad Rüger besonders aus
Foto © Ulrich Göpfert
Von Nürnberg aus war Wallenstein am Freitag, 28. September 1632 vor Coburg erschienen, hatte nach kurzem Kampf die Stadt besetzt und schickte nun eine Gesandtschaft von gefangenen Coburger Bürgern nach der Veste, die von dem schwedischen Kommandanten die Übergabe erlangen sollte. „So dies nicht geschieht, so sollt ihr vor der Veste niedergeschossen, die Bürger der Stadt niedergehauen, und der Kerl da oben samt seinen Soldaten gehenkt werden!“
Foto © Ulrich Göpfert
Als sie aber vor der Mauer erschienen und ihr Anliegen vorbrachten, geriet der Kommandant, der schwedisch Oberst Taupadel, in heftigen Zorn. Er schalt sie Verräter und drohte, auf sie feuern zu lassen. Sobald sie aber den Rückzug antreten wollten, eröffneten die feindseligen Musketiere das Feuer auf sie. In dieser entsetzlichen Lage blieben sie, bis sich Taupadel erweichen ließ. Vom Ausfallpförtlein aus legte man eine Leiter an die Mauer des Walles. Auf 40 Sprossen stiegen sie in den Graben hinab und wurden durch die genannte Pforte eingelassen.
Foto © Ulrich Göpfert
Am 29. September begann die ordentliche Belagerung der Veste. Auf einem in der Nähe gelegenen Hügel, Fürwitz genannt, pflanzte der Feind zwei Mörser auf, zog Laufgräben und beschoss die Schindel- und Hohe Bastei. Die Granaten richteten jedoch wenig Schaden an, da die Belagerten auf der Hut waren und jedes ausbrechende Feuer sofort im Keim erstickten.
Foto © Ulrich Göpfert
Unter der Besatzung zeichnete sich ein Konstabler namens Konrad Rüger, ganz besonders durch unerschrockene Tapferkeit und durch seine Schusssicherheit aus. Als am Morgen des 30. September Wallenstein mit einigen Begleitern die Veste erkundete, wurde er von einigen Dragonern der Veste-Besatzung erkannt. Rüger richtete seine Feldschlange auf ihn und dicht vor Wallensteins Pferd schlug die Kugel ein, ihn mit Staub und Steinen bedeckend.
„Wart Bestie, wenn ich dich kriege, lasse ich dich hängen!“ soll Wallenstein gerufen haben und Rüger fügt in seinem Tagebuch hinzu: „Das beste aber war, dass er sie nicht hatte!“
Gegen 2 Uhr nachmittags schickte Wallenstein einen Trompeter vor die Veste und ließ nochmals zur Übergabe auffordern. Taupadel ließ ihm antworten, er habe für ihn nichts als Kraut und Lot und die Spitze vom Degen. Wenn Wallenstein die Veste haben wolle, so solle er nur kommen. Dabei war die Lage der Verteidiger nicht beneidenswert. Es fehlte an Nahrungsmittel. Schon hatte man die Pferde wegen Futtermangels erschießen müssen. Das Wasser des tiefen Ziehbrunnens war durch einen unbemerkt hineingefallenen Hund ungenießbar geworden. Trotzdem hielten sie noch den Angriff am 3. Oktober aus.
Foto © Ulrich Göpfert
Von der Brandensteinsebene donnerten die Geschütze, vom Fürwitz spie das Feuer gegen die Basteien. 500 Mann versuchten mit Leitern die Mauern zu ersteigen. Alles umsonst. Wallenstein musste unverrichteter Dinge am 5. Oktober abziehen.
Quellenhinweis: Carl Lesch
Konrad Rügers Meisterschuss
Von Friedrich Hofmann
Als Wallenstein vor der Veste lag,
schier wär’s geworden sein letzter Tag.
Denn Rüger steht auf der Hohen Bastei. –
„Ei, reitet dort vornehme Reiterei!
Voraus der Mann mit der roten Feder
auf dem breiten Hut. Wer soll das sein? –
Der Reiter ist sicher der Wallenstein!“ –
Und vor ihm Läufer und Trompeter. –
Da schmunzelt der Rüger: „Wohlan, ich versuch´s,
dem werd ich jetzt sagen einen schönen Gruß“ –
Er eilt im Nu der Kanone zu
und richtet und zielt mit aller Ruh
gar lange. Nun greift er rasch zur Lunten.
Hurra, Hurra! Blitz, Donner und Strahl!
Aufwirbelt Staub und Erden im Tal,
und der stolze Reiter ist verschwunden.
Dort liegt er voll Erde und voll Verdruss
und auf und davon vor dem zweiten Schuss.
Und wie er reitet so eilig fort,
spricht er ein mächtig, ein drohend Wort
und ballt die Faust hinauf zur Veste:
„Die Bestie hängt, die das mir tat,
erwisch ich sie!“ – Er aber hat
sie nicht erwischt, das war das beste.