ist vermutlich das älteste Bauwerk der Gemeinde Meeder
Sternbergschloss Meeder
Foto: Archiv © Ulrich Göpfert
Zwischen den Langen Bergen im Norden und dem Callenberger Forst im Süden breitete sich ursprünglich sumpfiges Land aus, das später urbar gemacht wurde. In der geografischen Mitte dieses fruchtbaren Landes liegt Meeder.
Jäger der Mittelsteinzeit (8000 – 4000 v. Chr.) werden als die ersten Menschen in dieser Landschaft vermutet. Zahlreiche Gräberfunde beweisen den menschlichen Aufenthalt bereits über die Jahrtausende vor Christus. Zusammenschlüsse zu einzelnen Dörfern werden um 800 v. Chr. nachgewiesen und Heimathistoriker nehmen an, dass zu dieser Zeit Meeder, als das damalige „Moydere“ (sumpfiges Gebiet), bestanden haben muss.
Eine genaue urkundliche Nachweisbarkeit scheint nicht möglich
. Die Vermutung der Heimathistoriker findet sich jedoch darin bestätigt, indem Meeder bereits 1074 als dörfliche Ansiedlung vererbt, mit dem ältesten Marktrecht der gesamten Region 1125 durch Erzbischof Adalbert von Mainz versehen und 1198 als Urpfarrei erwähnt, die 1202 durch den Bischof Konrad, dem Kloster Veilsdorf geschenkt wird. Durch die Urpfarrei St. Laurentius, mit den einzig voll ausgebauten Doppeltürmen im Coburger Land und das mehrmals verbriefte Marktrecht, erreicht Meeder überregionale Bedeutung.
Skizze Sternbergschloss Meeder
Foto © Gemeinde Meeder, Repro: Ulrich Göpfert
In Meeder bestanden einst mehrere adelige Ansitze:
Das Obere Schloss, oberhalb des Pfarrhauses und gegenüber der früheren zweiten Schule, infolge wiederholter einschneidender Veränderungen jetzt ohne schlossartigen Eindruck.
Die verschwundene steinerne Kemenate der Coburger Münzmeister (spätere Herren von Rosenau) im Kirchhof, dann Kloster-saalfeldsches Lehen, genannt zuerst 1424.
Das Untere Schloss, (Sternbergschloss) im südöstlichen Viertel des großen Haufendorfes befindlich.
Das Untere Schloss ist ein in hiesiger Gegend wohl einmaliges und deshalb unersetzliches kastellogisches Objekt, an dem seine bauliche Entwicklung über mehr als 1000 Jahre ablesbar ist, nämlich das Stadium des fränkischen, wenn nicht vorfränkischen Turmhügels des Frühmittelalters, der heute in der sonst rundum völlig ebenen Talsohle des Meederer Baches noch vorhanden ist sowie der massive Turm der hoch- bzw. spätmittelalterlichen Wasserburg, deren meterstarke Wehrmauern z. T. heute noch vorhanden sind und das Stadium des Renaissance-Schlosses.
Sternbergschloss Meeder
Foto: Archiv © Ulrich Göpfert
Es dürfte nicht nur das älteste profane Geschichts- und Kulturdenkmal, sondern im Turmhügelstadium vermutlich das älteste Bauwerk der Gemeinde Meeder überhaupt gewesen sein. Die vermutete Befestigungsanlage inmitten der damals sumpfigen Niederung des noch unregulierten Bachlaufes wäre jedenfalls typisch für slawische bzw. fränkische Befestigungsanlagen und wäre der eindeutige Realbeweis für die Namensdeutung des Ortes Meeder (früher moderim, moydere = „Sumpfland“).
Nach seiner Lage im ehemals versumpften Überschwemmungsgebiet des Meederer Bachs ist das Untere Schloss (Sternbergschloss) das älteste Objekt der drei adligen Ansitze. Durch einen von dem Bach gespeisten hufeisenförmigen Graben, dessen Verlauf noch in der um den Schlosskomplex führenden Straße kenntlich ist, wurde eine Hofanlage (vermutlich königlicher Hof) umgeben und zu deren Schutz der Zeitsitte des frühen Mittelalters gemäß eine sog. Motte aufgeworfen, auf der zunächst ein einfacher Turm aus Holz bzw. Fachwerk errichtet wurde, der ringsum von Palisaden verwahrt war. Dieser Erdaufwurf ist, obwohl teilweise abgegraben und verschleift, noch deutlich wahrzunehmen. Der zugehörige Wirtschaftshof befand sich, wie noch gleichermaßen erkennbar, nördlich der eigentlichen Befestigung auf dem Gelände des nachmaligen sog. Hofbauernguts (Haus Nr. 34 und 35), dort entstand 1952 das „Haus der Bäuerin“. Ein inzwischen aufgefüllter Graben trennt Hof und Motte voneinander.
