Die Wunderkraft des Wassers
Der Gesundbrunnen „Mariahilf“ bei Stelzen in Thüringen
Eine Sage von der Itzquelle
Die Itzquelle bei Stelzen in Thüringen
2009 © Ulrich Göpfert
Unter einer von ehrwürdigen Linden beschatteten Grotte bei der Kirche des Dörfchen Stelzen entspringt der Gesundbrunnen „Mariahilf“, diese Quelle machte den Ort Stelzen früher zu einem viel besuchten Wallfahrtsort.
Ein reicher Mann der Stadt Würzburg lag schwerkrank seit vielen Jahren im Bett. Als er nun einst in der Nacht vor großen Schmerzen nicht schlafen konnte, bat er inbrünstig im Gebet Gott um Heilung. Da wurde plötzlich sein Zimmer von himmlischem Glanz erleuchtet, und vor ihm stand die Heilige Jungfrau in himmlischer Klarheit, angetan mit kostbarem glänzendem Gewand und ihr Haupt umgeben mit einem Heiligenschein. Leisen Schrittes näherte sie sich dem Schmerzgeplagten und sprach: „An der Quelle des Dörfleins Stelzen wirst du Genesung finden.“
Pfarrkirche Stelzen
2009 © Ulrich Göpfert
Als der Mann durch das Wasser dieser Quelle gesund geworden war, baute er aus Dankbarkeit eine Kapelle, die er „Mariahilf“ nannte. Aus allen Ländern aber strömten nun Lahme und Gichtbrüchige herbei, die hier alle Genesung suchten und fanden, wie die vielen an der Wand des Kirchleins von den Gesundgewordenen aufgehängten Krücken bezeugen.
Von den vielen im Kirchlein aufgehängten Stelzen erhielt das Dörflein, das später hier erbaut wurde, den Namen „Stelzen“. Als jedoch die vom Geldteufel angesteckten Bauern sich das Heilwasser, das bisher umsonst abgegeben wurde, von den Kranken bezahlen lassen wollten, da verschwand plötzlich die Wunderkraft des Wassers. Die Quelle versiegte zwar nicht, aber ihr Wasser heilte nicht mehr. Infolgedessen blieben nun auch die Fürsten, Grafen, Ritter und Herren, die alljährlich nach ihrer Genesung der Kapelle reichliche Spenden geopfert hatten, weg.
Kirchentür der Pfarrkirche Stelzen
2009 © Ulrich Göpfert
Noch bis zum Jahr 1830 befanden sich auf dem Dachboden der auf der Stelle der Kapelle erbauten Pfarrkirche viele alte Stelzen als Wahrzeichen der einstigen Wunderkraft der Quelle. Nach einer alten Sage soll unter dem Altar der Kirche ein goldenes Hirschgeweih verborgen liegen, das aber bis zum heutigen Tag noch nicht aufgefunden werden konnte.
Quellenhinweis: Hermann Wettig