Der Fall Manfred Wittmann

Er soll wieder freikommen !!!
Der dreifache Mädchenmörder Manfred Wittmann
aus Kaltenbrunn/Oberfranken

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Veste Coburg
Foto: 2012 © Ulrich Göpfert
Von 1968 bis 1971 lebte die Bevölkerung von Coburg-Stadt und -Land in Angst und Schrecken,
bis der dreifache Mädchenmörder Manfred Wittmann festgenommen wurde.

Am 2. Weihnachtsfeiertag 1959, Manfred Wittmann war damals 16 Jahre alt, lauerte er nach dem Besuch im Kino der damaligen 19jährigen Irmgard F. aus Freiberg auf. Als sie an ihm vorübergehen wollte, schlug er sofort zu und zwang die junge Frau sich auszuziehen. Danach schnitt er ihr mit seinem Taschenmesser am Hals herum und als Blut heraus floss, ließ er von ihr ab, weil er dachte Irmgard  F. sei tot. Dieser Überfall wurde trotz der Anzeige von der Polizei nie aufgeklärt.

Erst 1968 gerät der Bitumenmischer Manfred Wittmann, damals 29 Jahre alt,  wieder gewalttätig an ein Mädchen. Er bringt am Donnerstag, 19. Dezember 1968 Nora Wenzl bestialisch um. Er begeht noch zwei weitere, noch scheußlichere Morde, an Helga Luther am 28. August 1969 und Sieglinde Heubner am 15. November 1969, bis sich jemand der Kratzer erinnert, von denen 1959 gemunkelt worden ist.

In der nächsten Umgebung von Manfred Wittmann war die Fähigkeit, dem Nachbarn, dem Arbeitskollegen oder dem Vereinskameraden gegenüber aufmerksam zu sein, nicht vorhanden. Man schwieg bis zu seiner Verhaftung und Verurteilung. 

Die Bevölkerung lebte In Angst und Schrecken
In dieser Zeit lebten die Eltern, Großeltern, Geschwister und Anverwandten im Coburger Land und darüber hinaus in Angst und Schrecken. Sie waren sehr in Sorge um ihre Töchter, Enkelinnen und jungen Frauen, wenn sie die Wohnungen verließen um sich mit Freunden oder Freundinnen zu treffen, oder an Tanz- und sonstigen Veranstaltungen im Stadt- und Landkreis Coburg teilnahmen. Es wurde immer dafür gesorgt, dass Sie nach Ende der Veranstaltungen vom Vater, der Mutter oder den älteren Brüdern mit dem Auto abgeholt und sicher nach Haus zurück gebracht wurden.

357 Tage lang suchte die Polizei nach dem Mann, der drei junge Mädchen ermordet hatte.
Dann war die Jagd vorbei und Beamte der Polizei verhafteten in Kaltenbrunn Manfred Wittmann, damals 26 Jahre alt, in der Wohnung seiner Eltern. Acht Stunden später gestand Wittmann die Morde.  In seinem Heimatort Kaltenbrunn galt Wittmann als sympathischer junger Mann, der Mitglied des Sportvereins, der Feuerwehr und Tischtennistrainer war.

In Coburg wird demonstriert und die Todesstrafe verlangt
1971 wird dem dreifachen Mädchenmörder im Schwurgericht Coburg der Prozess gemacht
Dienstagmorgen, 23. November 1971 vor dem Gerichtsgebäude in Coburg drängen sich die Menschen. Hunderte wollen zum Prozess gegen den 28jährigen Angeklagten Manfred Wittmann. Es wurden jedoch nur 140 Karten für die Schwurgerichtsverhandlung ausgegeben.

Wo Menschen den Angeklagten zu Gesicht bekommen, brechen sie in Schmährufe aus. Einmal musste der Sitzungssaal geräumt werden, denn es war telefonisch die Explosion einer Bombe angekündigt worden. Die Vorkehrungen, die das Leben des Angeklagten schützen sollen, waren tatsachlich notwendig. Am liebsten hätten die zahlreichen Zuschauer den Angeklagten gelyncht. Die meisten von ihnen waren Baufacharbeiter, die aus der Nähe von Kaltenbrunn im Itzgrund stammten und den Mörder persönlich kannten.

Der Münchner Staranwalt Rolf Bossi und der renommierte Gutachter Dr. Schorsch wollten eine Einweisung für den Serienmörder Wittmann in eine psychiatrische Anstalt erwirken, doch alle ihre Bemühungen scheiterten. Am 15. Dezember 1971 verhängte das Coburger Schwurgericht drei lebenslange Freiheitsstrafen gegen Manfred Wittmann.

Durch die besondere Schwere der Schuld ist eine Aussetzung der Haft auf Bewährung erstmals nach 30 Jahren möglich
Manfred Wittmann verbüßt seit 1971 in der Justizvollzugsanstalt Straubing seine Strafe. Nach 30 Jahren hatte er einen Antrag auf Aussetzung seiner lebenslänglichen Haftstrafe auf Bewährung gestellt, diesen aber wieder zurückgezogen. Warum? -  weiß niemand. In diesen 30 Jahren hatte er sich in den Anstaltsbetrieben weiterbilden lassen.

Die Aussetzung der Haft auf Bewährung wurde seither regelmäßig geprüft - allerdings immer mit negativem Ausgang für den Gefangenen.

Bei einer neuen Überprüfung kam ein Sachverständiger nun zu der Einschätzung, dass es eher unwahrscheinlich ist, dass der Mann eine gleichartige Tat wiederholen würde. Somit könnte er aus der Justizvollzugsanstalt Straubing entlassen werden.

Einrichtung muss Mann aufnehmen
Der Coburger leitende Oberstaatsanwalt Anton Lohneis befürchtet, dass der 69-Jährige in Freiheit nicht zurechtkommt und wieder straffällig wird. Er sei in der Haft zwar therapiert worden, ob die Behandlung erfolgreich gewesen sei, müsse sich aber erst zeigen, sagte Lohneis. Außerdem ist nicht klar, wo er unterkommen soll. Nach 42 Jahren im Gefängnis brauche der inzwischen gebrechliche Häftling nicht nur medizinische, sondern auch soziale Betreuung.

Die bisher befragten Einrichtungen haben nach Informationen der Coburger Staatsanwaltschaft eine Aufnahme des 69-Jährigen abgelehnt. Findet sich keine Einrichtung, muss der Mann in Haft bleiben, so der Beschluss der Strafvollstreckungskammer Regensburg.

Die weitere Entwicklung in diesem Fall bleibt abzuwarten.
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