Die strategische Funktion dieser Turmhügelanlage
bestand in der Sperrung des Tales. Außerdem war sie Sitz und befestigtes Anwesen des herrschaftlichen (ursprünglichen königlichen) Vogtes. Erst im hohen Mittelalter, zur Zeit des klassischen Burgenbaus, erfolgten die Errichtung beständigerer Steinbauten und der Ausbau zur Wasserburg. Der vergängliche Holzturm wurde durch einen quadratischen Steinturm ersetzt. Es ist der Gebäudeteil, der sich der Bahnhofstraße zukehrt. Bei der Südansicht kann man seine bauliche Abgrenzung gegen den hernach angefügten Ostflügel unschwer erkennen. Weitere Baulichkeiten aus Stein vergrößerten die Burganlage, und das Ganze wurde „mit einer starken Mauer umfangen“, wie im „Anschlag des frei eigentümlichen Rittergutes Meeder“ vom Ende des 16. Jahrhunderts zu lesen ist. Überreste der Mauer haben sich in Verbindung mit angebauten Schuppen und Stadeln an der Straße hinter dem Schloss erhalten. Initiatoren des Bauvorganges waren wohl die Herren von Sternberg auf Callenberg, die bis zu ihrem Erlöschen im Jahre 1592 das Gut Jahrhunderte lang innegehabt hatten. Etliche z. T. prächtige Grabmäler an und in der Pfarrkirche St. Laurentius überliefern der Nachwelt ihre Namen, Lebensdaten und Ahnen.
Der letzte tief greifende Umbau des Schlosses geschah 1624
durch Marx Amling, der den alten sternbergischen Ansitz von den Erben des ausgestorbenen Geschlechts gekauft hatte. Die Jahreszahl „1624“ zwischen den Initialen des Bauherrn „MA“ sind in den Sturz des linken Erdgeschoßfensters auf der Südseite des erwähnten Steinturms eingehauen. Marx Amling hob den Wehrcharakter des festen Hauses auf und gab dem Bauwerk in der Hauptsache seine gegenwärtige Gestalt. Er ließ die Gräben einschütten, die Gebäude bis auf die Umfassungsmauern des Turms niederlegen, in den er größere lichte Fenster brechen ließ und baute auf steinernen Untergeschossen zwei neue, im rechten Winkel aufeinander stoßende Flügel aus kunstvollem Fachwerk an. Er setzte dem überkommenen Turm Giebel auf, während er an dessen Nordseite, in der Ecke der angefügten Trakte einen achteckigen Treppenturm, ebenfalls aus Fachwerk, anlehnte, der aber nur zu einem Drittel aus der Mauerfront vorspringt.
Auch die früher sicherlich reichere Ausstattung mag auf Amlings Zeit zurückgehen
In den Obergeschossen des alten Turms durch die Hausbewohner unterdessen leider mehrfach übertünchte Stuckaturen; an der Decke des 1. Stockwerks die sechs christlichen Tugenden, an der Wand darunter die vier Evangelisten mit ihren Symbolen, sowie eine Stuckdecke mit der Darstellung von Mariä Verkündigung; im 2. Stock an der Decke die allegorischen Gestalten der vier Jahreszeiten, darunter an den Wänden barockes Schnörkelwerk mit Engelsköpfen und einer Elster. Auf der Spindel der gewendelten Turmtreppe stand ein aus Holz geschnitzter prachtvoller Adler.
Johannes Meyer (Schlossbesitzer)
Foto: © Gemeinde Meeder, Repro: Archiv Ulrich Göpfert
Mit dem kinderlosen Aussterben des Sternbergschen Rittergeschlechts 1592 kam dieser wohl älteste und markanteste Profanbau 1859 für 4500 fl. in den Besitz der Wirtsleute Johannes Nicol und Margaretha Meyer. Die Schlosswirtschaft mit angebauter Brauerei erlebte nach voller Blüte durch den Krieg und Kinderlosigkeit raschen Niedergang.
Nach getaner Arbeit kann der Göhrings Johann
zufrieden heimkehren. Im Hintergrund das
Sternbergschloss im damaligen Zustand
Foto: © Gemeinde Meeder, Repro: Archiv Ulrich Göpfert
Dank des staatlichen Denkmalentschädigungsfonds sowie der Rührigkeit und Beherztheit vom ehemaligen Bürgermeister Hofmann und Oberlehrer Arno Angermüller erhielt dieses bauliche Kleinod in den Jahren 1972 bis 1982 durch kompletten Abriss der hässlichen späteren Anbauten sowie totale Bausicherung und Außenrenovierung seine bauliche Würde zurück.
Dieses Schloss ist von höchstem Interesse, ganz abgesehen von seinem unersetzlichen Wert als bedeutsames Geschichts- und Kulturdenkmal der Gemeinde Meeder, deren Schicksal es über ein Jahrtausend lang entscheidend mitbestimmte.
Herzlichen Dank vor allem an Frau Martina Truckenbrodt von der Gemeindeverwaltung Meeder, die mich bei meinen Recherchen zu diesem Beitrag unterstützte.
Quellenhinweise:
Gemeinde Meeder, Helmut Rischert, Arno Angermüller und Auszüge aus dem Buch „Meeder in alten Bildern“ von Altbürgermeister Helmut Hofmann